Bei Filmfestivals haben Dramen Hochjunktur, in den seltensten Fällen gibt es Komödie zu sehen. Doch beim Filmfestival Venedig ist in diesem Jahr alles etwas anders und so haben sich die Filmkritiker köstlich über Das Schmuckstück, dem neuen Film von François Ozon mit Catherine Deneuve und Gérard Depardieu in den Hauptrollen, amüsiert. Erzählt wird von einer Frau, die die Geschäfte ihres tyrannischen Mannes übernehmen muss, als dessen Angestellten in Streik treten. Als ihr Mann allerdings zurückkehrt, fordert er alte Rechte ein. Grundlage für Das Schmuckstück ist eine Boulevardkomödie, die auf der Theaterbühne schon Tausende Franzosen zum Lachen gebracht hat.
Gäbe es einen Goldenen Lustigkeitslöwen am Lido, dann wäre Das Schmuckstück die Trophäe schon jetzt sicher, glaubt Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel. Der Film “hat alles, was eine gute Komödie braucht: Tempo, Dialogwitz, Überraschungen und jede Menge Lust an dramaturgischer Übertreibung, in der auch ungemütlichere Wahrheiten erst richtig aufblitzen. Und zugleich setzt der Film mit seinen Autos, Klamotten und Idealen von 1977 auf einen hübsch ironischen Retro-Effekt: Die am Schluss reichlich geknickten Männer, darunter Gérard Depardieu in einer tollen Rolle als Bürgermeister des Fantasiestädtchens Sainte-Gudule, erweisen sich als die Väter jener amazonengeschädigten Jammerlappen, die heute das Kino in aller Welt bevölkern.”
Peter Claus auf getidan stellt fest: “Ganz simpel lässt sich der flott inszenierte Film, der viele brüllend komische Szenen und Dialoge enthält, als Komödie über die Kraft der Frauen, als Kommentar zur Emanzipation der Geschlechter deuten. Dazu allerdings kommt eine zweite Ebene, auf der die Grenzen jedweder Emanzipation mit weisem Humor aufgezeigt werden, und, das ist das Beste, ganz nebenbei gibt der Film einen bösen Kommentar zum Wieder-Erstarken des Machismo in den politischen (Un)Kulturen der so genannten westlichen Welt.”
Auf die Hauptdarstellerin Catherine Deneuve schaut Isabella Reicher vom Standard. Sie “spielt die Frau eines Regenschirmfabrikanten (”Fabrice Luchini (Fabrice Luchini)“:/people/fabrice-luchini) anno 1977. Seit langem erfüllt sie nur noch die Funktion einer Zierfigur, in einer Krisensituation übernimmt sie gezwungenermaßen die Führung der Geschäfte und findet rasch Gefallen an ihren neuen Möglichkeiten. François Ozon, der oft schludrige Inbesitznehmer von Genres aller Art, orientiert sich an Tempo, Gestus und Ausstattungswahnsinn des französischen Unterhaltungskinos à la Louis de Funès. Aber er hat sich diesmal sichtlich Mühe gegeben, es nicht bei reiner Oberflächengestaltung zu belassen. Jubel und Szenenapplaus im Saal.”
Wann Das Schmuckstück von François Ozon in unsere Kinos kommt, ist noch nicht klar. Aber wenn die Komödie beim Filmfestival derart gut ankommt, können wir hoffen, dass sie den Weg auf unsere Leinwände findet.