Der Obama-Effekt geht am Oscar vorbei

19.02.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Black Cinema 2013
moviepilot
Black Cinema 2013
22
4
12 Years a Slave ist neunmal für den Oscar nominiert, unter anderem als Bester Film. Es könnte allerdings sein, dass das Sklaverei-Drama bei den Oscars leer ausgeht. Die Welle von Filmen mit schwarzen Helden hat zu wenig Power.

Als Nächster Halt: Fruitvale Station beim Sundance Film Festival im Januar 2013 seine Premiere feierte, war die Euphorie groß: Das wird das Jahr des Black Cinemas. Der 27-jährige afroamerikanische Filmemacher Ryan Coogler erzählt in Fruitvale Station die Geschichte des 22-jährigen Schwarzen Oscar Grant (Michael B. Jordan), der seiner Tochter ein guter Vater sein will und sich am Silvester-Abend mit seinen Freunden trifft. Er wird das neue Jahr nicht erleben, denn ein Polizist schießt ihm in den Rücken. Der Film, der von Forest Whitaker produziert wurde, gewann den Publikumspreis des Festivals, Regisseur Ryan Coogler wurde mit dem Jury-Preis ausgezeichnet und Fruitvale Station drehte seine Runde auf diversen Festivals. Da 12 Years a Slave, Der Butler und Mandela: Der lange Weg zur Freiheit bereits ihre großen Schatten voraus warfen, sahen viele Kritiker schon neuen Aufwind für das Black Cinema und erhofften sich dieses als bleibende Konstante. Vermehrt werden Geschichten erzählt mit schwarzen Helden, die nicht als Nebenfiguren degradiert werden, die keine weiße Hauptfigur zu ihrer Legitimierung an ihrer Seite brauchen.

Aber was ist von der Euphorie geblieben? An den heimischen Kinokassen waren die Filme ein Erfolg. Der kleine Fruitvale Station spielte 16 Millionen Dollar ein, 12 Years a Slave konnte 47 Millionen Dollar verbuchen. The Butler brachte es gar auf 116 Millionen Dollar. Dagegen schwächelte Mandela, der als letzter Film dieser kleinen Welle Ende November 2013 durch Harvey Weinstein in die US-Kinos gebracht wurde. Er erspielte sich 8 Millionen Dollar. Hier offenbart sich schon einer der Knackpunkte, denn immerhin wird in dem Film die Lebensgeschichte von Nelson Mandela erzählt, der am 5. Dezember 2013 verstarb. Normalerweise würde dies einen Schub an den Kinokassen auslösen, das ist in diesem Fall aber nicht eingetreten. Vielleicht war es für das vorwiegend weiße Kinopublikum (Afroamerikaner machen etwa 11 Prozent der Kinobesucher in den USA aus) einfach zu viel schwarze Geschichte im Kinojahr 2013 auf den Leinwänden.

Trotz aller Euphorie im Januar 2013 hat das Black Cinema schon ein Jahr später insbesondere bei den Oscar-Nominierungen 2014 verloren. Rein rechnerisch hat sich außer 12 Years a Slave kein Film bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences durchsetzen können. Fruitvale Station und The Butler blieben ohne jede Oscar-Nominierung, Mandela erhielt eine für den Besten Song. Es wäre sogar wahrscheinlich, dass 12 Years a Slave relativ leer ausgeht, denn mit American Hustle steht ein Film hoch im Kurs, der den vorwiegend weißen Mitgliedern der Academy deutlich näher liegen dürfte. Es könnte also sein, dass alles beim Alten bleibt: Bis heute hat kein schwarzer Regisseur den Oscar für die Beste Regie mit nach Hause nehmen können. Immerhin ist der Brite Steve McQueen nominiert. Dass es ein Brite ist, der sich mit der Sklaverei und dem damit verbundenen problematischen Gründungsmythos der USA beschäftigt, wirft auch ein Licht auf die Randerscheinung des Black Cinemas in der US-amerikanischen Filmproduktion.

Viel war vom Obama-Effekt in den USA die Rede. Doch seit dem Machtantritt des ersten afroamerikanischen US-Präsidenten im Januar 2009 hat sich in dem Machtgefüge Hollywoods und der Academy trotz zahlreicher Lippenbekenntnisse nicht viel bewegt. Mag auch etwas Hoffnung aufscheinen ob der interessanten Filme, die das Black Cinema in die Waagschale wirft: Zurückhaltung ist durchaus angesagt, ob sich dieses Kino kontinuierlich durchsetzen kann.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News