Rothenburg - Schlechter Film, gute Schauspieler

18.06.2009 - 08:59 Uhr
Der Mörder und sein Opfer
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Der Mörder und sein Opfer
Vor kurzem hatte der BGH das Aufführungsverbot von Rothenburg aufgehoben. Jetzt kommt der Film ins Kino, der aus dem Fall des “Kannibalen von Rotenburg” einen schlechten Psychothriller mit guten Schauspielern bastelt.

Vor kurzem berichteten wir von der Entscheidung des Bundesgerichtshofes, das Verbot von Rohtenburg aufzuheben. Kaum drei Wochen später startet der Film auch schon im Kino.

Der Film von Regisseur Martin Weisz ist mehr oder weniger nah an den realen Fall des “Kannibalen von Rotenburg” angelegt: Im Jahre 2001 lernten sich Armin Meiwes und Bernd Brandes über eine Kontaktanzeige im Internet kennen. Bei einem Treffen entmannte und erstach Armin Meiwes sein Opfer – angeblich in beiderseitigem Einvernehmen –, und verspeiste danach Teile seines Körpers. Dieses reale Verbrechen ist die Rahmenhandlung, auf die Rothenburg baut.

Darüber hinaus versucht der Film in der Vergangenheit der beiden Männer eine Erklärung für die Greueltaten zu finden – die aber visuell größtenteils ausgespart sind. Weniger als dem Splatter- und Horrorgenre versteht sich der Film als Psychothriller.

Trotz des dreijährigen Aufführungsverbots ist es knapp über hundert Moviepiloten gelungen, den Film zu Gesicht zu bekommen. Mit einer durchschnittlichen Bewertung von 3.5 Punkten konnte er Euch aber weniger überzeugen. Auch die Kritik ist von dem Film nicht begeistert – lobt aber einhellig das herausragende Spiel der beiden männlichen Hauptdarsteller:

Johannes Wiedemann von critic.de zum Beispiel meint: “Thomas Kretschmann und Thomas Huber verkörpern ihre Rollen glaubwürdig und tragen mit ihrem intensiven Spiel zur beklemmenden Grundstimmung von Rohtenburg bei. Diese wird leider immer wieder durch den belanglosen Erzählstrang um Katie Armstrong gestört. … Der gesamte Erzählfaden um Armstrong wirkt wie ein krampfhafter Versuch, die Geschichte um zwei homosexuelle Männer mit einem weiblichen Gegenpol zu versehen. Und dabei bleibt leider viel Spannung auf der Strecke.”

“Das alles nimmt sich aus wie einem Handbuch für das Drehen von Serienmörderfilmen entnommen; kolportiert wird hier jene Binsenweisheit, nach der die Ursachen für das Verhalten von Täter und Opfer in der Kindheit und nirgends anders zu suchen sind”, schreibt Stefan Höltgen auf f.lm.de. “Rohtenburg … wirkt also auf den ersten Blick wie ein billiger Vorwand, den Hype um ein authentisches Verbrechen auszuschlachten. Wären da nicht die Darstellungen Kretschmanns und Hubers, die die Vorstellung retten. Allein aus ihrem Spiel schöpft der Film dann doch noch so etwas wie künstlerisches Potenzial. … Selbst in Situationen psychischen und physischen Schmerzes dominiert ihr Spiel über den Effekt – das schafft nicht einmal das mangelhafte Talent von Keri Russell zu relativieren, deren Katie-Figur durch die in den Film eingefügten Rückblenden mehr und mehr an den Rand gedrückt wird.”

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