@MAreikeHB: Habe im Urlaub ungefähr 2/3 gelesen, es machte erst einmal Spaß zu lesen. Seine Begeisterung für die positiven Entwicklungen in der Technik ist ansteckend und ich erfuhr auch einige interessante neue Aspekte, die mich hoffnungsvoll stimmen.
Als ich zum Thema Landwirtschaft gekommen bin, haben sich allerdings allergrößte Zweifel an seinem Wissen aufgetan.

Ich halte seine Ansichten zumindest mal für fragwürdig. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit dem Thema.
Er schreibt: „Die Sahelzone braucht gerade keine europäischen Lektionen darüber, wie sie ihren Ackerbau nach Demeter-Kriterien zu organisieren habe. Sie braucht internationalen Gremien und in Verhandlungen mit der Agrarindustrie die Unterstützung starker Partner....“ -> D.h. also, die brauchen da in Afrika keine Idealisten, die den Kleinbauern Ökolandbau zeigen (Marokko und Ägypten sind Beispiele dafür, wie Ökolandwirtschaft Früchte trägt und für dortige Bauern interessant ist. Siehe: https://www.demeter.de/farmers-for-future-sekem-bekaempfung-wuestenbildung oder auch https://www.naturland.de/de/naturland/wo-wir-sind/einkauf/4152-marokko.html). In Ägypten wird ohne Agrarindustrie erfolgreich die Wüste begrünt (mit Abwasser) und auch mit biologischer Landwirtschaft (https://filmsfortheearth.org/filme/sekem/) usw. usw.
Die Zusammenarbeit mit „starken Partnern“ bzw. der Agrarindustrie führt in der Regel in erster Linie zu Profit für die Industrie und zu Armut und Arbeitslosigkeit bei der Bevölkerung. Ungefähr 10-15 Seiten vorher schreibt er darüber, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen wird, mit KI und Maschinen. „Tiere gibt es in dieser Landschaft keine mehr.“ Was das bedeutet und welche Konsequenzen das hat, darüber verschwendet er keinen weiteren Gedanken. Wie soll überhaupt noch irgendetwas wachsen, wenn es keine Insekten mehr gibt?

Das Hauptargument von Fichtner für die industrielle Landwirtschaft ist, dass sie 20 % weniger Anbaufläche braucht als der Öko-Anbau. Das stimmt soweit ich weiß, nur sind die Konsequenzen der industriellen Landwirtschaft kurz- bis mittelfristig die Zerstörung unseres wertvollen Erdbodens/Humus und der restlichen Insekten. Dann wächst nichts mehr von dem, was wir brauchen. Viele der Versuche mit genmanipulierten Pflanzen (gegen die ich per se keine Einwände habe) haben langfristig nicht die positiven Effekte gehabt, weil man dachte, man kann eine Sorte für große Regionen verwenden (wieder natürlich aufgrund von Profitstreben), sie z.B. die nicht eingetroffenen Versprechungen vom "goldenen Reis" (https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/landwirtschaft/oekologische-landwirtschaft/goldener-reis-gefaehrliche-illusion) was mit einem Verlust an Artenvielfalt einhergeht.

Sowie der Verlust der Kleinbauern, von denen aber immer die noch der Großteil der Landwirtschaft weltweit betrieben wird, das steht sogar auf der Webseite von Bayer: https://www.bayer.com/de/landwirtschaft/kleinbauern (oder auch https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/baeuerliche-und-industrielle-landwirtschaft.html, https://www.welthungerhilfe.de/welternaehrung/rubriken/agrar-ernaehrungspolitik/der-kleinbauer-kann-er-die-welt-ernaehren). 1,5-2 Milliarden Menschen leben wohl heute noch als Kleinbauern. Was soll aus denen werden, wenn die Agrarindustrie übernimmt?

Wesentliche Unterschiede zwischen der industriellen und der kleinbäuerlichen Landwirtschaft: Bei ersterer verdient die Industrie und der Mensch wird zum Kunden/Konsumenten gemacht. Die Vielfalt wird radikal abgeschafft und die Natur (z.T. unwiderruflich) geschädigt. Es gibt nur noch wenige, genormte Sorten. Was sehr, sehr gefährlich ist. Siehe die altbekannte Geschichte der fürchterlichen Hungersnot in Irland 1845.

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