Der Trash-Test von ... Zeiten ändern dich

09.06.2011 - 08:50 Uhr
Bushido in Zeiten ändern dich
Constantin Film/Moviepilot
Bushido in Zeiten ändern dich
Schlecht ist relativ. Was für den einen ein Hochglanzprodukt ist, ist für den anderen Müll. Und noch feiner unterschieden kann dieser Müll nutzlos oder brauchbar sein. Auf welchen Film was zutrifft, wollen wir von euch wissen!

Beim Trash-Test schauen wir heute auf einen deutschen Film, der immerhin mehr als eine halbe Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt hat. Der Film gilt allerdings trotzdem als Flop und Massentauglichkeit sagt ja nichts über die Qualität eines Werkes aus.

Der Testkandidat: Zeiten ändern Dich
Der Trash-Verdacht: Skandal-Rapper Bushido in nicht ganz so skandalösem und ghettomäßigem Biopic

Vom Tellerwäscher zum Millionär: Zeiten ändern Dich, von Uli Edel und Bernd Eichinger, ist das Biopic des deutschen Skandal-Rappers Bushido. Der Film beginnt in seiner Jugend, in der er und seine Mutter (Hannelore Elsner) von seinem leiblichen Vater geschlagen wurden. Wir erleben gemeinsam mit Bushido die erste Liebe (Karoline Schuch), den ersten Drogenrausch und die ersten Schritte im Musikbusiness. Sein Streit mit dem Label Aggro Berlin wird ebenso thematisiert wie die kaputte Beziehung zu seinem Vater und sein erfolgreicher Aufstieg zum bekanntesten Rapper Deutschlands.

Trash oder nicht?
Die Diskussion darüber, ob Bushido ein schlechter Schauspieler oder Erzähler ist, lohnt sich nicht. Auch andere Schauspieler wie Moritz Bleibtreu oder Hannelore Elsner schaffen es in dem Film nicht, den Dialogen oder geschweige denn dem Drehbuch etwas Anständiges abzugewinnen. Die Story, basierend auf Bushidos Autobiografie, verbirgt keine Überraschungen und ruft vereinzelt meine Facepalm-Hand hervor. So auch, als Bushido am 11. September 2001 im Fernsehen die Türme des Word Trade Centers einstürzen sieht und ganz genau weiß: Nur die Musik kann die Welt retten.

Bushido spricht gerne davon, dass er eine schlimme Kindheit hatte und im Berliner Ghetto aufgewachsen ist. So ranzig Berlin auch ist, aber es fällt dem Film schwer, eine Realität abzubilden, die einem sozialen Abgrund gleicht. Die Berliner Gangster Szene zeichnet sich in Zeiten ändern dich vor allem durch ausschweifende Gestik, Fäkalsprache und Lederjacken aus. Zeiten ändern dich versucht das Bild vom Aufstieg aus dem Untergrund zu repräsentieren, aber was dabei herauskommt, ist denkbar harmlos. Die kleineren Alltagsreibereien und die das immer wieder übertrieben aufkommende Bedürfnis nach Gleichberechtigung erzeugen etwas uncharmant das Bild eines starken Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.

Guter Trash oder nicht?
Bushido ist ein intelligentes Monster der deutschen verbal- und fäkal-aggressiven Rapper-Szene. Zeiten ändern dich ist mit Sicherheit kein künstlerisches Meisterwerk. Trotz allem ist Bushido ein Phänomen und all die Anprangerung der Presse macht ihn nur noch erfolgreicher als er schon ist.

Hannah Pilarczyk von Spiegel Online stellt Bushido beispielsweise mit Hitler und Andreas Baader als Bernd Eichingers jüngste Filmhelden in eine Reihung, über die man lieber nicht so lange nachdenken möchte. Ich habe ganz vergessen, dass Bushido nebenberuflich auch noch Massenmörder ist. Es ist natürlich einfach diesem Film vorzuwerfen, dass der Protagonist manchmal Ficken und Schlampe sagt, so einfach ist es aber nicht. Der Film ist trashig, aber Argumente funktionieren nicht nur über Bushido und das was irgendwer mal irgendwann von ihm gehört hat.

Die Abschlussszene setzt dem ganzen Film die Trash-Krone auf und fasst genau das zusammen, was der Film im Grunde ist: Bushidos Huldigung auf sich selbst.

Richtiges Ergebnis oder nicht?
Der Test hat ergeben, dass Zeiten ändern Dich ziemlicher Trash ist. Dialoge, Story und vor allem die schauspielerische Leistung von Bushido lassen zu wünschen übrig. Es gibt kaum Überraschungen und die Inszenierung ist sehr bemüht. Es wird versucht, das harte Ghetto Leben in den Berliner Straßen und Bushidos Kindheit abzubilden. Das funktioniert aufgrund fehlender Begebenheiten allerdings nicht. Fans von Bushido haben mit Sicherheit ihre Freude an dem Film, denn nach gut 30 Minuten ist er selbst vor der Kamera zu sehen. Die Kritiker haben an Zeiten ändern dich kein gutes Haar gelassen, aber aus den Artikeln liest sich durchweg eine deutliche Abneigung gegen den Skandal-Rapper heraus. Im Gegensatz zu anderen Filmen ist es möglich Zeiten ändern dich ohne Kotzgeräusche zu gucken, ein Poster würde ich mir allerdings nicht an die Wand hängen. Peace out, bitches.

Oder meint ihr, Zeiten ändern Dich ist kein Stück unterhaltsam und damit schlechter Trash? Oder seid ihr, aus welchen Gründen auch immer, gar der Ansicht, dass der Film mit Bushido gar kein Trashprodukt ist? Ihr könnt jetzt entscheiden!

Damit ihr euch leichter orientieren könnt, was als Trash gilt, geben wir euch noch eine Definition an die Hand: Ein Trashfilm kennzeichnet sich durch schlechte Schauspielerei, billige oder unpassende Ausstattung, schwache Spezialeffekte, niedriger künstlerischer Anspruch sowie unlogische Handlungsstränge mit platten Dialogen. Ein hohes Budget oder großer Erfolg sind dabei keine Ausschlusskriterien.

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