Der Dilettant, mein Held und Vorbild

10.10.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
M. Night Shyamalan bei der Arbeit
Warner Bros.
M. Night Shyamalan bei der Arbeit
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Moviepilot-User Joone44 hat einen Text über einen einstmals gefeierten Regisseur geschrieben, der mittlerweile sehr kritisch gesehen wird.

Kritiker sind blöd. Das behaupte ich ganz einfach und ohne Gewissen. Ob Zack Snyder, Wes Craven oder John Carpenter. Immer hat jemand etwas an diesen Regisseuren zu meckern. Ganz besonders schlimm trifft es Manoj Nellyatta Shyamalan, oder M. Night Shyamalan, wie er sich als Künstler nennt.

“Ein Dilettant ist das! Ein Film ist stümperhafter als der andere. Der Mann wird maßlos überschätzt.” Dass ich mich der Meute aufs Neue nicht hingeben möchte hat einen besonderen Grund: Der Mann hat mein Leben verändert. Und ich meine damit nicht, dass er mir einen Staubsauger an der Tür verkauft hat. Durch diesen Mann wurde ich zum absoluten Filmfan. Und da war ich erst 11 Jahre alt. Ich habe mich mit seinen Werken gerne befasst und hoffte, selbst zu einem solch begnadeten Geschichtenerzähler heranzuwachsen. Wer jetzt mit den Augen rollt, sollte lieber zu Mr. Vincent Vega eckt an überwechseln. Denn das wird jetzt so weiter gehen.

Nun stellt sich die Frage, wie ich aus heiterem Himmel auf dieses Thema komme. Seit Devil ist es schließlich ruhig um ihn geworden. Der Grund ist einfach. Vor einiger Zeit habe ich in meinen alten Schulsachen geblättert und jenes liniertes Blatt gefunden, das unverändert in meinem Atlas lag und noch genauso aussieht wie damals, als ich es mit der Note 2 von meiner Deutschlehrerin zurückbekommen habe. Es handelt sich um einen Aufsatz, den ich in der 7. Klasse meinem damaligen Lieblingsregisseur gewidmet habe. Genau genommen war es eine Personencharakterisierung. Andere haben über ihre beste Freundin geschrieben, ich habe die Chance genutzt um meine Filmleidenschaft in einer Hausaufgabe zu verwirklichen.

Auslöser war The Sixth Sense. Mit elf Jahren lief dieser im Fernsehen in der Halloween-Mottowoche auf ProSieben. Der Inhalt klang ganz nett, aber nicht furchteinflößend. Ein Junge meint Tote zu sehen und sein Psychiater hat es hier nicht mit einem gewöhnlichen Fall zu tun. Der Film lief und trotz meines naiv jungen Alters wusste ich mit der Situation und der Handlung umzugehen. Der kühle Unterton, die melancholischen Gespräche, die stillstehende Kamera, die scheinbar unwichtige Kleinigkeiten wie das Hochfliegen eines roten Luftballons filmt. Es war das erste Mal, dass mich ein Film faszinierte und ich bedenkenlos von einem Meisterwerk sprechen konnte. Ich war von Filmen, die angeblich auf mein Alter abgezielt waren, nicht mehr sonderlich angetan. Während meine Klassenkameraden und Freunde von Harry Potter und Fluch der Karibik schwärmten, wollte ich meinen Horizont erweitern, und zwar mit M. Night Shyamalan. Ein Regisseur, von dem ich nun wirklich nicht behaupten kann, dass seine Filme für Kinder wie mich gedacht waren.

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