Großartiger neuer Netflix-Thriller: A House of Dynamite bietet 112 Minuten Hochspannung und Weltuntergangspanik

03.09.2025 - 13:06 UhrVor 2 Minuten aktualisiert
Wir haben A House of Dynamite in Venedig gesehen
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Wir haben A House of Dynamite in Venedig gesehen
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Die Welt steht auf der Schwelle zum Atomkrieg im neuen Netflix-Thriller A House of Dynamite von Hurt Locker-Regisseurin Kathryn Bigelow. Warum der Film unbedingt sehenswert ist, verrät dieser Film-Check direkt vom Festival in Venedig.

Irgendwo im Pazifik erhebt sich eine Rakete in die Lüfte und in den Zentralen der US-amerikanischen Macht bricht die Hölle los. Das ist die Ausgangslage von A House of Dynamite, mit dem sich Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow nach acht Jahren Pause (endlich!) wieder zurückmeldet.

Wer dachte, dass die Hochspannung von Jeremy Renners Bombenentschärfung in Tödliches Kommando - The Hurt Locker kaum noch zu steigern ist, sollte lieber nochmal einen Cardio-Check terminieren, bevor der großartige neue Netflix-Thriller im Oktober nach Deutschland kommt. Es geht um nichts Geringeres als das mögliche Ende der Welt.

Der Netflix-Thriller hält ein beeindruckendes Ensemble bereit

Das mögliche Ende der Welt wird in A House of Dynamite aber nicht auf Schlachtfeldern verfolgt, sondern in den Schaltzentralen der Macht. Eine davon ist der Situation Room im Weißen Haus, ein von Flachbildschirmen übersätes Kontrollzentrum. Hier beginnt Captain Olivia Walker (Rebecca Ferguson) ihre Schicht, als die Rakete erscheint.

Schnell stellt sich heraus, dass es sich nicht um den verirrten Satellitenstart von irgendeinem Milliardär handelt. Die mutmaßliche Atomrakete bewegt sich direkt auf Chicago zu. Bei Einschlag wären 10 Millionen Tote zu beklagen. Wie reagiert man und vor allem gegen wen? Nordkorea? China? Russland? Alle zusammen? Der Aggressor ist unbekannt.

Im Verlauf des 112 Minuten langen Thrillers, der beim Filmfestival in Venedig seine Weltpremiere feiert, werden alle relevanten Stationen im Entscheidungsapparat passiert. Das reicht von den Generälen (Tracy Letts), den Expert:innen (Greta Lee, Gabriel Basso), dem Katastrophenschutz (Moses Ingram) über den Verteidigungsminister (Jared Harris) und Präsidenten (Idris Elba) bis hinunter zu Stützpunkten, wo US-Abfang- und Atomraketen verladen werden.

Sie alle nehmen eine feste Funktion in Kriegsspielszenarien dieser Art ein, doch je weiter die Bedrohung sich dem Luftraum der USA nähert, desto offensichtlicher ist, wie wenig Sicherheit die Vorbereitung auf das Unvorstellbare verleiht. Unterdessen tickt der Countdown zum Einschlag von 19 Minuten, auf 6, auf 3 ...

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Kathryn Bigelows Film wirkt schmerzhaft realistisch

Es braucht keine Schlachtfelder, um die Spannungsschraube in A House of Dynamite anzudrehen. Treiber des Thrillers ist nämlich etwas für die Vorstellungskraft mindestens genauso Schlimmes: die Ungewissheit.

Die Ungewissheit regiert im Situation Room, wo die Reaktion auf die Rakete selbst im Mittelpunkt steht (was, wenn die Abfangrakete versagt?). Sie regiert im Bunker unter dem Weißen Haus, wo sofort über den militärischen Gegenschlag gegen Unbekannt diskutiert wird (was, wenn die geopolitischen Kontrahenten die Situation ausnutzen?). Und sie regiert in der Limousine des Präsidenten, der entscheiden muss, ob und welche internationalen Großstädte im Vergeltungsschlag dezimiert werden sollen. Millionenfaches Sterben auf Knopfdruck ist in A House of Dynamite nur der nächste logische Schritt in einem glaubhaften Sicherheitsprotokoll des Atomzeitalters.

Die Ungewissheit zermürbt umso mehr, weil in A House of Dynamite die Sicherheitsmaßnahmen, Notfallpläne und Protokolle genaustens beobachtet werden. Die fiktive Reaktion auf den Ernstfall wird unglaublich realistisch nachgestellt, weshalb der Film die Intensität von Katastrophen-Thrillern wie Greenland erreicht und das ohne Kometen oder Gerard Butler-Heroismus.

A House of Dynamite schürt Weltuntergangspanik zwischen Schreibtisch und Bürostuhl

Die Held:innen von A House of Dynamite tragen Anzüge, schlürfen Kaffee aus Pappbechern und schleppen allesamt die Probleme und Problemchen ihres Alltags mit sich herum. Sie denken an ihre kranken Kinder, die Aufregung vor dem großen Antrag, die geplante Scheidung, während sich im Pazifik potenziell der Dritte Weltkrieg anbahnt. Sie betreten den Schutzwall aus Hightech-Kommunikation und laminierten Weltkriegsplänen ihrer Supermacht. Sie wähnen sich in Kontrolle, wie an jedem anderen Tag auch, und das Drehbuch von Noah Oppenheim (Zero Day) reißt jedem einzelnen den Teppich unter den Füßen weg.

Das macht Angst, wie schon Angriffsziel Moskau, Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben oder zuletzt das atomare Finale von Oppenheimer auf ihre Weise Angst machen wollten. Aber kaum jemand weiß es so gut, eine Atmosphäre schleichender Panik mit ein paar Bürostühlen aufzubauen, wie Kathryn Bigelow. Willkommen zurück!

Wir haben A House of Dynamite beim Filmfestival in Venedig 2025 gesehen, wo der Thriller im Wettbewerb läuft. Am 9. Oktober kommt A House of Dynamite ins Kino und am 24. Oktober zu Netflix.

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