Dieser Lieblingsfilm ist Einer mit Herz

18.06.2011 - 16:50 Uhr
One From The Heart
Maple Pictures
One From The Heart
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Francis Ford Coppola hat mit seiner Der Pate-Trilogie den Mafiafilm neu erfunden und ist mit Apocalypse Now an den Rand seiner Belastbarkeit gegangen. Doch nie war er mehr Filmkünstler, als in einem kleinen Musikfilmchen namens One from the Heart.

Ich versuche manchmal, wenn ich an meinen Lieblingsfilm One From The Heart – Einer mit Herz denke, mich in die Psyche von Über-Regisseur Francis Ford Coppola zu versetzen: Kurz zuvor hat er Apocalypse Now auf den Philippinen abgedreht und ist nur knapp dem Wahnsinn entkommen. Ein Taifun hat das Set zerstört, Marlon Brando fühlte sich zu fett und wollte absagen, Harvey Keitel war der Falsche für die Hauptrolle und musste nach einigen Wochen durch Martin Sheen ersetzt werden, der prompt um ein Haar an einem Herzinfarkt gestorben wäre. Trotzdem, mit unendlicher Kraftanstrengung, hat der diesen Film gemeistert. Aber wenn ein Regisseur so etwas einmal erlebt hat, dann bleiben ihm nur zwei Möglichkeiten: Nie wieder einen Film zu drehen, oder beim nächsten Mal alles anders zu machen. Bei One From the Heart machte er alles anders.

Eine Welt, die ganz Film ist
In One from the Heart geht Coppola vom politischen in private und erzählt uns die Geschichte von Hank (Frederic Forrest) und Frannie (Teri Garr). Das Pärchen aus einfachen Verhältnissen wohnt gemeinsam am Stadtrand von Las Vegas und liebt sich, aber eckt immer wieder an den Macken des anderen an. Irgendwann, in einem Streit um Nichtigkeiten, trennen sie sich und begegnen kurz darauf ihren vermeintlichen Traumpartnern, ohne jedoch den anderen vergessen zu können.

Bei dieser einfachen Geschichte schien Francis Ford Coppola nichts dem Zufall oder den Launen der Natur überlassen zu wollen: Alles wurde im Studio gedreht, selbst die Außenaufnahmen in einem stilisierten Las Vegas sind nur Kulissen vor gemaltem Hintergrund. Doch anstatt die Künstlichkeit seines Sets vertuschen zu wollen, trägt er sie stolz nach außen. Man sieht ihm die Freude an, mit der er jedes Detail dieser Traumwelt kontrollieren kann und welche das falsche Las Vegas in eine echte Traumwelt verwandelt. Wenn hier beim Liebesspiel diskret der Blick abgewendet wird, dann nicht, indem die Kamera wie in anderen Filmen auf Schwarz blendet. Nein, in einer Welt, die ganz Coppola gehört, blendet das ganze Set aus: Die Deckenlampe, die Licher der Stadt und selbst der Mond werden dunkel, um dem Pärchen ihr Geheimnis zu lassen. In einer anderen Szene nach der Trennung weinen sich beide bei ihren besten Freunden aus. Sie fühlen sich einsam und sind sich doch ganz nah. Ein normaler Regisseur hätte hier eine Parallelmontage geschnitten, doch in One from the Heart wird die Wand, welche beide auf dem Set trennt, durchsichtig und wir sehen beide Szenen gleichzeitig, indem bald der vordere Raum mit Hank, bald der hintere Raum mit Frannie abgedunkelt werden.

Einer mit Herz
All dies ist interessant und eine visuelle Freude. Auch die Schauspieler sind auf der Höhe ihrer Kunst und Nastassja Kinski war nie schöner als in der Rolle des verführerischen Zirkusmädchens. Doch was One from the Heart zum Lieblingsfilm macht, ist sein Herz – und das Herz hat hier zwei Namen: Tom Waits und Christal Gayle. Gemeinsam besingen sie die Höhen und Tiefen des Liebespaares in einem der schönsten Soundtracks der Filmgeschichte. In ihren Stimmen wird der Schmerz aber auch die Liebe zwischen Hank und Frannie unmittelbar spürbar und wenn Tom Waits beim Blick auf die verlassene gemeinsame Wohnung brummt “I’m just a scarecrow without you. Oh baby please don’t disappear”, dann bleibt zumindest mein Taschentuch nicht trocken.


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