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Entdeckung eines unbekannten Films

14.10.2014 - 12:00 Uhr
Der "unbekannte" Boxeraufstand
wikimedia
Der "unbekannte" Boxeraufstand
Kann man überhaupt eine Lieblingsszene haben? Gibt es nicht so viele ikonische Szenen, die jeder sofort in seinem Bewusstsein abrufen kann? Genau deshalb habe ich eine Szene aus einem wahrscheinlich völlig unbekannten Film ausgewählt.  "在中国袋子米跌倒"  heißt der Film im Original, von dem nur noch Fragmente erhalten sind. Eine dieser wenigen erhaltenen Szenen hat mich jedoch nachhaltig beeindruckt. Eine Plansequenz, welche vom Zeitpunkt der Entstehung her (1938) durchaus  mit heutigen Standards mithalten kann.

Der nahezu vollständig verschollene Film spielt zur Zeit des Boxeraufstands, einer antikolonialistischen, chinesischen Freiheitsbewegung im Jahr 1900-1901.

Doch es gibt eine relativ gut erhaltene Szene, die die zumindest optische Qualität des Films belegt.

Die Kamera gleitet über (heutzutage eindeutig als Modelle zu identifizierende) Häuserdächer, um dann in einem eleganten Schwung in eine hektische Straßenszenerie einzutauchen.

Und wie unmerklich, fast schon elegant, der Schnitt hier vom Modell zum Realbild gelingt, ist für die Entstehungszeit hervorragend gelöst. Selbst wenn man genau hinsieht, nimmt man nur ein ganz kleines Ruckeln wahr.

Anschließend stürzt sich die Kamera nun in eine vielschichtige Montage, gleitet über die Köpfe hinweg, und dreht sich dabei von rechts nach links. Es herrscht ein hektisches Gewusel von Menschen unterschiedlicher Herkunft, und am Rande geschehen intensive Momentaufnahmen.

Einem "Boxer" wird sein Zopf von britischen Kolonialherren abgeschnitten, man sieht Gaukler, eine Geisha blickt durch einen hindurch, und Bauern schieben oder ziehen ihre Karren über die belebte Straße.

Dabei gleitet die Kamera immer weiter, hebt sich, und wir sehen eine Hafenanlage.

Zielgerichtet streben wir einer Dschunke entgegen, welche gerade entladen wird. Die Kamera reiht sich in die Reihe der Lohnarbeiter ein, und zoomt zurück. Wir sehen einen Werftarbeiter, der sich seine Last auflädt, um sie zum Ablageplatz zu tragen, und sie dort abzulegen.

Hier verharrt das Bild, und streift dann über die aufgereihten Waren.

Da plötzlich beginnt sich ein Sack zu neigen, fällt auf eine harte Kante, platzt auf, und sein Inhalt ergießt sich über die Kaimauer, und gibt den Blick auf in dem Sack geschmuggelte Waffen preis, während die Kamera dem auslaufenden Inhalt ins Wasser folgt.

Allein diese kurze Szene bietet schon so viele Interpretationsansätze.

Zum Film an sich kann ich natürlich wenig sagen, da ich, mehr oder weniger, nur diesen einen Ausschnitt kenne, doch eindrucksvoll ist die Szene auf jeden Fall gefilmt.

Laut Internet-Recherche, zeigt der Film, wie der bis dahin unpolitische Hafenarbeiter Wan, zur Boxer-Bewegung stößt, um für die Unabhängigkeit zu kämpfen.

Witzig ist hier, dass, obwohl eigentlich kein MP-User den Film zu kennen scheint, der Film doch andauernd zitiert wird.

Übersetzt heißt der Originaltitel nämlich:

"Und in China fällt ein Sack Reis um."

;D


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