Fast wäre das Projekt mit seinem Hauptdarsteller gestorben. Als Heath Ledger im Januar 2007 an einem Medikamenten-Cocktail unerwartet starb, stand ein Film des amerikanischen Regisseurs Terry Gilliam wieder einmal vor dem Aus. Aber dieses Mal halfen Freunde des australischen Schauspielers; seine Rolle wurde durch Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law übernommen, die nun für ihn durch einen Transformations-Spiegel gingen. Der Film wurde gedreht und so kamen Filmkritiker in Cannes gestern in den Genuss, Das Kabinett des Doktor Parnassus erstmals auf der Leinwand zu sehen. Und es ist ein typischer Terry Gilliam geworden, der zugleich dem zu früh verstorbenen Darsteller ein Denkmal setzt.
Sophie Albers im Stern ist ziemlich begeistert; sie sah einen bombastischen Heath Ledger. Es ist der Schauspieler, “der diesen Film immer wieder zurückholt, Terry Gilliams Fantasiewelten mit der Realität kollidieren lässt. Als das erste Mal Johnny Depp als Tony auftaucht, weiß man, dass Heath Ledger nun tot ist, dass er ersetzt werden musste. Jede Großaufnahme von diesem markanten Gesicht mit dem intensiven Blick erinnert an den realen Verlust. So ähnlich muss es sich angefühlt haben, als das Publikum 1956 Giganten gesehen hat.” Als Zuschauer hatte sie ständig das Gesicht des Heath Ledger im Kopf: Das macht den Film so traurig – aber auch so magisch.
Etwas anders sieht es Michael Sennhauser auf seinem Blog. Die Story ist leicht verworren, wie meist bei Terry Gilliam, stellt der Schweizer Kritiker lakonisch fest. Wer aber seine Filme “mag, findet hier allerdings sämtliche Versatzstücke wieder. Zudem ist Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law ihr Vergnügen an ihren kleinen, aber zentralen Rollen anzusehen. Wer seine Mühe hat mit Terry Gilliams maßlosem Stil, wird auch diesmal wieder übermüdet und etwas hin und hergerissen aus dem Kino kommen. Dabei zeigt Terry Gilliam eigentlich schlagend, was funktioniert, und was nicht: Die fahrbare Bühne der Truppe von Dr. Parnassus ist großartig, die Bühnenmechanik, die Tricks, das Schäbige, der Kulissenzauber, all das funktioniert hervorragend, es lässt staunen. Über Computertricks staunt dagegen niemand mehr, viel zu selbstverständlich ist der Gedanke, dass das einfach alles machbar sei.”
Der Film erzählt übrigens von Dr. Parnassus (Christopher Plummer), Chef einer Wandertruppe von Schauspielern, die den Zuschauern eine wundersame Show präsentiert. Ihre Vorstellungskraft wird durch die Tricks des Dr. Parnassus an neue Horizonte geführt. Das schafft er aber nur, weil er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat, um Unsterblichkeit zu erlangen. Als Dr. Parnassus die Liebe seines Lebens findet, will er einen Tausch, statt Unsterblichkeit nun die ewige Jugend und soll dafür seine Tochter hergeben.
Wann das neuestes Werk Das Kabinett des Doktor Parnassus von Terry Gilliam in unsere Kinos kommt, ist noch nicht geklärt.