Es ist ein langes Wochenende und obendrein auch noch Ostern – also haben wir euch diese Woche ein ganz besonderes Ei gelegt und kaltblütig und gnadenlos (und unter Zuhilfenahme von Milchschnitten und Kuchen) wieder eine von uns aus dem moviepilot-Büro zum Fragenbogenfragenbeantworten überredet: syrbal, unser Content-Murmeltier, die sich (unter anderem) tagaus, tagein darum kümmert, dass eure Filmwünsche nach und nach erfüllt werden. Wenn ihr uns auch mal ein Überraschungsei basteln und an den 7 Fragen teilnehmen wollt, dann schickt einfach eine kleine Nachricht an Kängufant und schon kann’s losgehen.
Welcher Film, welche Serie hat dein Leben verändert? Was war danach nie wieder so wie vorher?
Das ist ganz eindeutig Doktor Schiwago von David Lean. Tja, was soll ich hier großartig schreiben?! Wer den Film nicht gesehen hat oder auf diesen Titel nur mit einem müden Lächeln reagiert, wird bei dieser ersten Antwort (geschweige denn bei den sechs anderen Antworten) gar nicht erst weiterlesen. Ich versuche deshalb gar nicht erst, detaillierter auf die vielen herzzerreißenden Details, auf diese so tragische Liebesgeschichte, den wundervollen Omar Sharif und die grandiose Musik einzugehen. Das wäre für die meisten Leser einfach nur belangloses Gewäsch. Argumente bringen hier nichts, es geht um große Emotionen und ich will auch niemanden dazu zwingen, diesen Film zu gucken. Obwohl, doch! Das habe ich in den letzten zehn Jahren auf jeden Fall schon getan, mehrmals sogar. Damit kommen wir auch zu dem Punkt, warum ich diesen Film hier nenne. Diese Romanverfilmung hat mir gezeigt, auf wen ich mich verlassen kann – ja, sogar, wohin mein Herz gehört. Mit wem ich diesen Film auch immer gemeinsam geguckt habe, wer Doktor Schiwago wirklich aufmerksam bis zum bitteren Ende (Spoiler: Nein, wer ein Happy End sucht, ist bei diesem Film wirklich eindeutig ganz falsch!) durchgehalten und mich beim Weinen, Wehklagen und Schluchzen in den Arm genommen und getröstet hat, hat einen Platz in meinem Leben verdient – sogar einen Ehrenplatz. Alle anderen sind nur Deko und können ruhig weiterziehen. So lässt sich in familiären, freundschaftlichen und amourösen Verflechtungen viel leichter sortieren: “Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen”, um es mit den weisen Worten von unserem allseits geliebten Aschenbrödel zu sagen.
Was ist das schönste, bzw. was ist das schlimmste Erlebnis, das du jemals in einem Kino hattest?
Das Schlimme am Kinobesuch sind natürlich diese ganzen anderen Menschen. Wenn die nicht wären, könnte ein Kinobesuch ja wirklich richtig angenehm sein. Nein, mal ehrlich… Mein interessantestes Kinoerlebnis hatte ich bei dem Film Mondkalb: Kurz nach der Werbung stieß noch ein weiterer Besucher mittleren Alters gemeinsam mit seiner Frau in den recht spärlich gefüllten Kinosaal und begab sich auf Platzssuche. Er hatte sich die Reihe genau vor mir und meiner Begleitung ausgesucht (wir durften dieses Spektakel also aus der ersten Reihe beobachten). Genau an der Treppe, von der er kam, wollte er mit seiner Frau sitzen. Im ganzen Kinosaal gab es bestimmt noch 50 freie Plätze, er wollte aber genau dort sitzen, wo keine zwei sich nebeneinander befindlichen Sitze mehr frei waren. Anfangs war der Herr noch recht nett und fragte die zwei Damen, die auf Platz 2 und 3 saßen, ob sie vielleicht auf Platz 3 und 4 umziehen könnten, damit seine Frau und er nebeneinander sitzen können. Als die beiden Damen sich jedoch weigerten und sich von ihm nach einer längeren Diskussion nicht überzeugen ließen, quetschte er sich einfach brutal zwischen seine Frau auf Platz 1 und der Dame auf Platz 2, die ihm ja partout keinen Platz machen wollte, und er saß somit auf dem Schoß der fremden Frau, mit der sich dann fast prügelte. Ich betone: Das waren erwachsene Menschen in einem kleinen, anspruchsvollen Kino und keine Teenager in einem Multiplex-Etablissement.
Wenn deinem Leben ein Soundtrack gegeben werden müsste, welchen würdest du wählen? Und warum?
Der genialste Soundtrack, den ich jemals gehört habe, ist der zu Broken Flowers. Hier stimmt einfach alles und Jim Jarmusch hat ein wahnsinniges Gespür dafür, welche Songs in einen Film passen. Ich danke diesem Film, dass ich so auf Musiker wie Mulatu Astatke, Holly Golightly oder The Greenhornes aufmerksam geworden bin, denn ohne Broken Flowers hätte ich mein Herz für den äthiopischen Musiker Mulatu Astatke beispielsweise wohl nie entdeckt – zumindest nicht ohne fremde Hilfe. Soundtracks können einfach den Horizont erweitern und das ist doch meist ein absolutes Erlebnis. Wenn ein guter oder bekannter Song mal nicht passt, ist das ja auch eine Erkenntnis. Es ist schon eine Wissenschaft, den richtigen Song für eine Filmszene oder für einen Trailer (hier mal ein Beispiel, wo’s nicht ganz so gut passt) zu wählen und ich habe großen Respekt davor, wenn das jemandem gelingt (obwohl das natürlich eine subjektive Empfindung ist). Zusammenpassen müssen die Songs auf einem Soundtrack meiner Meinung auch nicht, denn sie sollten im Film funktionieren, der Rest ist schmückendes Beiwerk.