Metapher - Der Film

Wie die Überschrift schon vermuten lässt, ist "The Maus" eine einzige große Metapher für den Bosnienkrieg. Selbst die Charaktäre beschreiben die diversen Akteure und ihr Handeln oder auch Nichthandeln während dieser schrecklichen Zeit des Genozides (mehr dazu unten im SPOILERBEREICH). Wer sich hier nicht wenigstens ein bischen in dem Konflikt auskennt, der wird seine Schwierigkeiten haben den Film in seiner Gänze zu verstehen und die Genialität dieses schönen aber brutalen Independentstreifen leider verkennen.

Neben dieser großen Metapher, als Rahmen der Geschichte, wird auch immer wieder mit dem Verstand des Zuschauers gespielt. Das Trauma des Krieges, welches manche Mensche bis heute durchleben, wird hier in verschiedenen Formen dargestellt. Mehrfach fragt man sich: Ist das jetzt Realität oder passiert dies im Kopf des Charakters? Was oder wer ist dieses "Monster"? etc.

Auch das Ende lädt für Interpretationen ein und kann auf verschiedene Arten interpretiert werden. Wer hier allerdings erst mal Fragezeichen hat, aber sich zu fein ist mal eine Runde zu grübeln, der wird vermutlich schon den ganzen Film über seine Probleme gehabt haben dem Plot zu folgen.

Fazit

Dieser Film ist weit entfernt von dem klassischen Mainstream, welches jede einzelne Szene bis ins kleinste Detail dem Zuschauer erklärt. "The Maus" fordert den Zuschauer auf eine sehr brachiale Art heraus sich mit dem Bosnienkonflikt und dem Horror jener Zeit auseinander zu setzen. Menschen, die einen klassischen Horrorfilm erwarten, werden enttäuscht sein. Personen, die gern über das Gesehene spekulieren und nachdenken, werden hier eine Perle finden. Dieser Film erreicht seine Größe nur über die Meta-Ebene (ähnlich wie z.B. Mother) und ist nichts für den typischen "Horror-Fan".

SPOILERBEREICH

In diesem Filme gibt es insgesamt 4 Akteure. Zwei Serben, Alex und Selma. Hierbei sei zu beachten, dass Alex sich selbst als den Schutzengel von Selma aufspielt und besonders gegen Ende die moralische Keule schwingt und von oben herab über Selma urteilt, bzw. ihr Handeln absolut nicht nachempfinden kann. Metaphorisch gesprochen ist Alex Europa (Warum wird er wohl mehrfach so genannt?), welches sich als den Beschützer der Bosnier aufspielte und lange Zeit die Wahrheit des Genozides nicht wahrhaben wollte. Während Selma, stellvertretend für die muslimischen Bosnier, das Böse schon kommen sieht und ihn immer wieder anfleht doch irgend etwas zu tun, glaubt er noch bis zu letzt an das Gute. Dies wird auch immer wieder durch die Beschwichtigungen, trotz klarer Anzeichen, durch die zwei Serben dargestellt (kommt einem aus dem Bosnienkrieg bekannt vor?). Letztendlich muss Selma sich selbst helfen und ihren eigenen Schutzengel rufen, welcher eine Metapher für ihre Rachegelüste ist. Sie ergibt sich sozusagen dem Bösen, um das Böse zu vernichten. Hass erzeugt Hass.
Dementsprechend hat Alex (Europa) auf ganzer Linie versagt, konnte Selma nicht beschützen und überließ sie sich selbst: "Als Kinder wurde uns gesagt, dass wir nur schreien müssten und jemand würde kommen, um uns zu helfen [...] Hast du mich schreien gehört?" Nach all dem mitangesehenen Horror schwingt Alex trotzdem noch die Moralkeule und versucht das Richtige zu tun, obwohl er selbst nichts für das Überleben beigetragen und die ganze Situation durch seine Ignoranz der Fakten mit zu verantworten hat.

Das Ende kann auf verschiedene Arten interpretiert werden. Ich werde hier mal zwei Möglichkeiten darstellen:

1. Möglichkeit (meine Interpretation)

Alex und Selma sind getrennte Wege gegangen. Es ist letztlich egal, ob Selma überlebt hat oder nicht. Der Bombenanschlag auf das Picknick stellt sein eigenes Trauma dar. Er hat nun das erlebt, was Selma durch gemacht hatte und trägt nun die gleichen Narben. Nun versteht er Selma. Deshalb auch ihre schemenhafte Figur als letztes Bild. Gerade die zuvor schon mehrfach durchgeführte Spielerei mit Realität und Fiktion lässt dieses Ende sehr wahrscheinlich sein.

2. Möglichkeit

Wir haben uns mit unserem Verhalten den Hass und den Terrorismus selbst geschaffen. In einer Zeit, in der wir hätten zeigen können das wir für Menschen in Not einstehen (egal welcher Religion), schauten wir weg und ließen diese sich selbst überlassen. Unsere Worte und (Nicht-)Taten luden die Menschen dazu ein, diesen Horror durchzuführen. Wir schufen uns die Terroristen von Heute somit selbst. Dies wird durch einen Bombenanschlag im ruhigen Berlin/Europa gegen Ende des Films dargestellt.

Neben diesen Interpretationen gibt es sicherlich noch viele weitere. Das Gute daran: Jeder kann für sich selbst Schlüsse ziehen und den Film auf seine Weise interpretieren. Solch eine Offenheit ist eine wahre Erfrischung in dem glattgebügelten und oberflächlichen Mainstreamkino, welches selbst von einem 6jährigen leicht verstanden wird.

Community-Meinung zu Maus