Jane Campion konnte als erste und bisher einzige Frau die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes erringen. 1993 schaffte sie das mit ihrem Film Das Piano über eine begeisterte, stumme Klavierspielerin aus Schottland, die auf einer abgelegenden Insel in Neuseeland zu sich selbst findet. Das Liebesdrama brachte die Filmemacherin eine Nominierungen für den Oscar als Beste Regisseurin ein und sie gewann die Trophäe für das Beste Drehbuch.
Nach mehreren Jahre Pause ist die Filmemacherin in Cannes nun zurück mit ihrem neuen Film Bright Star – Meine Liebe. Ewig. und wieder erzählt sie eine Liebesgeschichte. Diesmal wählt sie ein Paar aus der Literaturgeschichte: Sie erzählt von der Liebe zwischen dem britischen Dichter John Keats und seiner Freundin Fanny Brawne. Es ist das Jahr 1818, Keats, einer der größten Romantikers der englischen Literatur, ist zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt. Er wird ein Jahr später in Rom der Schwindsucht zum Opfer fallen. So bleiben ihm und Fanny, einem Mädchen aus der Nachbarschaft knapp ein Jahr, um sich ihrer Liebe hinzugeben.
Das Drama kommt in Cannes gut an, auch wenn es als vorhersehbar bezeichnet wird. Verena Lueken in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hatte den Eindruck, dass hier von einem Gefühl erzählt wird, das mit der Zeit, in der die Geschichte spielt, untergegangen ist. “Zwischen ihnen entwickelt sich eine Intimität, die lange ohne Berührungen auskommt, aber von Jane Campion so sinnlich gemacht wird, dass man meint zu spüren, wie der Wind über die Haut streicht, wenn die beiden sich anschauen. Die wunderbare Sprache und das Licht, das Fanny in ihren Kleidern, John Keats in seinen Gedichten lebendig halten will, sind die wesentlichen Werkzeuge von Jane Campion, deren Geschichte traurig endet, aber vom Glück erzählt.”
Auch Anke Westphal von der Berliner Zeitung meint, dass die Geschichte Anlass bieten würde “zu allerlei bedeutsamem Kleiderrauschen, keuschem Gekicher und scheuem Augenaufschlag, doch so einfach macht es sich Jane Campion nicht. Sie verweigert ihr das wohlfeil Ätherische, das man aus diversen Jane-Austen-Adaptionen kennt, nicht aber die Zartheit. … Jane Campion wahrt eine wunderbare Balance und Leichtigkeit, wenn sie die komplexen Zusammenhänge zwischen Leben und Kunst verhandelt.”
Laut Michael Sennhauser auf seinem blog bleibt die Regisseurin “filmend immer auf Distanz, fast so, wie auch Abbie Cornishs Fanny Brawn bemerkenswerterweise immer zugleich schwärmerisch, leidenschaftlich und nüchtern zugleich auftritt. Zusammen mit der natürlich wirkenden Tageslichausleuchtung der historisch detailliert aufgebauten Sets, den Kostümen und dem Verzicht auf einen musikalischen Score ergibt das eine eigenwillige Stimmung. Bilder, die stets knapp vor dem elegischen Absaufen gefrieren, Settings, die auch Merchant-Ivory so genutzt hätten, aber mit Musik und der Intention, die Zuschauer einzusaugen.”
Dieser Film ist ein Tobis Filmclub -Film.