"der Großteil aller in Deutschland arbeitenden Prostituierten sind Zwangsprostituierte"

Bist Du sicher? Ich bin nicht in der Thematik drin (ein bisschen schon, aber nicht genügend, um den Eindruck zu haben, ich würde mich angemessen auskennen (wie bei anderen Themen)....von Informationen aus Primärquellen ganz zu schweigen), aber meinem Informationsstand nach ist Zwangsprostitution (also äußere Zwänge) in Deutschland nicht der Normalfall.

So oder so finde ich auch diese Thematik schlimm in Deutschland gesellschaftlich gehandhabt (nicht die einzige Thematik).

Was tatsächliche Zwangsprostitution angeht, sind vor allem die gesetzlich vorgesehenen Strafen viel zu lasch. Vom Mangel an (wirksamen) Kontrollen ganz zu schweigen. Aber wenn dann tatsächlich verurteilt wird, müssen die Freiheitsstrafen auch entsprechend aussehen.

(Übrigens: Meines Wissens ist der Verein recht christlich angehaucht - und ich vermute, der Film auch...wenn ich die Informationen über Familie Smallbone auf der Filmseite hier richtig deute. Muss nichts Schlechtes bedeuten, und dass Betroffenen geholfen wird und Frauen in den Herkunftsländern informiert werden, ist sehr gut. Aber ich bin da dann doch immer etwas skeptisch, wenn Hilfe und humanistische Ideale christlich motiviert sind.)
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https://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article11285252/Yamina-15-die-Geschichte-eines-Wegwerfmaedchens.html
(von 2010)
"So läuft es meistens. Es gibt nur wenige Verfahren und die enden oft mit Bewährungsstrafen. Im vergangenen Jahr kamen drei Männer und eine Frau vor dem Landgericht Gießen mit Strafen von ein bis zwei Jahren auf Bewährung davon, nachdem sie eine junge Rumänin ausgebeutet und in verschiedenen Bordellen und Wohnungen in Reiskirchen und Offenbach zur Prostitution gezwungen hatten. Und erst im Oktober kam in Bonn eine 30-jährige Menschenhändlerin nach nur einem Verhandlungstag auf Bewährung frei, obwohl das Gericht sie wegen Zuhälterei, Menschenhandels und räuberischer Erpressung für schuldig befunden hatte."

"Krank" wäre da noch ein wohlwollendes Urteil über die verantwortlichen Personen in Justiz und Gesetzgebung.

"Das ist eine geständige Täterin, die erstmals auffällig geworden ist. Da sind Bewährungsstrafen üblich", sagt Oberstaatsanwalt Hans-Dieter Menden knapp. "Diese Strafe ist angemessen für das, was sie getan hat."

Ich sage da mal nichts zu - um mich nicht des § 111
"Öffentliche Aufforderung zu Straftaten" strafbar zu machen. In den USA bekommt man jedenfalls für eine angemessene Reaktion auf solche Zitate, Urteile, Gesetzgebung eine Freiheitsstrafe von ein paar Jahrhunderten bis Jahrtausenden. In Deutschland immerhin rund 20 Jahre.

Aber wie gesagt...ich gehe davon aus, dass das wirklich nur die absoluten Ausnahmefälle sind, die tatsächlich gezwungen werden. Wobei hier wohl in dem konkreten, ausführlich geschriebenen Fall tatsächlich kein körperlicher Zwang vorlag.

Anders sieht das hier aus:
"Alina aus Bukarest ist eine schwarzhaarige Frau mit hübschem, etwas magerem Gesicht, sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern auf einem Bauernhof. Zu einem Treffen ist sie nur unter der Bedingung bereit, dass es in einer Wohnung irgendwo im Westen von Bukarest stattfindet. Das kleine Appartement hat kein Namensschild an der Tür, es gehört einer rumänischen Nichtregierungsorganisation, die Alina seit ihrer Rückkehr nach Rumänien betreut. Wer hier Zuflucht findet, soll unauffindbar sein für die, die sie gequält und ausgebeutet haben. Sogar der Name der Organisation muss geheim bleiben.

[...] Alina war 26, als sie einen Anruf einer Freundin aus Deutschland bekam.

Sie könne zu ihr in eine Kleinstadt in der Nähe von Hamburg kommen und als Kellnerin arbeiten. [...] Sie schlugen Alina und ihre Freundin, die sie nach Deutschland gerufen hatte, zusammen und sperrten sie ein. Noch in derselben Nacht kamen Freier aufs Zimmer. Einer nach dem anderen. Deutsche, Türken, Italiener, sie durften zehn Minuten lang mit ihnen machen, was sie wollten, Beißen und Schlagen inklusive. Einzige Regel: Kondom benutzen. "Der Besitzer wollte gesunde Ware", sagt Alina. "Es war einfach nur eine Qual."

Alina und ihre Freundin konnten noch in der Nacht fliehen. Sie sprangen aus dem Fenster im ersten Stock und rannten im Pyjama in einen nahe gelegenen Wald. Sie versteckten sich in einem Erdloch. Irgendwann in der Nacht fühlten sie sich sicher genug herauszukommen. Sie klingelten beim ersten Haus, zu dem sie kamen. Ein Mann öffnete, er rief die Polizei. Alina kam ins Frauenhaus, ihre Freundin ins Krankenhaus. Nachdem beide später bei der Polizei ausgesagt hatten, reisten sie nach Rumänien zurück, die internationalen Hilfsorganisation IOM bezahlte die Fahrt. Was aus den Tätern geworden ist, weiß Alina nicht. Sie und ihre Freundin wurden nie wieder nach Deutschland bestellt, um die Aussage vor Gericht zu wiederholen."

Aber selbst wenn das die absoluten Ausnahmefälle sind - Alltag ist es wohl trotzdem in Deutschland und Justiz/Gesetzgeber gehen komplett inakzeptabel damit um. (sowieso generell mit Sexualverbrechen und bestimmten weiteren Gewaltverbrechen)

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