Ein Mann der Extreme - Michael Fassbender

01.12.2011 - 08:50 Uhr
Michael Fassbender in Jane Eyre
Tobis
Michael Fassbender in Jane Eyre
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Es ist das Jahr des Michael Fassbender. Nach X-Men, Shame und Eine dunkle Begierde ist der Schauspieler mit deutschen und irischen Wurzeln bereits zum vierten Mal Thema in diesem Kinojahr. In dieser Woche startet sein neuer Film Jane Eyre in den Kinos.

In dieser Woche kommt Michael Fassbender mit Jane Eyre von Cary Fukunaga ins Kinos. Er verkörpert in der Literaturverfilmung Lord Rochester und präsentiert uns einen Mann, der viele Adjektive auf sich vereint: leidenschaftlich, grimmig, sexy, düster, romantisch, schwermütig. Mit Jane Eyre zeigt der Schauspieler eine weitere faszinierende Facette seines Könnens und beweist wieder eindrücklich, was in ihm steckt.

Das erste Mal, dass der Name Michael Fassbender einer größeren Kinogemeinde auffiel, mag 2008 gewesen sein. Da spielte er in Hunger den inhaftierten IRA-Terroristen Bobby Sands, der im nordirischen Maze Prison in den Hungerstreik tritt und stirbt. Zehn Inhaftierte überlebten diesen Streik 1981 nicht. Regisseur Steve McQueen zeigt in seinem Regie-Debüt eindrucksvoll, wie der Körper unter diesem Protest leidet, wie er zur letzten autonomen Zufluchtstätte wird, wie er nach und nach verschwindet und er findet in Michael Fassbender einen genialen Darsteller, der seinem Körper extreme Grenzerfahrungen zumutet. Der Schauspieler wurde während seiner Vorbereitungen und bei den Dreharbeiten ärztlich betreut und von einer Krankenschwester begleitet, da er bis auf die Knochen radikal abmagerte. Von seinem Körper bleibt in dem Film nichts übrig, aber für den Zuschauer hat sich Michael Fassbender tief ins Gedächtnis eingegraben.

1977 wurde Michael Fassbender in Heidelberg geboren, doch erst mit 30 Jahren hat er in Hunger seine erste große Hauptrolle, vorher war er im Fernsehen präsent, spielte auch Theater. Aber es scheint, als hätten die Regisseure auf ihn gewartet und als würde er jetzt erst richtig loslegen. In Fish Tank von Andrea Arnold ist er der Mann, der von Mutter wie Tochter begehrt wird, aber letztlich beide betrügt. Er ist attraktiv, begehrenswert, sehr männlich, aber wie so oft trügt der Schein und Michael Fassbender gelingt es, die verschiedenen Facetten der Figur glaubwürdig zu präsentieren. In Centurion – Fight or Die ist er der einzige römische Überlebende nach einer Schlacht mit einem keltischen Stamm. Quentin Tarantino holt ihn sich als britischen Offizier, der Filme liebt, für Inglourious Basterds vor die Kamera. In der Filmsatire macht er mit einer einzigen, kleinen und unbedachten Handbewegung einen ganzen Plan der Nazigegner zunichte. Im Superheldenfilm X-Men: Erste Entscheidung bewegt er als Erik / Magneto mit seinen Gedanken riesige Raketen und sieht dabei gar nicht albern aus.

Bisheriger Höhepunkt des Jahres war für Michael Fassbender sein Auftritt beim Filmfestival Venedig, wo er gleich zweimal präsent war, in Shame wieder unter der Regie von Steve McQueen, und im Film Eine dunkle Begierde von David Cronenberg. In Letzterem spielt er den Psychiater Carl Jung, der mit seiner Patientin ein Verhältnis eingeht. Wie er sich steif und unnahbar durchs Bild bewegt, zeigt einmal mehr, dass der Schauspieler überaus wandelbar in seinen Rollen sein kann. Für seine Leistung in Shame gab es dann sogar den Darstellerpreis des Festivals. Hier spielt er einen sexsüchtigen Mann in der Metropole New York, der nicht glücklich ist. Wie er durch seine Sucht getrieben wird, zeigt er schonungslos und wird dafür schon jetzt von Kritikern umjubelt. Wieder bietet er uns Extreme: onaniert, hat Sex mit zwei Frauen, treibt trostlos durch die Stadt. “Von seiner Physis, seinem durchgehenden Kraftakt, von einem verzweifelten Blick und einer Träne lebt Shame.”, heißt es bei Frédéric Jaeger.

Der Mann ist ein Workoholic, wir werden ihn in den nächsten Jahren defintiv weiter auf der Leinwand sehen. Vielleicht spielt er Robocop, in Prometheus – Dunkle Zeichen von Ridley Scott ist er dabei, Jim Jarmusch und Steven Soderbergh holten ihn vor ihre Kameras, als Magneto taucht er vielleicht noch einmal auf, auch Steve McQueen arbeitet bereits an seinem dritten Film mit Michael Fassbender und langsam macht sich auch das Gerücht breit, er werde als neuer James Bond gehandelt. Können könnte er es: die Balance halten zwischen Arthouse und Blockbuster-Franchise, zwischen pointierten Dialogen und körperlichem Spiel, zwischen Komik und Action.

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