Premieren sind immer aufregend, schließlich wohnt jedem Anfang auch ein Zauber inne, das wusste nicht nur Hermann Hesse. Da stellt sich mir aber die Frage, ob diese weisen Worte auch für diejenigen Anfänge gelten, die nun schon das zweite Mal ihr Stelldichein geben. Glücklicherweise halte ich hier gleich zwei Dinge in den Händen, an denen ich diese zutiefst akademische Problemstellung abarbeiten kann.
Mit dem New Nintendo 3DS und dem New Nintendo 3DS XL startet Nintendo die nächste Phase ihres Handheld-Masterplans und frischt die handliche Konsole an vielen Ecken und Enden gehörig auf. Das schafft in der Theorie zufriedenere Kunden und zugleich neue Verkaufsargumente, in der Praxis können aber unzureichende Veränderungen dazu führen, dass sich Neukunden und Umsteiger über den Ladentisch gezogen fühlen.
Ob sich der New 3DS XL rechtfertigen kann, lässt sich nur im Einsatz zeigen. Daher mache ich aus meiner kleinen Premiere einfach ein Double Feature und starte The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D : Denn wie lässt sich die Renaissance einer Konsole besser testen als mit dem Remake eines Klassikers, der diese Bezeichnung auch tatsächlich verdient? Und vorsorglich kann gesagt werden, dass sowohl der neue 3DS XL als auch das wohlverdiente Comeback von Majora's Mask von ihrem mehr oder weniger aufwendigen Facelifting profitieren.
Wenn sich Legenden an den Knopf fassen
The Legend of Zelda: Majora's Mask gehört wie Zelda II: The Adventure of Link zu den Sonderlingen der Reihe. Doch anders als beim zweiten Ableger, in dem in erster Linie die seitliche Perspektive und der knackige Schwierigkeitsgrad für die Ausnahmestellung sorgen, lebt Majora's Mask von der eigentümlichen Erzählweise, die auch für heutige Verhältnisse noch als experimentell gelten würde. Link verabschiedet sich aus Hyrule, wechselt mit unterschiedlichen Masken die Form und hat 72 Stunden Zeit, um den Mond aufzuhalten, der auf die Welt zu stürzen droht .
Das stete Kokettieren mit der Suche nach dem Sinn und nach sich selbst macht Majora's Mask zu den narrativ spannendsten Titeln auf dem N64. Mit dem Remake folgt das Action-Adventure The Legend of Zelda: Ocarina of Time 3D nach und schafft es hoffentlich dieses Mal, aus dem Schatten des vermeintlich größeren Bruders zu treten. Ihr seht also, besser könnte ich meinen neuen Handheld kaum einweihen. Und schon in den ersten Minuten lerne ich die auffälligste Neuerung des neuen 3DS zu schätzen, denn mit dem C-Stick, der auf der rechten Seite über den XYAB-Knöpfen liegt, kann ich die Kamera im Spiel frei drehen und die vollkommen überarbeitete Spielwelt erkunden.
Der C-Stick ist erstaunlich klein und unnachgiebig. Obwohl das Spiel bereits auf meine Eingaben reagiert, habe ich nicht das Gefühl, den Stick überhaupt bedient zu haben. Das haptische Feedback ist kaum vorhanden und dass ich genügend Druck ausgeübt habe, sehe ich erst an den Bewegungen auf den Bildschirmen. Das ist schade, aber wohl dem Platzmangel auf der rechten Seite geschuldet. Gleiches gilt für die neuen Schultertasten ZR und ZL, die, um das Gerät schmal zu halten, nicht hinter den bisherigen Schultertasten liegen, sondern direkt daneben. Mit den Fingern ist aber kaum zu erfühlen, welcher Knopf denn nun gerade von mir bedient wird.
Schöne alte Welt
Überzeugen kann der neue 3DS aber, wie eingangs bereits erwähnt, vor allem mit der schickeren Optik. Die eher langweilige Plastikschale wird abgestreift und durch ein wertiges, an Metall erinnerndes Gehäuse ersetzt. Das Gerät ist schlanker und weist dennoch die größeren Bildschirme, wenn auch mit identischer Auflösung auf. Obwohl die detaillreiche, wunderschöne und endlich nebelfreie Grafik, mit der Majora's Mask wiederbelebt wurde, durchaus beeindruckt, kann das Spiel nicht dazu dienen, die technischen Verbesserungen des New Nintendo 3DS und des New Nintendo 3DS XL aufzuzeigen. Dafür müssen wir noch auf die passende Software warten, die dann auch nur ausschließlich auf den neuen Handhelds funktionieren wird. Alle Interessierten sollten sich daher schon jetzt das kommende Remake von Xenoblade Chronicles vormerken.
Nach einigen Stunden Spielzeit und Gewöhnung an die neuen Features wie das Head-Tracking und den verbesserten 3D-Effekt kommt dann die befriedigende Einsicht: Der neue 3DS ist auch nur ein 3DS, bloß neuer. Die Spielerfahrung macht keinen Sprung nach vorn, sondern tippelt langsam auf den Wegen der Optimierung voran. Alles ist ein bisschen bequemer, ein bisschen schicker aber eben auch ein bisschen teurer. Das große Verkaufsargument der neuen 3DS-Familie sind nicht die kleinen Design-Änderungen und auch nicht die Amiibo-Unterstützung durch integrierten NFC-Bereicht, sondern der stärkere Prozessor, der über kurz oder lang für alle Spieler notwendig wird, die auch die grafisch besonders aufwändigen Handheld-Titel der Zukunft spielen wollen.
Fazit
Letztlich habe ich dann aber doch sehr viel Zeit in die Einweihung des neuen Spielzeugs investiert. Das liegt nicht an dem Gerät, sondern von der besonderen Aura, die auch heute noch von Majora's Mask ausgeht. Nie fiel der Zugang zu Links großer Maskerade einfacher als mit The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D. Es gibt ihn also doch, den Zauber des Neuanfangs. Danke Hermann.
Habt ihr vor euch einen
New Nintendo 3DS XL
zuzulegen?