Haus des Geldes enttäuschte in den letzten Staffeln, aber das Finale rettet die Serie

13.12.2021 - 09:50 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Das Haus des Geldes-Ende ist gelungenNetflix
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Das große Finale der 5. Staffel von Haus des Geldes bei Netflix bekommt gerade noch die Kurve für ein emotionales und packendes Ende, das an die frühen Stärken der Serie anknüpft.

Seien wir ehrlich: Nach dem anfänglichen Überraschungserfolg waren die letzten Staffeln Haus des Geldes bei Netflix nicht mehr das Gelbe vom Ei. Staffel 3 startete einen neuen Raubzug, Staffel 4 trat unangenehm lange auf der Stelle, ohne voranzukommen, und Staffel 5A war als Tiefpunkt nur noch ein sinnloses Geballere ohne Mehrwert.

Ich blickte also etwas müde dem letzten große "Bella Ciao" entgegen, skeptisch, wie das Finale in Staffel 5B noch die Kurve kriegen wollte. Umso größer war da die Überraschung, dass die spanische Erfolgsserie doch noch einen spannungsreichen, hakenschlagenden, emotionalen Abschluss aus dem Hut zauberte. (Achtung, es folgen Spoiler zum Serien-Ende.)

In den letzten 5 Folgen hat Haus des Geldes bei Netflix endlich wieder ein spürbares Ziel

Wer den Arbeitsprozess von Serienschöpfer Álex Pina und seinem Team kennt, die bis kurz vor Schluss keine Ahnung hatten, wie Haus des Geldes enden sollte, dürfte sich nicht wundern, dass Haus des Geldes zuweilen etwas kopflos wirkte. Die große Spontanität in Sachen Handlung mochte der Netflix-Serie ein gewisses Spannungslevel verliehen haben, sorgte aber auch dafür, dass den letzten Staffeln der Fokus fehlte.

Haus des Geldes - S05B Trailer (Deutsch) HD
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Dabei war Netflix' Haus des Geldes-Geschichte im zweiten Raubzug eigentlich sehr überschaubar: Die Bande drang in Staffel 3 in die Zentralbank von Madrid ein, um die Freilassung des gefangenen Rio (Miguel Herrán) zu erwirken und 90 Tonnen Gold zu stehlen. Der Rest besteht aus Komplikationen, die der Professor (Álvaro Morte) als Mastermind mal mehr mal weniger vorhersah.

Nun können mehrere Staffeln "Komplikationen" auf Dauer aber ermüden, selbst dann, wenn sie von einem hauseigenen Haus des Geldes-Rambo, dem emotionalen Schocktod von Nairobi und dem unerwarteten Sterben von Erzählerin Tokio zu Höhepunkten gepeitscht werden. Doch im ständigen Kugelhagel fehlten irgendwann die Nuancen und das Vergnügen am Diebstahl, mit dem alles angefangen hatte.

Haus des Geldes: Staffel 5A verliert sich im Feuergefecht

So war die Meinung, dass Haus des Geldes nach Staffel 2 hätte enden sollen, bald keine Seltenheit mehr. Bis jetzt. Denn die vermisste Freude am Heist bringt die Netflix-Serie in Staffel 5B doch noch einmal zurück. Erst mit dem Ende in Rufweite steuert das Finale wieder stromlinienförmiger auf ein klares Ziel zu, denn nicht nur das Gold, sondern auch die Bande muss irgendwie aus der Bank raus. Ein Ergebnis, das wir uns seit 21 Folgen vergeblich wünschten.

Haus des Geldes bringt zum Schluss nochmal die Freude an unerwarteten Twists zurück

Schon in der ersten Folge des 5-teiligen Serien-Endes beginnt Haus des Geldes plötzlich wieder Spaß zu machen: Die Flucht der frischgebackenen Mutter und Nicht-mehr-ganz-Gegnerin Alicia Sierra (Najwa Nimri) samt Baby mag als Exkursion nur zeigen, dass Polizeichef Tamayo (Fernando Cayo) sich ganz von ihr abgewendet hat. Doch der räumliche Ausbruch aus unterirdischen Bunkern und Bankgebäuden, tut der Serie sichtlich gut.

Indem Haus des Geldes während Sierras Verfolgung durch den Professor endlich wieder Teile des Heists nach draußen verlagert, erhält die Netflix-Serie wieder eine größere Perspektive. Auf einmal greifen wieder viele bewegliche Rädchen ineinander und den Figuren wird eine Improvisation abverlangt, die über die stupide Wahl einer Waffe hinausgeht.

Wie die zwei ehemaligen Feinde sich durch fremde Häuser klingeln und schließlich in einem Sofa unter einer Katze verstecken, ist definitiv eins meiner Highlights in Staffel 5B.

Haus des Geldes Staffel 5 lässt Sierra, den Professor und Benjamin nach draußen

Die Stromaufwärts-Rohr-Ausschleusung des zerkleinerten Goldes mit einer Hochdruckpumpe klärt schnell die Frage nach dem "Wie" des Raubes. Trotzdem hält die Handlung noch hakenschlagende Wendungen bereit, die erst den Bankrott eines ganzen Landes, dann den Banden-Sieg durch Börsenspekulation und schließlich doch den Austausch der zurückgegebenen Goldbarren durch falsches Gold als ewiges Staatsgeheimnis in Aussicht stellen.

Sogar die in Staffel 5A bei Netflix eingeführten, scheinbar sinnlosen Rückblenden zum schon lange toten Berlin (Pedro Alonso), dessen Sohn Rafael (Patrick Criado) ihm seine Frau Tatiana (Diana Gómez) ausspannte, ergeben nun nachträglich doch noch Sinn. Die langatmige Flashback-Vorbereitung entlädt sich nun zackig in mehreren genüsslichen Twists, als die Diebes-Konkurrenz als neue Partei in den Raubzug eingreift und (zeitweilig) die Beute des Professors stiehlt.

Haus des Geldes ist eine Serie, die bei Netflix bis zum Ende gefühlt werden will

Dabei durften natürlich auch im Haus des Geldes-Finale die herrlich überhöhten Emotionen nicht fehlen. Denn auch wenn die Serie in der Vergangenheit manchmal arg mit Spanien-Klischees beladen daherkam, machten gerade die großen Gefühle den Netflix-Hit eben auch aus. Haus des Geldes hatte nie Angst vor Kitsch und großen Gesten.

Haus des Geldes kurz vorm Ende

Ergo musste der Professor natürlich von der Decke hängend um Lissabons (Itziar Ituño) gefesselte Hand anhalten. Und genauso musste Stockholm (Esther Acebo) Denver (Jaime Lorente) erst fast erschießen, bevor sie wieder zusammenfanden. Haus des Geldes knüpft hier an alte emotionale Stärken an, in denen die Logik schon mal dem Gefühl untergeordnet wird und wir das trotzdem schulterzuckend hinnehmen können, weil es sich richtig anfühlt.

Sogar eine unerwartete Ehrlichkeit darf Haus des Geldes in Netflix' 5. Staffel noch an den Tag legen: Denn die Bande mag mit ihren berühmten Masken vollmundig den "Widerstand" (des kleinen Mannes gegen den Staat) angestoßen haben, aber am Ende sind und bleiben sie Diebe. Und dieses Eingeständnis des Professors lässt den Sieg am Ende noch einmal ganz anders und viel persönlicher nachwirken.

Haus des Geldes: Der verblüffendste Twist von allen ist ein Happy End

Dass die Räuber am Ende die Bank in Leichensäcken verlassen, aber trotzdem überleben, ist eine angenehme Überraschung unterlaufener Erwartungen. Denn nach all den lang und breit ausgerechneten schlechten Überlebenschancen der Bandenmitglieder stirbt in Staffel 5B niemand mehr und sie können sich ihre Freiheit samt neuer Identitäten erpressen (dank des Wissens um das falsche der Bank zurückgegebene Gold, das den Landesbankrott abwendet).

La Casa de Papel - S05b Teaser Trailer (Spanisch) HD
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Nachdem die Serienverantwortlichen vor einem Jahr (wohl selbst noch unwissend) große Töne spuckten, dass es kein gutes Haus des Geldes-Ende geben könne und die Angst vor dem Finale in düsteren Trailern schürten, schienen weitere Tode unausweichlich. Im Haus des Geldes-Finale war niemand mehr sicher ... und deshalb war es nun die größte Wendung, keine Figuren mehr zu opfern und die Bande stattdessen einen lupenreinen Sieg davontragen zu sehen.

Die Netflix-Ankündigung, dass Staffel 5A und 5B von Haus des Geldes sich stark voneinander unterscheiden würden, erwies sich deshalb auf ungeahnte Weise als wahr: Nach dem Serien-Tiefpunkt samt Tokio-Tod in der ersten Staffelhälfte bieten die letzten 5 Episoden einen erstaunlich erbaulichen Serien-Abschluss.

Dieser Abschluss erinnert (mit dem Entkommen der Bande trotz einiger Verluste) an das runde Staffel 2-Finale, wo Haus des Geldes schon einmal endete, bevor Netflix zum zweiten Raubzug blies. Der Kreis zu den zwei exzellenten ersten Staffeln schließt sich somit nach drei sehr durchwachsenen Staffeln erneut mit einem Gefühl von Zufriedenheit. Es ist ein würdiger, schöner Abschied. Ein letztes "Bella Ciao".

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