Vom französischen Surrealismus zum deutschen Stummfilm, von den USA nach Asien: Diese Woche nimmt uns franticfury mit auf eine Reise durch die Filmgeschichte, vorbei an atemberaubenden Flughäfen, restaurierten Maschinenmenschen, und, fern vom Einheitsbrei, hin zu einem Friedhof in Paris. Und vielleicht, nur vielleicht, liest gerade der ein oder andere Schüler aus Oberstdorf mit – und schämt sich (völlig zurecht) in Grund und Boden. Wenn auch ihr mal eine flüchtige Begegnung mit unseren 7 Fragen haben wollt, dann sagt bescheid: Eine kurze Nachricht an Kängufant und der Fragebogen ist unterwegs!
Welcher Film, welche Serie hat dein Leben verändert? Was war danach nie wieder so wie vorher?
Da gab es zwei besonders einschneidende Erlebnisse, von denen ich immer erzähle, wenn mich jemand danach fragt, wo meine Filmleidenschaft begann. Das eine ist Heat von Michael Mann. Ich kann mich erinnern, diesen Film zum ersten Mal im zarten Alter von 11 Jahren gesehen zu haben, mein Vater hatte ihn damals aus der Videothek ausgeliehen und war (glücklicherweise) der Ansicht, so wirklich verderben könne er mich schon nicht. Das war bis heute mein vielleicht schönstes Filmerlebnis. Ich weiß noch, wie fasziniert ich von der Kameraarbeit war, und dieses Finale auf dem Flughafen war einfach atemberaubend… Durch diesen Film war dann wohl auch meine jahrelange Verehrung für Al Pacino begründet.
Das andere ist Die sieben Samurai von Akira Kurosawa, den ich Jahre später gesehen habe, als ich gerade erst die großen Filme der Filmgeschichte zu entdecken begann. Das war der Beginn einer bis heute andauernden Reise durch die Filmgeschichte und der Anfang meiner Liebe zum asiatischen Kino. Ich weiß nicht, wie oft ich diese beiden Filme gesehen habe, aber ich schaue sie mir jedes Jahr mehrmals an, da ich so viele Erinnerungen mit ihnen verbinde. Wenn man also wirklich von “Filmen seines Lebens” sprechen kann, wären das wohl meine. Nur logisch, dass beide Filmposter heute bei mir zuhause hängen.
Welchem Schauspieler oder Regisseur würdest du jeden Fehltritt verzeihen? Und womit hat er oder sie diese Nachsicht verdient?
Zu Lebzeiten hätte ich John Cassavetes wohl jeden Fehltritt verziehen, ob schauspielerisch oder regietechnisch, denn Filmemacher wie ihn findet man leider nur äußerst selten – in Hollywood schon gar nicht. Ihm ging es nie um Ruhm oder Anerkennung, sondern darum, Filme zu machen, die etwas zu sagen hatten, die von echten Menschen handelten, und mit denen man sich identifizieren konnte. Wer weiß, wo die Filmindustrie ohne seine Verdienste heute wäre, denn er war der erste, der der Ansicht war, jeder solle rausgehen und einen Film machen können, und so einen Beitrag zum Film als Kunstform geleistet hat, den man wohl gar nicht hoch genug einschätzen kann. Gott sei Dank muss ich ihm nicht mal etwas verzeihen, da er (als Regisseur) nur Großartiges abgeliefert hat.
Von den heutigen Regisseuren würde ich Paul Thomas Anderson wohl wirklich jeden noch so schlechten Film verzeihen. Er hält die Fahne der Autorenfilmer in Hollywood weiter hoch, und ist sowieso einer der wenigen überhaupt noch ernstzunehmenden Filmemacher, die ihr Publikum nicht für dumm verkaufen und wirklich noch etwas zu sagen haben. In Zeiten von Einheitsbrei, Reboots und dem einmillionendsten Superheldenaufguss eine echte Wohltat. Ja, wenn ich es mir Recht überlege, hätten er und Cassavetes sich wohl sehr gut verstanden…
Was ist das schönste, bzw. was ist das schlimmste Erlebnis, das du jemals in einem Kino hattest?
Mein mit Abstand schlimmstes Kinoerlebnis habe ich auf moviepilot bereits in meinem Kommentar zu Metropolis beschrieben. Das Ärgerlichste dabei war, dass es eigentlich eines der schönsten hätte sein können. In einem kleinen Programmkino in Oberstdorf wurde damals im Rahmen eines Filmfestivals für Schülergruppen das Meisterwerk von Fritz Lang in seiner restaurierten Fassung auf der großen Leinwand gezeigt. Ich ging natürlich hin, denn diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen und freute mich auch schon tierisch auf den Film, denn in der restaurierten Fassung hatte ich ihn bis dahin auch nicht gesehen. Der ganze Saal war gefüllt mit Schülern, alle zwischen 13 und 17 Jahren und ihren Lehrern. Nicht gerade das beste Publikum, das war mir von Anfang an klar, was mich aber dann erwartete, war deutlich schlimmer, als ich es mir ausgemalt hatte. Unglaublich wie die sich daneben benahmen, mit Popcorn schmissen, über mehrere Reihen schreiend miteinander kommunizierten und sowieso die ganze Zeit mit dämlichen Kommentaren um sich schmissen. So schlimm, dass man den Film zwischenzeitlich sogar anhielt, um eine kleine Ansprache zu halten, wie man sich denn in einen Kino zu benehmen hätte. Am Ende konnte man nur hören wie “schlecht” der Film doch sei und wie “langweilig”. Der gute Fritz hätte sich wahrscheinlich im Grabe umgedreht. Danach ging ich frustriert nach Hause und legte die BluRay ein, die ich mir erst ein paar Tage zuvor gekauft hatte, und konnte den Film so zumindest noch einmal ungestört genießen.