Ärgerlich: Squid Game Staffel 3 interessiert sich nicht mehr für die eigene Hauptfigur

12.07.2025 - 10:00 Uhr
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Gi-hun wird in Squid Game Staffel 3 vom aktiven Rebellen zum passiven Zuschauer. Damit beschließt das Netflix-Finale seinen Untergang.

Zugegeben, Hauptfigur Gi-hun (Lee Jung-jae) war noch nie das Interessanteste an Squid Game. Schon in Staffel 1 gab es Spannenderes zu entdecken, als wir die tödlichen Spiele mit all ihren Schreckens- und Schockmomenten durch seine Augen kennenlernten. In Staffel 2 stand der geplante Aufstand im Fokus, der vom deutlich interessanteren Spielmacher unter dem Deckmantel der Nummer 001 unterbrochen wurde. Doch hatte Gi-hun dabei stets eine Agenda und etwas zu sagen. In Staffel 3 herrscht dagegen nichts als Schweigen im Walde und vielsagende Blicke. Damit begeht das Netflix-Finale einen immensen Fehler.

Als Squid Game Staffel 3 unsere Identifikationsfigur absägt, herrscht nur noch gähnende Langeweile

Gi-hun fungierte von Beginn an als große Identifikationsfigur der Serie. Er hat unsere Sympathien mit seiner tragischen, verschuldeten Vergangenheit gewonnen, die uns dazu veranlasst hat, über zwei Staffeln lang mit ihm mitzufiebern. Mit ihm durchlebten wir die Spiele, haben um seinen Sieg gebangt und waren von seinen Niederlagen enttäuscht.

Als großer Held der Serie, der im Gegensatz zu den anderen Mitspieler:innen immer schon etwas zu perfekt daherkam, stürzten wir mit ihm ins Abenteuer wie mit Harry Potter, Frodo oder Peter Parker. Auch diese Figuren sind nicht die spannendsten ihrer jeweiligen Welt. Doch brauchen wir sie, um uns durch die Geschichte zu geleiten und auf ein Happy End zu hoffen.

Die 2. Staffel von Squid Game hinterlässt Gi-hun gebrochen und traumatisiert. Vom gescheiterten Aufstand und Verrat durch einige seiner Mitspieler:innen am Boden zerstört, ist er fortan nur noch passiver Teilnehmer der Spiele: Er spricht beinahe mit niemandem mehr. Er gibt die Abstimmungen leise von sich. Er überlebt die Spiele beinahe mit geringstmöglichem Aufwand und ohne anderen schaden zu wollen. Die meiste Screentime hat Gi-hun gefühlt durch Reaction-Shots, die die grausamen und verzweifelten Pläne seiner Mitspieler:innen bildlich kommentieren und missbilligen.

So entfaltet sich das treibende Drama mit Gi-hun als stillen Zuschauer, bis er sich plötzlich als Babysitter wiederfindet. Hier erlangt er eine Art von Agenda zurück, die jedoch vollends extrinsisch motiviert bleibt. Dass er sich am Ende für das Baby opfert, ist nur Konsequenz dieser stillen Resignation. Hat er hier einen letzten Grund gefunden, für den es sich zu kämpfen lohnt? Oder ist Squid Game einfach nichts Besseres mehr für Gi-hun eingefallen, als den ultimativen Samariter für die Emotionsschleuder schlechthin – ein Kind – kämpfen zu lassen?

Squid Game sind die Ideen für Gi-hun ausgegangen

Dass Squid Game unnötig in die Länge gezogen wurde, wurde bereits in Staffel 2 der Serie mehr als ersichtlich, die man ohne Weiteres hätte mit Staffel 3 zusammenlegen können – oder gar komplett weglassen. Denn welche neuen Aspekte der Geschichte gab es nach Staffel 1 überhaupt noch zu erzählen?

Den Fokus immer mehr von Gi-hun wegzuverschieben, hat zumindest die Tore für andere Figuren geöffnet, die dadurch mehr ins Rampenlicht gelangt sind, wie etwa Jun-hee aka Spielerin 222 (Jo Yu-ri). Gi-hun dadurch aber nur noch mitzuschleifen, anstatt ihn aktiv mitspielen zu lassen, kann hier nicht die beste Lösung sein, die man für ihn hätte finden können. Da wäre es womöglich besser gewesen, ihn schlicht und ergreifend direkt zum Anfang der Staffel im ersten Spiel zu opfern – und mit einer anderen, spannenderen Identifikationsfigur zu ersetzen.

So zieht sich Staffel 3 von Folge zu Folge durch die Belanglosigkeit, ohne dem Publikum genügend emotionale Anknüpfungspunkte zu servieren. Auch wenn der finale Ausgang der Staffel in sich stimmig erscheint, ist der Weg dahin doch weitaus beschwerlicher und weniger unterhaltsam, als er hätte sein können.

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