Ennio Morricone schimpft über heutige Filmmusik

05.06.2015 - 18:00 Uhr
Ist auch die Filmmusik von heute ein Lied vom Tod?Paramount Home Entertainment
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Zu wenig Geld, zu viel Angst, zu wenig Talent, zu viel Elektro. Der legendäre Filmkomponist Ennio Morricone beklagte sich im Interview mit The Guardian über den heutigen Zustand der Filmmusik und das Verschwinden guter Kompositionen.

In nunmehr 60 Jahren erschuf der legendäre italienische Filmkomponist Ennio Morricone mehrere Hundert Soundtracks für solche Meisterwerke des Kinos wie Spiel mir das Lied vom Tod, Die Unbestechlichen und Cinema Paradiso. Wenn sich also jemand einen Kommentar über die Veränderungen in der Welt der Filmmusik erlauben darf, dann er. Über besagte Veränderungen sprach Morricone kürzlich mit The Guardian  und zeigte sich alles andere als begeistert über den momentanen Zustand der Filmmusik und die Angst der Regisseure, dass ihre Filme von besonders guter Musik überschattet werden könnten:

Der Standard von Filmkompositionen hat sich deutlich verschlechtert. Aus diesem Grund leide ich sehr oft, wenn ich mir heute Filme ansehe. [...] Es gibt Regisseure, die sich tatsächlich vor dem Erfolg der Musik zu ihren Filmen fürchten. Sie haben Angst davor, dass das Publikum oder die Kritiker denken, dass ihr Film nur funktioniert hat, weil der Score so gut war.

Als Nächstes teilte der Filmkomponist gegen die unnötige Kürze heutige Filmmusikstücke aus:

Man kann nichts mit einem 20-sekündigen Musikstück ausdrücken. Es kann höchstens einen Szenenwechsel signalisieren. Doch wenn man zulässt, dass sie sich entwickelt, kann Musik Dinge erzählen, die im Film nicht gesagt oder gezeigt werden.

Abschließend regte sich Morricone über die heutigen Restriktionen des Budgets für Filmmusik auf und bezog diesen Zustand auf den Anstieg günstig produzierter, elektronischer Filmmusik:

Elektronische Instrumente machen die Musik flach. Vielleicht kann man alles mit ihnen machen, aber das Ergebnis ist immer das gleiche - eine Art standardisierte Musik. Die Verwendung zu vieler elektronischer Instrumente und die Einstellung amateurhafter Filmkomponisten beweist, dass kein Geld mehr für gute Filmmusik investiert wird.

Morricone geht sehr hart ins Gericht mit der Filmmusik von heute und ihren Komponisten. Sicherlich hat der Einsatz elektronischer Filmmusik den klassischen orchestralen Score ein Stück weit abgeschafft, aber dieser Umstand hängt einerseits mit dem Wandel der Musik im Allgemeinen zusammen und andererseits mit den Filmen, die heutzutage produziert werden. Immerhin hat ein Blockbuster von heute nur noch wenig gemeinsam mit einem Kassenschlager aus den 60er, 70er oder 80er Jahren, als Morricone seine größten Erfolge feierte.

Gebt ihr Morricone Recht hinsichtlich seiner Aussagen über die heutige Filmmusik?

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