Berlinale 2009: Birgit Minichmayr in Alle Anderen

11.02.2009 - 11:56 Uhr
Birgit Minichmayr
Novapool Pictures
Birgit Minichmayr
0
0
NEWS» Interview mit der Schauspielerin Birgit Minichmayr zu ihrem Wettbewerbsfilm Alle Anderen.

Birgit Minichmayr spielt in dem deutschen Wettbewerbsbeitrag Alle Anderen von Maren Ade die Gitti, eine junge Frau, die gar nicht merkt, dass sie mit ihrem Freund (Lars Eidinger) keine wirklich harmonische Beziehung führt.

Was für ein Frauentyp ist Gitti?
Sie ist authentisch und entspricht dabei wohl eher einem selbstbewussten, moderneren Frauentyp. Sie stellt sich aber relativ schnell der Tatsache, dass sie gerne anders wäre. Vor allem in Bezug auf ihren Freund Chris.

Was, meinen Sie, hält Gitti und Chris zusammen; was zieht sie zueinander hin, und was treibt sie später auseinander?
Gitti mag an Chris, dass er so ein ruhiger Typ ist, etwas künstlerisch versponnen … Ich glaube, dass da eine starke gegenseitige Liebe vorhanden ist. Vielleicht passt gerade, dass sie unterschiedlich sind, er holt sich ihre Energie und sie sich seine Ruhe, durch die Gegensätze ziehen sie sich an, sie brauchen einander.

Ist die Art und Weise, wie die Protagonisten miteinander umgehen, typisch für eine bestimmte Generation?
Ja, ich finde das schon sehr generationstypisch, diese unabhängigen Pärchen, die nicht so sein wollen wie alle anderen. Wir leben eben in einer Zeit, in der beide Geschlechter sehr selbstbewusst mit ihrer Arbeit umgehen. Bei der Generation meiner Mutter ist das zum Beispiel überhaupt noch nicht der Fall. Meine Figur hat gar nicht so ein Interesse an Erfolg, sie sucht die Erfüllung mehr in der Liebe. Chris ist da anders, er ist eher auf der Suche nach Anerkennung und nicht so sehr nach Liebe.

Wie haben Lars Eidinger und Sie das beeindruckend authentische und überzeugende Verhältnis zueinander spielen können, haben Sie aus eigenen Paarerfahrungen geschöpft, mussten Sie beide sich zum Beispiel erst richtig gut kennenlernen, oder muss man sich dafür einfach komplett auf diesen fremden Charakter einlassen?
Dass wir schon lange wussten, wir würden diese Rolle zusammen spielen, hat sehr geholfen, und dass Maren über das Jahr verteilt sehr oft und immer wieder mit uns geprobt hat – man hatte sich also immer wieder gesehen. Alles andere ist eben Vorstellungskraft, das ist die Arbeit des Schauspielers. Aber ganz lustig war in dem Zusammenhang das Casting: Dabei lief es zwischen Lars und mir relativ sperrig, glaube ich; ich habe am zweiten Tag gedacht, dass ich es total versemmelt hätte. Doch für Maren stimmte etwas. Ich hatte das Gefühl, bei Lars Eidinger musste ich mich anders abarbeiten. Das war Marens Geschick, dass sie das gemerkt hat.

Wie sah die Vorbereitung auf die Rolle aus?
Natürlich achtet man viel auf Liebesthematiken, wir haben auch gemeinsam viele Filme geguckt. Dann Figurenarbeit: Wie ist meine Figur, welche Eigenheiten hat sie; das haben wir mit Maren immer wieder besprochen. Ich habe mich ansonsten einfach sehr viel mit dem Drehbuch beschäftigt, fast, als ginge es um ein Theaterstück. Das habe ich eigentlich noch nie bei einem Filmdrehbuch gemacht. Es hat funktioniert, weil so viele Dialoge und Texte drin sind, bei denen man merkt und anreißen kann, was da alles drunter liegt. Erst beim Drehen selbst entsteht dann das fertige Bild.

Alles spielt fast durchgehend im Ferienhaus und drum herum, wie wirkt sich das auf das Spielen aus?
Das war unglaublich toll, die Produzentin Janine und Maren haben ein fantastisches Team zusammengesucht, wie eine große Familie. Wir hatten keinen Lagerkoller, wir haben alle auf dem Hügel in Torre delle Stelle gewohnt, es war sehr familiär und hat viel Spaß gemacht. Nach Drehschluss konnte man noch ins Meers springen. Nur in der Mittagspause durften wir das nicht, weil sonst die Maskenbildnerin ausgerastet wäre.

Wie haben Sie von dem Film gehört, und was war Ihr erster Eindruck beim Lesen des Drehbuchs?
Die Casterin Nina Haun hat mich für die Rolle vorgeschlagen, ich habe das Buch gelesen und war begeistert. Ich hatte Marens Film Der Wald vor lauter Bäumen gesehen, den ich ganz fantastisch fand, und sie hat mich als Regisseurin unglaublich interessiert. Das Casting selbst hat viel Spaß gemacht, weil Maren dabei sehr energetisch präsent war, ihre Anwesenheit hat mich sehr gepuscht, man hat sich geradezu animiert gefühlt, ihr etwas vorzuspielen. Dann wurden verschiedene Pärchenkonstellationen getestet, und danach hieß es: du und Lars.

Ich hab mich wahnsinnig gefreut, weil ich Maren für eine sehr besondere Regisseurin mit einer ganz eigenen Filmsprache und einem unglaublichen Gespür für Sprache halte. Ich hatte das Gefühl, auf sehr hohem Niveau arbeiten zu können, mit einem hohen Anspruch aller Beteiligten aneinander. Das ist eine Arbeitsgrundlage, die ich sehr liebe, die mich kreativ macht und mir Hingabe erlaubt.

Quelle: Mit Material von Prokino

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News