A World Beyond - Kritik & Analyse

29.05.2015 - 00:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
A World Beyond Kritikmoviepilot
Die Disney-Ideologie präsentiert in Brad Birds A World Beyond mit George Clooney ein neues Update. Wolfgang M. Schmitt jun. erklärt die Perfidie dahinter.

In gewisser Weise ist dem Disney-Konzern Bewunderung auszusprechen, denn es ist bemerkenswert, wie es ihm immer wieder gelingt, zum einen den bewährten Konservatismus zu bedienen und zum anderen einen grenzenlosen Fortschritt zu propagieren. In Brad Birds A World Beyond leiht dieses Mal George Clooney der Disney-Ideologie sein aus vielen Werbespots bekanntes Gesicht. Die These des Films ist so einfach wie falsch: Das negative Denken sei dafür verantwortlich, dass unsere Welt auf den Untergang zusteuert, deshalb brauche es schlicht mehr Optimismus, damit wir in eine gute Zukunft schreiten können. Diesen Unfug hat nicht zuletzt der Philosoph Byung-Chul Han in seinem berühmtgewordenen Essay „Müdigkeitsgesellschaft“ demaskiert. Han analysiert die Lage und kommt zu einer überraschenden Einsicht. Eben nicht das negative Denken, sondern das positive Denken legt uns lahm, macht Kritik unmöglich und führt die Gesellschaft in eine kollektive Depression.

Das permanent von uns durch Politiker, Wirtschaftsvertreter und Ratgeberliteratur erwartete „Think positiv!“ lässt uns verzweifeln, ist dies doch der Schlachtruf des Neoliberalismus, bei dem der Schwächere auf der Strecke bleiben muss. Und genau dies geschieht eben auch in A World Beyond, in dem tatsächlich Menschen von Robotern selektiert werden – nur sie dürfen nach Tomorrowland aufbrechen. Die Selektion folgt dabei natürlich nicht mehr ethnischen Parametern, wie es uns aus der Geschichte hinlänglich bekannt sein dürfte; es darf ruhig multikulti zugehen, solange man die richtige Einstellung hat. Der Film, der sich so charmant altmodisch geben will, unterstützt ideologisch das, was im Silicon-Valley schon eine Weile in Planung ist, nämlich einen eigenen technizistischen Staat zu bauen, in dem nur Begnadete leben dürfen und der letztlich – an der Politik vorbei – die Weltherrschaft anstrebt.

Disney gelingt so einmal mehr ein irrer Spagat und George Clooney ist daher eine ausgezeichnete Wahl. Ist Clooney es doch, der sich ständig als Umweltschützer aufspielt und zugleich Werbung für einen Kaffee-Kapseln-Konzern macht, dem die Folgen für die Umwelt und so etwas wie faire Handelsbedingungen ziemlich egal sind. Oh nein, solch eine Argumentation verstößt ja gegen die Ideologie des Films.

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