Im Jahr 2007 wurde mit Assassin's Creed eine der größten Videospielmarken der Welt geboren. Das Entwicklerstudio Ubisoft Montreal begründete mit dem Mix aus Klettern und Meuchelmorden ein Franchise, das heute auf ganze elf Hauptteile zurückblicken kann und Millionen von Gamern in historische Schauplätze zieht. 2016 blieb ein neuer Ableger aus, dafür brachte Ubisoft zusammen mit dem Hollywood-Studio Fox einen Spielfilm in die Kinos.
Obwohl für die Videospielverfilmung Assassin's Creed 125 Millionen US-Dollar Budget zur Verfügung standen und jede Menge Ambition in das Projekt investiert wurde, ging das Konzept am Ende nicht auf. Nur rund 241 Millionen US-Dollar nahm der Titel an den weltweiten Kinokassen ein, die Presse veröffentlichte teils niederschmetternde Kritiken und auch die Fans zeigten sich nicht wirklich begeistert. So richtig glücklich wurde keiner mit Assassin's Creed.
Darum geht es in Assassin's Creed
Für die Handlung nahmen sich die Macher nicht einen bestimmten Part der populären Spielereihe vor, bedienten sich jedoch am bewährten Animus-Konzept. So wurde für den Film die Figur Callum Lynch (Michael Fassbender) neu geschrieben, der mit Hilfe des namensgebenden Apparats die Erinnerungen seines vor 500 Jahren verstorbenen Vorfahren Aguilar erleben kann. Dieser kämpft als Assassine gegen die Bruderschaft der Templer im Spanien des 15. Jahrhunderts.
- Auf Rotten Tomatoes zeigt das Tomatometer der Kritiker nur 18 % positive Bewertungen, der Zuschauerschnitt kommt bei 43 % zum Erliegen.
- Auf der IMDb markiert Assassin's Creed eine Durschnittswertung von nur 5,8.
- Die Moviepliot-Community vergibt im Schnitt 5.2 Punkte.
Damit verzeichnet das Rezept aus Science-Fiction-Thriller und Geschichts-Epos das nächste Kapitel im Trauerspiel der ewig schlechten
Videospielverfilmungen. Dabei waren die Vorzeichen so gut: Ubisoft
beaufsichtigte das Projekt persönlich mit und für die kreative Umsetzung wurde nahezu
das komplette A-Team des künstlerisch hochinteressanten Macbeth engagiert. Die
Shakespeare-Adaption erschien ein Jahr zuvor und stieß auf beachtliche Resonanz,
Macbeth galt vor allem visuell als großes Spektakel. Folgende Personalien teilen
sich die Filme:
Regisseur Justin Kurzel, Drehbuch-Co-Autor Michael Lesslie, Kameramann Adam Arkapaw, Musik-Komponist Jed Kurzel sowie die Hauptdarsteller Michael Fassbender und Marion Cotillard.
Die großen Probleme des Assassin's Creed-Films
Auch bei Assassin's Creed gibt es prächtige Kulissen im historischen Szenario der Spanischen Inquisition zu bestaunen. Wenn Hollywood-Star Fassbender sich in seiner Attentäterkutte vom Kirchturm in die Tiefe stürzt, dann ist der Geist der Vorlage förmlich spürbar (auch wenn er nicht in einem Heuhaufen landet). Außerdem kommt es der Atmosphäre sehr zugute, dass in den geschichtlichen Sequenzen ausschließlich spanisch gesprochen wird.
Doch warum ging die Rechnung trotzdem nicht auf? Folgende Punkte stören uns persönlich besonders stark am Assassin's Creed-Film:
- Das Erzähltempo stimmt nicht. Die Handlung wird sehr unruhig abgearbeitet, Figuren ohne große Erklärung eingeführt. Der ständige Wechsel zwischen den Zeitebenen ist konfus.
- Der Film spielt größtenteils in der sterilen Abstergo-Einrichtung der Gegenwart. Dabei bildet die andalusische Kulisse im Jahr 1492 die viel interessantere Geschichte. Doch die Ausflüge zur Wendezeit des Mittelalters werden nur in kurzen wie raren Häppchen eingestreut. Die Gegenwarts-Episoden gelten schließlich auch in den Spielen ebenfalls als sehr unbeliebt und bilden dort nur eine Randnotiz.
- Die Animus-Szenen im alten Spanien enttäuschen. Das Produktionsdesign ist stimmig, die Fotografie gekonnt, doch der viel zu hektische Schnitt zerstört jede Immersion.
- Jed Kurzel, Bruder des Regisseurs Justin, liefert im Gegensatz zu seinem Score für Macbeth müde Klänge ab, die nicht annähernd an die ikonische Musik von Jesper Kyd aus den Spielen heranreichen.
"Schrecklich": Das sagen die Fans zum Fassbender-Film
Doch was sagen Fans, Kenner und Spiele-Experten zum Kinofilm? Schon nach dem Trailer kamen erste Zweifel an der Leinwandadaption auf, als ausgerechnet Hip-Hop-Musik von Kanye West die Kolonialzeit-Aufnahmen untermalte. Auch das Endergebnis überzeugte nur wenige. Auf Reddit finden wir Stimmen wie: "Ein schreckliches, schreckliches Drehbuch."
Dass die Templer im Film nahezu keine Waffen
benutzen, stieß bei den Anhängern besonders auf Verwirrung, verkörpern sie in
der Vorlage doch die große Bedrohung der Assassinen. Einen wirklichen Sinn konnten Assassinen-Zocker ohnehin nicht so richtig in der Geschichte ausmachen.
"Wenn du einen Film planst, ein Buch schreibst oder irgendeine Story
entwirfst, dann nutze bitte diesen Film als Beispiel, wie man es nicht machen
sollte", lesen wir auf Reddit.
Es fehlt die Essenz der Vorlage, der Schöpfer findet es chaotisch
Moviepilot lieber_tee verlor im "unverständlichen Handlungs-Durcheinander" schnell die Lust. "Nichts im Film erbringt Sinn, geschweige denn Tiefe. In der Historie wird herumgehopst, alle stürzen sich ständig in die Leere des Drehbuches."
Vorlagen-Bekenner RolfMuller vermisst die Dinge, "die den besonderen Reiz der Spieleserie ausmachten":
Die damaligen Welten wirklich zu erleben, zu erfühlen und zu spüren mit historischen Persönlichkeiten, Intrigen, Konflikten und all seinen politischen Machenschaften ist unheimlich spannend.
Auch der Assassin's Creed-Erfinder Patrice Désilets hat sich die Bewegtbild-Umsetzung seiner Schöpfung angesehen (wenn auch in einem Flugzeug, wie er im Youtube-Interview mit Loomer verrät) und befand ihn für "ziemlich chaotisch". Immerhin punktet der Film, wenn er vorbei ist: Der Song zum Abspann von der Musikgruppe Young Fathers sorgt für ordentlich Rhythmus im Blut.
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Assassin's Creed läuft am heutigen Sonntagabend, dem 19.05.2019 um 20:15 Uhr auf ProSieben als Free-TV-Premiere.
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