Kult-Regisseur Danny Boyle ist niemand, der gern vorhersehbar arbeitet. Aber er ist jemand, der sich gern mit den Merkwürdigkeiten, den Ängsten und Hoffnungen der Menschheit spielt. Sei es nun vor der Kulisse einer Zombie-Apokalypse oder den Slums Indiens. Oder mit seinem vielleicht bizarrsten, aber genialsten Werk, das ihr bei Disney+ streamen könnt – im gleißenden Sonnenschein.
Sunshine ist Danny Boyles großartiger und für lange Jahre letzter Ausflug ins Sci-Fi-Genre. Der Film hat nicht denselben Status von anderen Genre-Vertretern der 2000ern und wird für einige aufgrund seiner Prämisse etwas seltsam daherkommen. Seltsam ist er auch. Aber darüber hinaus ist er vor allem eins: ein unvergleichliches Weltraum-Epos, wie es kein Zweites gibt.
In Sunshine muss eine einsame Raumschiff-Crew das Schicksal der Menschheit entscheiden
Eine nicht allzu ferne Zukunft. Unsere Sonne stirbt. Der Erde droht ewige, todbringende Dunkelheit und ebenso todbringende Kälte. Die einzige Möglichkeit, dem für uns wichtigsten Stern wieder Leben einzuhauchen, ist die Detonation einer gigantischen Bombe in seinem Inneren. Doch die Icarus I, deren Crew mit dieser Aufgabe betraut war, ist auf dem Weg zur Sonne verschwunden.
Also macht sich das Ersatzschiff mit der einzigen existierenden Ersatzbombe auf den Weg. Die Icarus II ist besetzt mit den fähigsten Rekruten, unter der Führung von Captain Kaneda (Hiroyuki Sanada) und Pilotin Cassie (Rose Byrne). Für die Zündung der Bombe und alles Wissenschaftliche ist der stille Physiker Robert Capa (Cillian Murphy) verantwortlich.
Sie alle wissen, dass sie die letzte Hoffnung der Menschheit sind. Da fängt die Icarus II plötzlich ein Notsignal auf. Es kommt von der Icarus I. In der Hoffnung, die zweite Bombe bergen und womöglich sogar Mitglieder der Besatzung retten zu können, weicht die Crew von ihrem Kurs ab. Doch damit treten die vermeintlichen Retter eine Reihe von Ereignissen los, die ihre Reise zum absoluten Albtraum machen soll.
Sunshine ist ein einmaliges Sci-Fi-Epos, das trotz seiner Schwächen mehr Liebe verdient
Kein Film ist perfekt, und Sunshine bildet da keine Ausnahme. Neulinge werden vermutlich vom Ausgangspunkt der Geschichte abgeschreckt – die Sonne mit einer Atombombe ankurbeln, klingt im ersten Moment etwas … fragwürdig. Und dann wäre noch eine unerwartete 180-Grad-Drehung zum Ende hin: Für seinen großen Showdown wechselt der Film einmal komplett das Genre.
Tatsächlich ist Sunshine aber gerade wegen dieser augenscheinlichen Schwächen so spannend und einmalig. Die Prämisse des drohenden Verlusts von allem Licht, aller Wärme in unserem Leben schafft eine einmalige Atmosphäre. Alles hier ist durchtränkt von Melancholie und dem Hadern mit Leben und Tod. Die Sonne als zentraler Fokus sorgt zudem für absolut atemberaubende Bilder.
Die Verlagerung über Genres hinweg macht Sunshine auf positive Weise unvorhersehbar. Zur nachdenklich-hypnotischen Grundstimmung mischt sich zunehmend eine bedrohliche, unvergleichliche Spannung. Überall lauern Gefahren, warten Überraschungen. Die lächerlich hochkarätige Besetzung unterstützt das genial.
Sunshine ist philosophisch-erschreckend-liebevolle Thriller-Weltraum-Endzeit-Science-Fiction. Einen so wilden Mix hat zuvor und danach niemand mehr so faszinierend inszeniert wie Danny Boyle. Noch nie sah eine drohende Apokalypse so schön aus.
Wer schon immer wissen wollte, warum Sonne süchtig machen kann und was uns Menschen wirklich bewegt, kann diesen Fragen jetzt mit Sunshine bei Disney+ auf den Grund gehen.
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