Jahr: 2015
Genre: HipHop
Singles: -
"CCN", das steht für "Carlo Cokxxx Nutten". Das war ein Album von Bushido und Fler aus dem Jahr 2002. 13 Jahre später liegen sich die beiden einstigen Best Buddies nicht gerade in den Armen, und so beschloss Sonny Black (so Bus Pseudonym) kurzerhand, die vierte Ausgabe der Reihe im Alleingang in Angriff zu nehmen. Ja, es ist bereits der vierte Beitrag zur epischen CCN-Saga, denn bereits 2005 haben sich die beiden zerstritten, weshalb sich Bu für das erste Sequel mit Baba Saad zusammengetan hat, bekam 4 Jahre später nach der Aussöhnung aber wohl ein schlechtes Gewissen und nahm zusammen mit Fler ein zweites zweites CCN auf. Was mir nicht einleuchtet: wenn diese drei Buchstaben das Albumcover zieren, wird der Hype stets wesentlich größer als bei einem regulären Studioalbum von Bushido. Dabei wird gerne übersehen: "CCN III" IST nur ein stinknormales Soloalbum des Deutschrappers. Wie das ein Jahr zuvor erschienene "Sonny Black".
Kurzerhand: der einzige Track, der halbwegs das Niveau des ersten Werkes erreicht, ist das 6 sekündige Intro, in dem hörbar Kokain zurechtgerückt und geschnupft wird. Das kommt wenig überraschend, war sein letztes interessantes Album "Von der Skyline zum Bordstein zurück" (2006). Dazwischen liegen 10 Alben, die von mittelmäßig ("Zeiten ändern dich") bis grauenhaft ("Heavy Metal Payback") reichen. "Carlo Cokxxx Nutten III" befindet sich irgendwo im Mittelbereich, denn es ist ein furchtbar langweiliges Album ohne Wiedererkennungswert. Die 14 Songs des Albums (exkl. eines Skits von Ali Bumaye und dem Intro) sind mit denen des Vorgängerwerkes komplett austauschbar, es würde keinem auffallen. Ein Bisschen "Hurensohn" hier, ein wenig "Schwuchtel" dar und auch die allseitsbeliebte "Fotze" darf nicht fehlen. Gerne kann auch der Zuhörer beschimpft und verprügelt werden. Alles mit viel Schnee unter der Nase. Fertig ist das neue Bushido-Album. Aber so läuft der Hase nicht, auch, wenn Sonny das gerne so behauptet.
Bushido begann schon vor langer Zeit, so zu klingen wie ein alternder Hippie. Jemand, der meint, er würde hip und voll im Trend sein, dem es aber an #Swag fehlt. Er war bis zu einem gewissen Zeitpunkt originell. Nicht, weil er ein besserer MC war - nein, seine Formulierungen waren auf den ersten CDs im besten Fall eine 4 im Deutschunterricht - sondern weil er sein Image gut verkaufen konnte, und das mittlerweile abgedroschene Gangsta-Genre in deutschsprachigen Raum gewissermaßen erst salonfähig gemacht hat. Doch auch hier gibt es Modetrends, und selbst, wenn man sich selbst treu bleiben will, muss man irgendwann beginnen,
a. zu reflektieren
b. irgendetwas Neues zu bringen oder mit der Zeit zu gehen.
Deutschrap in den 2010er Jahren gehört Shindy, Haftbefehl und Kollegah. Vor Allem zweiterer ist auch im Gangstarap-Genre anzusiedeln, weiß aber genau, wie er herauszustechen und den Zeitgeist zu treffen hat. Es ist die Hipstervariante von Gangstarap, trotzdem verkauft Baba Haft das Image so gut wie Bushido in seiner Anfangszeit.
Sonny Black ist technisch und inhaltlich gesehen kein guter Rapper, er kann aber ein guter Entertainer sein. Man nehme beispielsweise das leider immer noch indizierte "Vom Bordstein bis zur Skyline" aus 2003. Auf den düsteren, einfachen Beats (zumeist ein gelooptes Soundtracksample und klassische Drum Machines) erschuf Bushido ein bedrohliches und gewaltbereites Szenario. Die simplen und oftmals in inkorrektem Deutsch gehaltenen Texte trugen genauso dazu bei, eine Atmosphäre zu erzeugen wie die Musik. Damals hatte man das Gefühl, er würde sich jederzeit an deiner Fresse die Faust blutig schlagen. Man spürte den Dreck der Stadt bei Nacht.
Heute klingt Bushido glattpoliert, fein produziert und exakt durchdacht. Die Angst, von ihm zu einem Klumpen Brei geschlagen zu werden, ist der Angst gewichen, von seinen Anwälten zu hören.
Das ist keine Kritik an seinen Beats - Bushido ist selbst ein großartiger Produzent und dass er sich Shindy, Beatzarre und Djorkaeff als Co-Produzenten geangelt hat, war ein großer Schachzug. Leider passt der Rap kein Bisschen dazu. Zu dieser Art von HipHop gehört Schmutz und Imperfektion, die die an Drake und Young Thug erinnernden Beats nicht hergeben. Und er sollte dringend aufhören, seine Texte so auf den Punkt auszuformulieren - es wirkt einfach unecht.
Fazit: entweder mehr Dreck drauf und auch ein "Ich wach oft auf weil ich träume schlecht" darf mal drinnen sein, oder versuchen, ein Bisschen moderner mit der Technik umzugehen. Abou Chaker hin, Kay One her: "CCN II" selbst ist ein ödes Album. Man darf aber auf CCN IV, oder aber zuvor auf CCN 3 sicher schon gespannt sein.
Tracklist:
1. Intro
2. Butterfly Effect
3. Junge
4. Kommt Zeit kommt Rat
5. Gangsta Gangsta
6. Immer noch 2015
7. POV
8. Tempelhofer Junge
9. Wenn der Beat nicht mehr läuft
10. Sonny und die Gang
11. Ich muss gucken wo ich bleib
12. Lila Scheine lügen nicht
13. Skit
14. Schluss mit Gerede
15. Rap
16. Finishing Move