Bis später, Max!: Halbe und andere Wahrheiten

09.04.2009 - 08:45 Uhr
Otto Tausig in Bis später, Max!
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Otto Tausig in Bis später, Max!
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Jan Schütte verfilmt drei Kurzgeschichten von Isaac B. Singer – und den Autor gleich mit.

Bis später, Max! heißt der neue Film von Jan Schütte. Der Regisseur von Abschied – Brechts letzter Sommer und SuperTex hat mit seinem zehnten Film ein literarisches Road Movie geschaffen. Die Geschichte dreht sich um das abenteuerliche Liebesleben eines nicht mehr ganz jungen Schriftstellers und Bohemiens, dessen feste Überzeugung es ist, nur der unschuldige Spielball seiner zahlreichen Frauen zu sein.

Die Story handelt in erster Linie von Max Kohn (Otto Tausig). Er ist agil, er ist voll sprühender Phantasie und er hat einen enormen Schlag bei den Frauen. Der nicht mehr ganz junge jüdische Schriftsteller lässt gerne mal seine Aktentasche liegen; einen intensiven Blick auf attraktive Frauen zu werfen, vergisst er jedoch nie. Gelegenheit für amouröse Abenteuer bieten dem talentierten Charmeur die Lesereisen. Zu dumm, dass seine daheim gebliebene Freundin Reisel mit ihren Kontrollanrufen immer genau in den prickelnden Momenten dazwischenfunkt. Der Charme des alten Bohemiens öffnet Max mit routinierter Leichtigkeit tiefe Einblicke in weibliche Sehnsucht, Midlife Crisis und Wollust. Dabei verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen Max realen Abenteuern und der Einbildungskraft seiner Phantasie, zwischen Witz und Melancholie.

Der Film basiert auf drei Kurzgeschichten des Literaturnobelpreisträgers Isaac Bashevis Singer. The Briefcase, Alone und Old Love heißen die Geschichten, die während des Films im Kopf des Protagonisten entstehen. Der Protagonist Max Kohn wiederum ist ein fiktives Alter Ego von Isaac B. Singer. Nach Originalfotos aus der Wohnung des Schrifstellers hat Jan Schütte die Wohnung seiner Figur eingerichtet – und auch sonst sind Ähnlichkeiten zu erkennen. So verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion – weder ist der Film ein Biopic, das das wahre Leben eines Schriftstellers auf die Leinwand bringt, noch ist es eine reine Literaturverfilmung, die eine literarische Vorlage zum Leben erweckt. In Bis später, Max! bleibt die Vorlage literarische Halbwirklichkeit – sie wird nicht ganz real wie in anderen Verfilmungen. Gleichzeitig wird der reale Schriftsteller nur angedeutet und fiktiv variiert. Der Film schwebt in einer spannenden Zwischendimension verschiedener Wahrheitsebenen – und klingt damit zumindest für mich höchst interessant.

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