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BRIDGE OF SPIES - Kritik & Analyse

30.11.2015 - 00:00 Uhr
Bridge of Spies Filmanalysemoviepilot
Wolfgang M. Schmitt jun. erklärt in seiner neuen Filmanalyse zu "Bridge of Spies" die Spielberg-Masche und was falsch daran ist.

Künstlerische Qualität kann es nicht sein, die Steven Spielberg Weltruhm bescherte, denn diese sucht man in seinen Filmen meist vergebens. Spielberg ist ein mittelmäßiger Filmemacher in jeder Hinsicht und vielleicht ist es dieses Mittelmaß, mit dem man die Mitte der Kinozuschauer überall ansprechen kann. Wer sich einen Spielberg-Film ansieht, wird nicht ein einziges Mal überrascht sein, denn das, was der Film uns zeigt, haben wir vorher schon gesehen und gedacht. Spielberg wiederholt klischierte Bilder so lange, bis man glaubt, sie seien wahr. Auch in seinem neusten Werk Bridge of Spies - Der Unterhändler kann man das von Szene zu Szene beobachten. Man müsste mal ein Gestarium (in Anlehnung an Brecht) erstellen, in dem alle Ausdrucksweisen (wie man Pfeife raucht, Sakkos zuknöpft, Beine übereinanderschlägt, Brillen auf- und absetzt etc.) von Spielberg-Schauspielern detailliert aufgelistet sind.

Auch die Bildsprache ist von einem Hollywood-Historismus geprägt, der so betulich und muffig ist, dass man schnell den Eindruck bekommen könnte: „Bridge of Spies“ wurde schon vor vierzig Jahren gedreht und Tom Hanks ist einfach auf dem Filmmaterial mitgealtert. Für diese These spricht zumindest, das während meiner Vorstellung hin und wieder eine Motte vor dem Projektor herumflatterte – auch sie hatte wohl verpuppt Jahrzehnte auf den Moment gewartet, daß dieser Film endlich im Kino anläuft. Würde Spielberg die historistische Schraube noch ein wenig weiterdrehen, wäre es fast schon wieder subversiver Camp. Gefährten beispielsweise sah tatsächlich so aus, als hätten Pierre und Gilles einen schwulen Pferdekalender verfilmt.

„Bridge of Spies“ bleibt aber so bieder wie die Zeit, in der er spielt und die der Film eigentlich für ihr enges Denken kritisieren will. Umso verrückter ist es also, dass der Film so sehr und so affirmativ in der Ästhetik dieser Zeit schwelgt. 142 Minuten dauert die gemütliche Spazierfahrt in die Vergangenheit und am Ende wird selbstverständlich der Held der Nation gefeiert.

Mehr dazu im Video!

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Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.

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