Kriegstrauma aus den USA in The Messenger

10.02.2009 - 09:00 Uhr
The Messenger
All the Kings Horses
The Messenger
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Woody Harrelson & Ben Foster überbringen Todesnachrichten: Kein leichter Job in den USA.

Mehr als 4.000 US-Soldaten sind im Irak gestorben. Der Irak-Krieg hatte im Frühjahr 2003 begonnen und jedes Jahr erhöht sich die Anzahl junger Männer und Frauen, die weit von zu Hause entfernt, sterben. Desgleichen ist nicht zu unterschätzen, mit welchen Traumata die Soldaten in ihre Heimat zurückkehren. Amerikanische Filmemacher beschäftigen sich sensibel mit seinen Heimkehrern, im letzten Jahr kamen mehrere Filme dazu in die Kinos. Erinnert sei an Grace is Gone, in dem ein Ehemann mit seinen zwei Töchtern den Tod seiner Frau verkraften muss. Auch Im Tal von Elah schildert den Verlust. Hier sucht ein Vater nach Hintergründen: sein Sohn gilt als vermisst. Der Krieg im Irak wird uns als Sujet wohl auch in der nächsten Zeit aus Hollywood erwarten. Jetzt, in der Post-Bush-Ära, dürfte die Auseinandersetzung auch um einiges schärfer geführt werden.

Filmemacher Oren Moverman setzte in seinem Debütfilm ebenfalls mit dem Thema auseinandergesetzt. Der gebürtige Israeli arbeitete bislang als Drehbuchautor und schrieb bereits am Film I’m Not There, der Biografie über Bob Dylan, mit.

In The Messenger – Die letzte Nachricht erzählt er von Will (Ben Foster), der nach seinem Irak-Einsatz und nach einigen Verletzungen ins Casualty Notification Office versetzt wird, jener Einrichtung, die die Angehörigen getöteter Soldaten vom Ableben der Gefallenen informiert. Selbst nur knapp dem Tode entkommen, übermittelt Will fortan Todesnachrichten – mit Tony (Woody Harrelson) steht ihm dabei ein älterer, erfahrener Offizier zur Seite. In Anbetracht ihrer traurigen Dienstleistungen entwickelt sich zwischen den beiden Männern so etwas wie eine solidarische Verbundenheit, die ihnen helfen soll, ins “normale” Leben zurückzukehren – auch wenn sie wissen, dass es für sie eine Normalität nicht mehr geben wird. Oder womöglich doch? Denn eines Tages kommt Will über seine neue Aufgabe mit einer jungen Witwe in Kontakt. Dass er sich in die Frau eines getöteten Kameraden verliebt hat, stürzt ihn kurz darauf allerdings zunächst einmal in ein moralisches Dilemma …

Und der Film ist mehr als “nur” ein weiteres US-Heimkehrer-Drama. Er ist laut Jens Balzer von der Berliner Zeitung “vor allem ein Schauspielerfilm; besonders Woody Harrelson ist fantastisch. Seinen Sergeant spielt er zunächst als sprücheklopfenden Raubauz; ein unterhaltsamer Widerling, der direkt einer Militärklamotte entsprungen sein könnte. Doch je näher er in den filmischen Blick gerät, desto weicher, verformbarer, zerquälter scheint sein kahlrasierter kantiger Schädel zu werden; desto mächtiger werden die Zuckungen in seinem Gesicht, desto lauter wird das Mahlen der Kieferknochen, die hilflose Härte des wütenden Schnaubens. Wie differenziert und wie reich Harrelson diesen scheinbar so eindimensionalen Charakter ausgestaltet – das ist im Wettbewerb der Berlinale bislang die eindrucksvollste schauspielerische Leistung gewesen.”

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