Es ist mal wieder Zeit für asiatische Filme! Bei dem guten Wetter momentan, bietet es sich natürlich einfach an, die (früh-)sommerliche Stimmung auch cineastisch aufrechtzuerhalten. Daran soll es bei dem heutigen Thema "Inseln" nicht scheitern, aber hauptsächlich stehen weniger die klimatischen Bedingungen, als viel mehr das Potential des begrenzten Settings im Vordergrund. Es geht um Subkulturen, Isolation und Reklusion, um einen ganz eigenen, vom kalten Nass umgebenen Mikrokosmos.
Iodo | Kim Ki-young | Südkorea | 1977
Werbefachmann Wu-hyun hat sich seine Promotionstour für ein neues Hotel sicher anders vorgestellt. Nicht nur soll das Projekt nach der mystischen Insel Iodo benannt werden, die dafür berüchtigt ist, sich die Seelen unschuldiger Fischer anzueignen, nein, auch ein aus diesem Grund aufgebrachter Journalist verschwindet spurlos und hinterlässt Wu-hyun unter Mordverdacht. Die Anschuldigungen kann er nicht auf sich sitzen lassen und so begibt er sich auf die Heimatinsel des Journalisten, Parangdo, die inzwischen ausschließlich von Frauen bevölkert ist. Die Männer sind entweder geflohen oder wurden angeblich von Iodo ins offene Meer gezerrt. Zwischen sexueller Spannung und schamanistischem Matriarchat dringt Wu-hyun immer tiefer in die Vergangenheit der Insel und ihrer Menschen ein, deren Welt von Aberglauben und eigenartigen Ritualen bestimmt wird. Mit eindrucksvollen Naturaufnahmen und einer dichten Atmosphäre, erschafft Kim ein fesselndes Mysterydrama, an dem für jeden Liebhaber des koreanischen Kinos kein Weg vorbei führt.
Verschollen in der City (Kimssi Pyoryugi) | Lee Hae-jun | Südkorea | 2009
Lees skurrile Komödie über einen Geschäftsmann, der nach einem gescheiterten Suizidversuch auf einer einsamen Insel mitten in Seoul(!) strandet, ist vielleicht eine der skurrilsten Robinson-Crusoe-Variante überhaupt. Mitten im Han liegt das kleine Naturschutzgebiet und während die Skyline der Stadt rund um die Uhr sichtbar ist, gibt es keine Möglichkeit, die Insel zu verlassen; das Flussufer ist zu weit entfernt. Als Mann der nichts mehr zu verlieren hat, lässt sich Seung-geun auf einen neuen Lebensstil ein, abgeschottet von der ihn umgebenden Zivilisation und auf sich allein gestellt. Beobachtet wird er dabei von einer jungen Frau, die sich ebenfalls gesellschaftlich isoliert hat, wenn auch auf andere Weise: Sie verlässt schon seit Jahren nicht mehr die Wohnung und pflegt keinerlei Sozialkontakte außerhalb des Internets. Inmitten des Stadtlebens hat sie sich ihre eigene, virtuelle Insel geschaffen. Passend also, dass gerade diese beiden Menschen durch einen ungewöhnlichen Zufall anfangen, miteinander zu kommunizieren. Was zunächst wie eine simple Komödie erscheint, entpuppt sich als herzerwärmende, mitunter dramatische und vor allem clevere Geschichte über den Rückzug aus der Gesellschaft und die verrückte Möglichkeit des Wiedereintritts auf besonders schicksalhafte Weise.
Die nackte Insel (Hadaka no shima) | Kaneto Shindô | Japan | 1960
Ohne einen einzigen gesprochenen Dialog erzählt Kaneto Shindô vom beschwerrlichen Alltag einer kleinen Familie, die mühselig um ihre Existenz auf einer winzigen Insel kämpfen muss. Die tägliche Bewässerung ihrer Felder benötigt Süßwasser, das in vielen Fahrten mit dem Ruderboot vom Festland beschafft werden muss. Neben der anstrengenden Arbeit bleibt nicht viel übrig, das Leben ist zwangsläufig genügsam und selbst ein Lächeln bereits Luxus. Unterlegt mit einem einprägsamen musikalischen Thema von Hikaru Hayashi entsteht eine bedrückende Stimmung zwischen Monotonie und Melancholie, die tatsächliche ohne Worte auskommt, um ihre Gefühle zu vermitteln.