Erster Horrorfilm bei Disney+: Susi und Strolch ist einfach nur gruselig

06.04.2020 - 17:30 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Susi und Strolch als RemakeDisney+
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Mit Susi und Strolch steht uns ein weiteres Disney-Realfilm-Remake ins Haus. Doch mit diesem (Horror-)Film als einer der ersten Eigenproduktionen tut Disney+ sich keinen Gefallen.

Ich habe Susi und Strolch gesehen ... und ich habe mich beim Schauen gewunden. Innerlich und äußerlich. Als Remake zum Zeichentrickfilm Susi & Strolch (1955) ist die Neuauflage der Versuch, auf das altbewährte Pferd (bzw. den bekannten Hund) zu setzen und zum Start von Disney+ den eifrigen Streaming-Abonnenten etwas Exklusives zu präsentieren: ein Original. Für mich war das als Erlebnis schlimmer als so mancher Horrorfilm.

Susi und Strolch ist das erste von Disneys Live Action-Remakes, das es nicht im Kino zu sehen gibt. Doch für Disney+ ist der Film leider kein geeignetes Aushängeschild, wenn der Streaming-Dienst hier Qualität bzw. Kreativität beweisen wollte. Denn das Remake-Ergebnis ist eher unheimlich.

Gruselig: Ach Disney, lass die Tiere doch bitte Tiere sein!

Kennt ihr noch diesen fürchterlichen Film Cats & Dogs - Wie Hund und Katz? Ich habe fast schon traumatische Erinnerungen daran. Anfang der 2000er führten darin vermenschlichte Haustiere untereinander Krieg ... und unterhielten sich dabei mit CGI-bewegten Augen und Mündern. Es war eine beunruhigende Verschmelzung von realen Tieren und Computertechnik.

Susi und Strolch: Lady and the Tramp

Susi und Strolch fühlt sich häufig wie ein Anknüpfen an diesen Film an. Schon im kürzlich im Kino gelaufenen Ruf der Wildnis (von ehemals Fox, jetzt also Disney) mit Harrison Ford und Digi-Hund baten wir: Lasst die Finger von CGI-Tieren! Immerhin redet der Hund dort inmitten seiner komisch überhöhten Handlungen nicht. In Susi und Strolch leider schon.

Dabei fängt alles so gut: Die kleine (reale) Susi am Anfang des Films, ist wahrlich zum Knuddeln. Doch dann wird sie erwachsen ... und fängt an zu sprechen. Ja, der Uncanny Valley-Effekt greift auch bei Tieren. Die Akzeptanz des Gesehenen wird hier mit plaudernden Viechern unterlaufen, die Vasen schmeißen und Tänze aufführen. Anders als im Trickfilm hat das hier aber eher eine beunruhigende Wirkung. Wie gern würde ich wieder aus meinem Gedächtnis streichen, wie Sängerin Peg lasziv den "realen" Hundehintern schwingt.

Susi & Strolch: Hündin Peg

Schon beim Der König der Löwen-Remake störte die Schere zwischen hyperrealistisch animierten Tieren und deren Mundbewegungen so manchen Zuschauer. Aber da waren es immerhin noch zu 100% animierte Tiere. Disney+ führt in Susi & Strolch echte Hunde mit falscher Mimik zusammen. Und das ist gruselig.

An der Tierliebe vorbei: Susi und Strolch ist nichts für Hundeliebhaber

Ich finde: Tierfilme machen Spaß, weil Tiere sich wie Tiere verhalten. Das Lachen kommt, wenn etwas "typisch Katze" oder "typisch Hund" ist. Wenn Tiere in einem Realfilm wie Susi und Strolch allzu sehr vermenschlicht werden, beraubt sie das ihrer charmantesten Eigenschaften und lässt sie eher zu Horrorgestalten werden, die kein Haustierhalter sich ins Haus holen würde.

In Zeichentrickfilmen, in denen animierte Tiere sich leicht anthropomorphisieren lassen, sind es die feinen Beobachtungen echter Tierbewegungen und -verhaltensweisen, die mich immer wieder staunen lassen. Nicht umsonst holte Disney sich damals für Bambi ein Reh und für Der König der Löwen sogar eine Großkatze ins Studio, um sie intensiv zu studieren. Beim Schauen des Susi & Strolch-Original wird klar, dass einige Hundebesitzer unter den Animatoren gewesen sein müssen.

Susi ohne Strolch: Im Original und Remake

Umgekehrt wird im Susi und Strolch-Remake leider kein Schuh daraus. Ich kann mich daran erfreuen, wie mit wenigen Pinsel-/Zeichenstrichen ein animierter Hund auf dem Papier zu tierischen Leben erwacht. Ich will aber nicht wissen, wie weit sich der Mensch in ein "reales" Tier pressen lässt. Hier stolpere ich nur unangenehm über die Nähte zwischen unnatürlichem Animiertem und in dem schon lange verinnerlichtem Realen.

Witzigerweise hat Disney+ als Neuerscheinung auch den Abenteuerfilm Togo: Der Schlittenhund und die Hunde-Dokuserie Pick of the Litter als echt-hündische Alternativen im Programm. Vielleicht sind die da die bessere Wahl? Oder eben doch lieber nochmal den Zeichentrickfilm Susi & Strolch schauen, der auch bei Disney+ ist. Der ist trotz düsterer Zwinger-Szenen nicht halb so unheimlich wie sein Remake.

Susi und Strolch und die Angst, die Vorlage hinter sich zu lassen

Susi & Strolch gehörte nie zu meinen Lieblings-Disneyfilmen. Aber selbst dieser schon 65 Jahre alte Zeichentrickfilm hatte Elemente, die ihn als etwas Besonderes auszeichneten. Zum Bespiel setzte er viel auf gut abgestimmte musikalische Untermalung von Bewegungen (fast schon Mickey-Mousing) und zeigte in der konzentrierten Hundeperspektive die Menschen die meiste Zeit nur von der Hüfte abwärts. Diese kreativen Ideen wurden aus dem Remake fast gänzlich getilgt.

Susi und Strolch: Menschen mit Oberkörpern

Zwar ist Susi & Strolch mit ein paar nicht unbekannten Darstellern (Thomas Mann, Kiersey Clemons, F. Murray Abraham) und Stimmen (im Englischen: Tessa Thompson, Justin Theroux, Janelle Monáe) ausgestattet und die Kameraarbeit wäre auch im Kino nicht fehl am Platz, doch am Ende wirkt das alles zu glatt.

Damit einher geht auch die ideenlose 1:1-Adaption der Vorlage: Fast jede Station der Geschichte wird hier aufgegriffen, vom anfänglichen Haus-Zoom, über das Welpen-Geschenk bis zum Katzen-Kampf, der Maulkorb-Exkursion, dem Hundezwinger, der Rattenrettung und dem Happy End unterm Weihnachtsbaum. Wirklich neue Szenen lassen sich an einer Hand abzählen.

Susi & Strolch im Vergleich: Remake und Original

Während Disney im Kino mit dem Mulan-Remake das erste mutige Loslösen von einer allzu szenengenauen Neuverfilmung vorbereitet hat, bleibt das Susi und Strolch-Remake in der altbewährten kreativen Sackgasse von Disney. Das macht die Neu-Adaption vergessenwert. Dabei sollte zum Start eines Streaming-Riesen wie Disney+ doch eigentlich etwas Außergewöhnliches hängen bleiben. (Nicht nur The Mandalorian.)

Will Disney+ bei seinen Eigenproduktionen eher ein neuer Disney-Channel als Streaming-Dienst mit TV-Qualität sein? Muss Disney als VOD-Anbieter notgedrungen qualitativ hinter den Kinoproduktionen zurückbleiben? Oder gehöre ich vielleicht einfach zur falschen Zielgruppe und Familien und Kinder haben nichts gegen gruselig sprechende Realfilmhunde?

Ich hoffe, dass Susi und Strolch nicht der Standard für Disney+-Filme wird. Denn das was ich hier gesehen habe und was von diesem Kindheitsfilm im Remake übrig geblieben ist, war für mich einfach nur purer Horror.

Habt ihr euch das Remake von Susi und Strolch auf Disney+ angesehen und euch dabei gegruselt?

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