Der moderne Horrorfilm – Blicke über den Tellerrand

25.02.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
On a rare occasion, a special child appears
Universal/moviepilot
On a rare occasion, a special child appears
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Fernab von nervensägenden Franchises, dem zombifizierten Massenpublikum und paranormalen Zuschauerzahlen zeigt moviepilot-User Boogers666 auf, dass es trotz allem noch Hoffnung für das Horrorgenre gibt.

Dies ist ein subjektiver Text, man darf gerne anderer Meinung sein als ich und darf mir das auch gerne mitteilen.

Back to the future?

Die Meilensteine dieses Genres wurden früh gelegt, in einer Zeit, in denen die Unwissenheit der Zuschauer den Filmemachern in die Karten spielte. Denn niemand konnte genau erahnen, was ihn erwarten wird, wenn er ein Lichtspielhaus betritt. Obwohl natürlich Werbung usw. durchaus eine Rolle spielten, so ist der Unterschied zum viralen Zeitalter gravierend. Heutzutage, kann man im Voraus über jeden Film alles erfahren und kennt neben der fast kompletten Inhaltsangabe auch die Biographie des Regisseurs und die des Kameramannes. Das wirkt sich natürlich enorm auf unsere Sehgewohnheiten aus und verändert dadurch ungemein die Wahrnehmung und Auffassung von Medien im Allgemeinen.

Wenn man aber jetzt den Wandel der Filme, die in diesem Genre entstanden sind, damit vergleicht, dann wird man feststellen, dass sich dort nicht allzu viel geändert hat. Denn der Aufbau und Ablauf diverser Horrorfilme aus den gleichen Subgenres ist oftmals identisch. Einzig und allein die Technik hat sich verändert, und dies wird vielen Genrevertretern zum Verhängnis. Da heute die Formel: Mehr Effekte = besserer Film, für die meisten aufzugehen scheint. Warum also vom Konzept abweichen? Das Problem dabei ist allerdings nicht die Effekthascherei als solche, sondern die Verbindung mit der fehlenden Originalität. Denn das gleiche Konzept wie vor 40 Jahren wird heute immer noch fabriziert, nur eben auf Hochglanz poliert. Das nutzt sich ab und verkommt zum stumpfen Selbstzweck. Deswegen scheint das Horrorgenre dem Untergang geweiht, es sei denn man findet einen Weg, dem alten Wohlbekannten seine Wirkung zurückzugeben und dabei auf neuere Stilmittel zu verzichten, oder mit den neuen Stilmitteln dem Alten einen neuen Aspekt abzugewinnen.

Des Weiteren ist unsere heutige Sichtweise auf die Geschehnisse in Filmen allgemein anders als vor 30 Jahren, denn heutzutage wird man durch das Fernsehen und andere Medien (Internet,Zeitung) quasi abgehärtet: Die Grenzen für die letzten Tabus werden gebrochen und durch den steigenden Gewaltgrad, der allerdings zur Unterhaltung und nicht zur Abschreckung dient, ändert sich dementsprechend auch unsere Auffassung von Gewalt und dem Zeigen von explizitem Inhalten. So befinden sich auch die Vorlieben der Macher von Filmen, insbesondere der Filme, deren Kern aus Gewalt besteht, im ständigen Wandel. Durch mediale Aufklärung hat heute keiner mehr Angst vor Tentakelmonstern oder vor Graf Dracula.

Vielmehr geht es immer mehr darum durch immer explizitere Gewalt und Perversionen den Zuschauer bei Laune zu halten. So können Formaten wie Gargantua – Das Monster aus der Tiefe usw. (mit Ausnahmen) keine großen Anhänger mehr finden. Stattdessen werden immer mehr Tabus gesucht, die es noch zu brechen gilt. Das kann, in Einzelfällen, funktionieren, aber meist entsteht daraus der gleiche klischeetriefende Einheitsbrei wie vor 30 Jahren, nur eben brutaler und expliziter, was dem ganzen seine Subtilität und damit auch seinen Horror raubt.

Womit ich bei einem weiteren Aspekt wäre, der bei der Modernisierung des Horrorfilms eine wichtige Rolle spielt: Die genretypischen Stereotypen und Klischees. Der Unterschied der sich hier zwischen früher und heute offenbart, ist, dass früher Klischees nicht als das gesehen wurden, was sie heute sind. Natürlich fing das „auf die Spitze treiben“ nicht erst mit der Jahrtausendwende an, aber zuvor (vor allem vor den 90ern) waren Klischees nicht der absolute Spannungskiller, der sie heute sind. Obwohl natürlich ein Horrorfilm auch davon profitieren kann, so werden sie dennoch fast ausschließlich als Störfaktor angesehen. Ein einfaches Beispiel ist der „Spiegel-Trick“ (Person klappt Spiegel auf und wieder zu, niemand da, wiederholt den Vorgang, Mörder steht hinter ihr). Zu Beginn war das bestimmt absolut schockierend, aber dieser einfache Trick ist in verschiedenen Variationen zum absoluten Spannungskiller geworden, da jeder weiß, was ihn erwartet. Wenn man nun meine, das der Trick ausgelutscht sei, so liegt man falsch, denn obwohl er nicht mehr funktioniert, so findet man ihn heute in fast jedem Horrorfilm wieder. Deswegen erfordert es einen Umbruch in diesem Genre. Doch bevor ich näher darauf eingehe durch welche Personen bzw. Filme dies erfolgt ist/erfolgen wird, werde ich näher auf die Entwicklung des Horrorfilms ab dem Jahre 2000 eingehen.

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