Wiederkehr eines Klassikers

18.05.2011 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Ein Meisterwerk: M - Eine Stadt sucht einen Mörder
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Ein Meisterwerk: M - Eine Stadt sucht einen Mörder
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M – Eine Stadt sucht einen Mörder gehört zu den unbestrittenen Klassikern des deutschen Kinos. Dieser Tage kommt der Film endlich in der restaurierten Fassung und mit vielen Extras auf den Markt. Ein Must-Have, sagt unser DVD-Kolumnist Thomas Groh.

Es sind gute Zeiten für Freunde des Weimarer Kinos von Fritz Lang: Gerade kam die um entscheidende Szenen ergänzte, restaurierte Fassung von Metropolis wieder ins Kino, diese Woche erscheint eine ganz exzellente DVD der jüngsten restaurierten Fassung von M – Eine Stadt sucht einen Mörder, Langs Krimidrama über einen hervorragend von Peter Lorre gespielten Kindesmörder, der in die Fänge eines mordwilligen Unterweltmobs gerät. Und um ganz ehrlich zu sein: Metropolis hat das Science-Fiction-Kino zwar ganz entscheidend bebildert, ein ziemlicher Grützberg von einem Film bleibt dieses Werk am Ende aber doch. M hingegen ist meines Erachtens – neben Das Testament des Dr. MabuseFritz Langs ganz großes Meisterwerk. Ein Film, den man unbedingt gesehen haben muss!

Ein Meisterwerk in bislang nicht gesehener Qualität

Wobei – so recht sehen konnte man ihn bislang ja nicht. Kürzungen, teils unsensibel hantierende Restaurationsversuche und ein generell stark angegriffenes Ausgangsmaterial machten aus M bislang eher einen ruinösen Schatten von einem Film. Besonders übel: Langs erster Tonfilm, noch über weite Strecken vollkommen stumm gedreht, wurde von späteren, es etwas zu gut meinenden Restauratoren um eine Tonkulisse ergänzt – eine glatte Verletzung der Integrität des Films! Legendär sind auch die zahlreichen, am oberen Bildrand abgeschnittenen Köpfe der Protagonisten, der generell unstete Bildlauf und der hohe Grad an Beschädigungen im Filmbild, mit denen man sich bislang begnügen musste. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei, etwas Abhilfe schuf hier auch schon die Restauration von 2001. Mit der aktuellen, enorm sorgfältig und aufwändig durchgeführten Restauration erstrahlt M nun endlich in ungetrübtem Glanz!

Auf den Spuren eines Klassikers

Schon diese Tatsache macht die vorliegende Special Edition zu einem absoluten Must-Have für jeden Filmfreund, der etwas auf seine private Filmsammlung gibt. Erfreulicherweise ist die DVD aber noch mit kiloweise hochinteressanten Bonusmaterialien vollgepackt, an denen jeder, der sich auch nur minimal für Filmgeschichte interessiert, seine helle Freude haben wird: Den Gang ins Archiv wagt etwa Torsten Kaiser mit der rund einstündigen Featurette The Hunt for M, die den Film mit zahlreichen Archivmaterialien und Interviews (darunter auch eins mit dem Kriminalhistoriker und Hauptkommissar Stephan Harbort) im historischen Kontext seiner Entstehungszeit verortet, als die Namen von Serienmördern wie Peter Kürten oder Fritz Haarmann der deutschen Öffentlichkeit durch Mark und Bein gingen. Doch bleibt es nicht dabei: Auch Fritz Lang und Peter Lorre werden ausführlich portraitiert.

Enorm spannend sind auch die Hintergrundinformationen zur Restaurations- und Editionsgeschichte von M: So befasst sich ein Feature mit den ursprünglichen, verschiedenen Verleihfassungen, eine weitere mit den verschiedenen Restaurationen. Von großem Interesse ist dabei der Audiokommentar von Martin Koerber vom der Deutschen Kinemathek, der die Restauration von 2001 besorgte, und Torsten Kaiser, der für die aktuelle von 2011 verantwortlich zeichnete. Ein weiteres Feature schaut den Restauratoren dabei interessiert über die Schulter und begibt sich direkt ins Restaurationsstudio, wo mit neuester Technik Frame für Frame per Hand stabilisiert, gereinigt und optimiert wird.

Eine tolle Dreingabe ist aber auch der 1968 entstandene Interviewfilm Zum Beispiel Fritz Lang von Erwin Leiser, in dem Lang eine Dreiviertelstunde Anekdoten zum Besten gibt. Dass das Gespräch offensichtlich geskriptet wurde und beidseitig enorm aufgesagt wirkt (Lang lässt sich auch die eine oder andere theatralische Geste nicht nehmen) macht dabei einen Großteil des Charmes dieses schönen Artefakts aus. Daneben gibt es Scans von historischen Werbematerialien (die allerdings, minimaler Wermutstropfen, ruhig etwas größer hätten ausfallen dürfen) sowie einen DVD-Rom-Part mit einem umfassenden historischen Artikel über den realen Fall von Peter Kürten. Kurz: Ein echtes Füllhorn, das die Bezeichnung “Special Edition” wirklich rundherum zu Recht trägt! Meine wärmste Empfehlung!

Und dann noch der Trailer

Die neue Special Edition von M erscheint am kommenden Freitag und ist bei Amazon für 13,99€ erhältlich.

Jetzt seid ihr gefragt: Wie steht ihr zu Fritz Langs Meisterwerk? Und findet Ihr M auch besser als Metropolis? Und ist euch soviel Bonus und eine restaurierte Fassung womöglich einen Neukauf wert?

Thomas Groh lebt in Berlin, arbeitet für die Programmvideothek Filmkunst im Roderich und schreibt über Filme, zum Beispiel für die Filmzeitschrift Splatting Image, die taz und das Onlinekulturmagazin Perlentaucher. Wenn er nicht gerade sein Blog aktualisiert, verfasst er wöchentliche DVD-Kolumnen für den moviepilot, in denen er Filme von etwas jenseits des Radars empfiehlt, zuletzt etwa der Berliner-Schule-Gangsterfilm Im Schatten, eine Box mit Filmen von Abbott & Costello und die Trilogie des Lebens von Pasolini.

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