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Die schmerzliche Wahrheit über Vorverurteilung und Gruppenwahn

14.10.2014 - 12:00 Uhr
Der Warnschuss, der schlimmer ist, als der Schuss, der trifft.
Wild Bunch/Central Film
Der Warnschuss, der schlimmer ist, als der Schuss, der trifft.
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Man stelle sich vor, dass aus heiterem Himmel die eigene Welt zusammen bricht und das völlig grundlos. Man wird von allen gemieden, von allen gehasst und von jedem verabscheut. Und dabei bleibt es nicht. Personen die noch weniger am Verbrechen beteiligt sind als man selbst, wie Freunde und Verwandte, werden verbal und körperlich attackiert und verurteilt. Am Ende steht der Gruppenwahn über der Unschuldsvermutung.
„Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist solange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.“ 

So lautet eines der Grundprinzipien des Strafverfahrens rund um den Globus. Doch sobald es ein Gerücht gibt, das sich immer mehr in den Köpfen der Menschen festsetzt, wird dieser Grundsatz aus den Gehirnen gebannt. Vor allem wenn es sich um eine abscheuliche Tat handelt wie Kindesmissbrauch.

Die Jagd von Thomas Vinterberg versetzt einen in die Lage Lucas (Mads Mikkelsen), welcher als Erzieher in seinem kleinem, dänischen Heimatdorf tätig ist. Lucas wird beschuldigt, der 5-jährigen Klara, der Tochter seines besten Freundes, seinen Penis gezeigt zu haben. Er wird aus seinem Job entlassen, seine Ex-Frau verbietet ihn den gemeinsamen Sohn Marcus zu sehen, sein bester Freund vertraut ihm nicht mehr. Marcus versucht seinen Vater in der Dorfgemeinde bestmöglich zu verteidigen, doch er wird sogar gewaltsam attackiert. Der Hass der Dorfgemeinde schaukelt sich soweit hoch, dass der Hund von Lucas und Marcus getötet wird und vor deren Haustür als Drohung ausgelegt wird. Lucas ist es nicht mal mehr gestattet, im örtlichen Supermarkt einzukaufen, er wird mit Prügel aus dem Laden getrieben. Gegen Lucas wird kein Strafverfahren eingeleitet, da sich Klara nicht an die vermeintliche Tat erinnern kann und nachweislich die anderen Kinder falsche Aussagen getätigt haben. Sein bester Freund ist erst dann überzeugt, als Klara im Schlaf sagt, sie habe etwas Dummes gesagt und Lucas hat nichts gemacht.

Im darauffolgenden Herbst wird Marcus in den Jagdverein des Dorfes aufgenommen. Lucas und Klara tollen und spielen wie in alten Zeiten im Haus rum. Doch am Ende des Films kommt die Szene, in dem jedem der Atem stockt: Auf Lucas wird während der Jagd geschossenen, der Schuss trifft knapp neben einen Baum. Nur die Silhouette des Schützen ist im Gegenlicht zuerkennen. 

Ich kriege Gänsehaut während ich die letzte Szene des Films beschreibe. Mir wird klar das gegen Lucas, obwohl er unschuldig ist, er in manchen Köpfen in der Gemeinde immer noch schuldig bleiben wird. Laut des Gesetzes war er nie schuldig, doch sobald der Verdacht gegen ihn aufkam, war er schuldig für die Gemeinde. Es gab eigentlich nur einen Hinweis, dass Lucas schuldig war und das war die Aussage eines 5-jährigen Mädchens. Das Sprichwort "Kindermund tut Wahrheit kund" ist allen bekannt, doch auch Kinder können Sachen für die Wahrheit halten, obwohl es nicht die Wahrheit ist. 

Dieser Film zeigt mir, wie schnell wir Menschen durch die kleinsten Hinweise verurteilen und darüber hinaus noch sogar selbst zu einem Straftäter werden, nur um unseren Hass gegenüber eines noch Unschuldigen Ausdruck zu verleihen. Sobald ein Gerücht auf kommt über ein schändliches Verbrechen wie Kindesmissbrauch beginnen die Menschen in Zeiten des Internets mit einer Hetze via Facebook und Co. Doch es könnte sein das dieser Mensch unschuldig ist und somit versaut man ihm sein ganzes Leben, denn wie im Film gibt es irgendwo immer noch einen Menschen der glaubt er war es. Und dieser Mensch wird auch nach der bewiesenen Unschuld nicht damit aufhören, das Leben der Person zu zerstören. 

Das alles symbolisiert dieser Warnschuss für mich und ist somit eine meiner Lieblingsszenen.


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