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#6 Youtube! Um jeden Preis! Auch ohne Talent! Oder gerade deshalb?! – Haters Back Off! + PODCAST

01.12.2017 - 07:14 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Du hast kein Talent? Willst aber trotzdem berühmt werden? Dann mach es wie Miranda Sings!
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Du hast kein Talent? Willst aber trotzdem berühmt werden? Dann mach es wie Miranda Sings!
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https://soundcloud.com/kinocouch/6-auf-der-kinocouch-haters-back-off-2016

Jeder kennt sie, die Riesen-Videoplattform YOUTUBE, auf der jeder –egal ob Megatalent oder mit zwei linken Händen gesegnet- ein Video seiner, nennen wir es einmal geistigen Ergüsse, hochladen kann. Auf dieser Plattform haben also sowohl talentierte als auch talentfreie Leute, die Möglichkeit sich zu präsentieren. Doch dann gibt es auch noch die Zuschauer. Und die können –wie im echten Leben eben auch- sehr motivierend in ihren Kommentaren sein oder absolut vernichtend. Es geht um die Serie „Haters back off“, ein Netflix-Original. Netflix, das ja durchaus dafür bekannt ist, viele und vor allem vielfältige Serien zu produzieren, erzählt mit dieser Serie eine Geschichte, die es wohl im Free-Tv sehr schwer gehabt hätte. Hier geht es nämlich nicht um Vampire, Werwölfe und die Welt, die in letzter Sekunde, am besten innerhalb von 24 Stunden gerettet werden muss oder um ein Raumschiff, das an Orte vordringt, an denen noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Hier ist das Hauptthema der fiktive Charakter Miranda Sings und ihre fiktive um sie herum entstandene Welt. Colleen Ballinger, die bereits im Jahre 2008 Miranda Sings durch ihre Videos auf Youtube zum Leben erweckt hat, spielt dabei eine mit knallrotem Lippenstift überschminkte, hyperaggressive Zicke, die sich für die größte Sängerin überhaupt hält. Im echten Leben hat Colleen Ballinger mit ihrem Youtube Kanal einen riesen Erfolg. Im August 2017 hat sie über 8 Millionen Abonnenten und über 1,4 Milliarden Aufrufe ihrer Videos verzeichnen können. Anders verhält es sich in der Serie: Bereits zu Beginn der Serie lädt sie ihr erstes Youtube-Video hoch, was auch postwendend die erste Negativ-Kritik der Zuschauer nach sich zieht. Unbeirrt geht Miranda aber ihren Weg weiter und lässt Videos folgen, die in Anbetracht ihres fehlenden Talents beinahe wie eine Drohung wirken. Bei der Produktion ihrer Videos und ihrem damit verbundenen und erhofften kometenhaften Aufstieg unterstützt sie ihr Onkel Jim, der mit Miranda und ihrer Mutter zusammen in einem Haus lebt. Jim wiederrum ist ein kleiner Verkäufer in einem Aquaristik-Shop. Mirandas hypochondrische Mutter Bethany, die als ein sehr liebenswerter, unsicherer Charakter dargestellt wird, zeigt schon sehr bald, woher ihre Tochter die Dreistigkeit vermeintlich geerbt hat… Bethany, die als Kassiererin in einem Shop arbeitet, lässt nämlich schon gerne Mal die Kunden ihre eigenen Waren über den Scanner ziehen. Dabei verweist sie immer gerne auf ihre Fibromyalgie, die zwar laut ihrer Aussage noch nie offiziell von einem Arzt bestätigt wurde, woran sie aber dennoch ganz klar erkrankt ist. Und dann gibt es noch Emily, die fast gleichaltrige Schwester von Miranda, die eigentlich jeder zu Hause in irgendeiner Form disst. Sei es, dass Miranda das Tagebuch der Schwester gefunden hat und ein paar Schwenks daraus erzählt, oder dass sie einfach grundlos niedergemacht wird. Dabei ist sie der einzige Charakter innerhalb der Familie, der Miranda ganz ehrlich zu verstehen gibt, dass sie –naja- scheiße ist. Das passt Miranda natürlich so gar nicht und sie findet immer wieder neue Gründe, warum ihre Schwester so etwas sagt. Ansatzweise erinnert die Figur der Emily etwas an Harry Potter im Schrank unter der Treppe bei den Dursleys. Denn auch der kleine Zauberer aus Hogwarts wurde von der nahen Familie gedisst und gemobbt. Dabei war Harry in jeder Hinsicht anders als die Dursleys. Ebenso sieht es mit Emily aus. Sie zahlt die ausstehenden Rechnungen, sie rückt ihrer Schwester den Kopf zurecht und sie ist es letztendlich, die in der Familie die Hauptverantwortung über so ziemlich alles übernimmt. Paradoxerweise ist es diese Andersartigkeit, die sie vom Rest der Familie irgendwie ausschließt, welche der Zuschauer aber zugleich als normal und moralisch richtiges Verhalten empfindet. Im Kontrast zu Emily wird besonders deutlich, wie realitätsfremd der Rest der Familie ist, was in mehreren Situationen gezeigt wird. Dabei wird auch kaum ein Fettnäppchen ausgelassen: Feste werden gecrasht, auf Beerdigungen werden Sargdeckel vor lauter Wut vor der Trauergemeinde zugeschmissen oder es gibt vermeintliche Autogrammstunden in der Schule, zu denen niemand kommen will. Miranda merkt aber nicht, dass sie -nennen wir es jetzt mal- minderbegabt ist, und bleibt am Ball. Was euch da noch erwartet müsst ihr selbst sehen.

Der Humor dieser Serie ist einer, der nicht jedem Zuschauer passen dürfte. Mir persönlich hat die Serie sehr gut gefallen –auch weil sie endlich mal erfrischend anders von der Story war. Wer sich diese Serie anschauen möchte, den erwartet hier eine gekonnte Mischung aus Little Britain und Stromberg, da sie einerseits makaber ist und nur so von schwarzem Humor trieft, andererseits aber auch beim Zuschauer ein gewisses Fremdschämpotential hervorruft, das ich bislang in dieser Form nur bei Stromberg gesehen habe. Ich empfehle also dringend bei einem eventuellen Binge-Watching-Abend Minimum ein Kissen oder eine Decke für die wirklich zahlreichen Momente, wenn Miranda mal wieder meint, es allen zeigen zu müssen, dass sie etwas drauf hat oder sich einfach nur präsentieren will…

Die Serie bedient ein breites Spektrum, das ganz fein mit einander harmoniert: Sowohl Witz, Slapstick als auch Drama liegen nah bei einander, obwohl es so grundverschiedene Genre sind; dennoch schafft das diese Serie meisterhaft.

7/10 Punkten


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