Communitys Dan Harmon - Zwischen Zweifel und Humor

27.07.2015 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Dan Harmon und seine geistigen ErgüsseThe Orchard/Adult Swim/Sony/Paramount/Fox/ABC
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Seit gestern zeigt Adult Swim die zweite Staffel der Serie Rick and Morty von Dan Harmon. Nicht das erste Mal erschafft er eine eigene Welt, die für den Zuschauer pures Fernsehgold ist. Doch er zahlt dafür auch einen hohen Preis.

Mit Rick and Morty erschuf Dan Harmon zusammen mit Justin Roiland die derzeit wahrscheinlich beste Zeichentrickserie. Dies ist nicht der erste Geniestreich, den uns der verrückte Typ aus Milwaukee auftischt. Mit Community setzte er neue komödiantische Maßstäbe und sein Podcast Harmontown ist nicht nur unfassbar unterhaltsam, sondern bildet für viele Menschen auch die Möglichkeit, ihr Leben aus einem positiveren Blickwinkel zu sehen. Der einzige, der daraus anscheinend nur Leid schöpft, ist Harmon selbst. Doch beginnen wir von vorn.

Zum Start eine Enttäuschung

Gescheitertes Projekt: Heat Vision and Jac


Nachdem Dan Harmon und sein langjähriger Kumpel Rob Schrab das Drehbuch zum nie produzierten Film Big Ant Movie verfassten, wurde Ben Stiller auf die beiden aufmerksam. Harmon und Schrab waren damals in einen Vertrag mit NBC gerutscht, aus dem sie schnellstmöglich wieder herauskommen wollten. Also schrieben sie die Pilotfolge Heat Vision and Jack an nur einem Wochenende. Das Ergebnis war, dass NBC sie zwar aus dem Vertrag entließ, jedoch Stiller von der Idee begeistert war. Kurzum kaufte Fox das Projekt und Stiller führte Regie bei der bis dato teuersten Pilotfolge aller Zeiten. In der Rolle des hochintelligenten Astronauten Jack wurde der 1999 noch ziemlich unbekannte Jack Black besetzt. Seinem sprechenden Motorrad lieh Owen Wilson seine Stimme. Leider war Fox mit dem Ergebnis unzufrieden, sodass die Idee niemals in Serie ging. Für Dan Harmon war das alles ein wenig zu viel und er stürzte in eine Depression.

Vom Sketch zum Silverman-Streit
Um sich selbst künstlerisch etwas auszutoben, ohne auf übergeordnete Anzugträger zu hören, gründete er mit Schrab das monatliche Filmfestival Channel 101 , das Filmemachern ermöglicht fünfminütige Pilotfilme zu drehen, die vom Publikum in Serie gewählt werden können. Über Jahre konnte Harmon sich hier austoben, konzipierte sogar ein Drehbuchkonstrukt , das auf jede Geschichte anwendbar ist. Nach eben diesem entstand auch das Skript für den Animationsfilm Monster House, den er zusammen mit Rob Schrab schrieb. Nominiert für den Oscar, war Harmon mit dem Ergebnis nie zufrieden, da er eigentlich einen Live-Action-Film daraus machen wollte.

Schlechte Zusammenarbeit: Dan Harmon und Sarah Silverman

2007 war es dann soweit. Die Show The Sarah Silverman Program, die er mit Schrab und der Hauptdarstellerin Sarah Silverman (Was macht die eigentlich sonst so? ) konzipierte, brachte ihn ins Fernsehen. Von den Kritikern bejubelt und mit hohen Einschaltquoten gesegnet, sah es so aus, als würde für Dan Harmon alles gut werden. Doch hinter den Kulissen brodelte es. Während der Dreharbeiten gerieten Harmon und Silverman immer wieder aneinander, sodass die Hauptdarstellerin entschied, sie könne nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten. Dies tat ihr im Herzen weh, da sie Harmons Drehbücher liebte, die Arbeit am Set jedoch eine Qual für sie war. In der Doku Harmontown meint sie:

Ich bin sein größter Fan. Und ich habe ihn gefeuert.

Da Rob Schrab sich nicht von der Serie löste, trennten sich die Wege der beiden Freunde vorerst. 2009 kam es schließlich zu einer erneuten Zusammenarbeit. Gemeinsam schrieben Harmon und Schrab an der von Hugh Jackman moderierten Oscarverleihung mit. Für die grandiose Eröffnungsnummer  gab es zur Belohnungen einen (und Harmons bisher einzigen) Emmy.

Community und die Sache mit Chevy Chase

Comedy-Gold: Community


Mit Community landete Dan Harmon seinen bisher größten Erfolg. Die Serie genießt schon heute einen Kultstatus, sollte mehrfach eingestellt werden und hat es bisher doch auf sechs Staffeln geschafft. Allerdings war auch dies keine leichte Tour. Immer wieder ließ die Presse verlauten, dass Harmon keinen Respekt vor Autoritäten hat, es schwer wäre, mit ihm zusammenzuarbeiten und er Fristen nicht einhält. Nicht zuletzt Chevy Chase, Besetzungsmitglied von Community, geriet mit Harmon immer wieder aneinander. Kulminiert ist das Ganze, als Harmon in der Öffentlichkeit eine Mailbox-Nachricht von Chase präsentierte, in der Harmon als "alcoholic fat shit" bezeichnet wird. Auch seine diskontinuierliche Arbeit  im Büro ist nicht gerade auf das Wohlwollen seiner Mitarbeiter gestoßen. Das Ergebnis war seine Entlassung nach der dritten Staffel von Community.

Selbsthilfe mit Unterhaltungswert
Ohne Job und unzufrieden wehrte sich Dan Harmon gegen eine Therapie, um seine Erlebnisse zu verarbeiten. Stattdessen entschied er sich, seine Selbstzweifel mit den Fans zu teilen und startete seinen Podcast Harmontown . Zusammen mit Jeff Davis redet er einmal die Woche über alles, was ihn aufregt. Das dient nicht nur der Selbstreflektion, sondern auch der Unterhaltung. Harmon schafft dadurch eine einzigartige Bindung zum Publikum, denn Harmontown ist nicht nur eine Aneinanderreihung von dreckigen Gags, sondern zeigt den Drehbuchautor auf ehrlichste Weise als Wrack voller Selbstzweifel und mit Hang zum Alkohol. Der Vodka fließt in Massen, Harmon macht keinen Hehl daraus, dass dies auch tagsüber geschieht. Er lässt Dampf ab. Dass dieser Dampf Menschen beflügelt, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen ist dabei nur ein Nebeneffekt. Seine Selbsttherapie, sein nach außen getragener Monolog wird jede Woche zur Ansprache an sein Volk. Die Doku Harmontown seziert dieses Phänomen auf eine respektvolle Art und Weise.

Dreamteam: Jeff Davis, Dan Harmon und seine Frau Erin McGathy


Derzeit schein Dan Harmon mit sich im Reinen zu sein. Die Fans und Hauptdarsteller Joel McHale überzeugten NBC, ihn zu Community zurückzuholen, was der Serie qualitativ auf jeden Fall geholfen hat. Nach der letzten Absetzung hat sich Yahoo! der sechsten Staffel angenommen. Außerdem hat seine Zeichentrickserie Rick and Morty großes Lob geerntet. Diese hat er übrigens mit Justin Roiland entwickelt, der ein Kind des Channel 101-Filmfestes ist. Ob der heute 42-jährige Harmon nun etwas zur Ruhe kommt, bleibt abzuwarten. Es schlummern auf jeden Fall noch eine Menge ungeklärter Dinge in ihm. Und die werden ihren Weg nach draußen finden.

Was haltet ihr von Dan Harmons Serien?

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