Der Vollposten - Bastian Pastewka im E-Mail-Interview

23.09.2016 - 10:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Bastian Pastewka spricht Checco in Der Vollposten
Weltkino/Tomas Rodriguez/Maurizio Raspante
Bastian Pastewka spricht Checco in Der Vollposten
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Zum deutschen Kinostart der italienischen Komödie Der Vollposten präsentieren wir euch ein Interview mit Bastian Pastewka, der dem Protagonisten seine Stimme leiht.

Der leichtlebige Italiener Checco liebt nichts mehr als die ihm sichere Festanstellung in der Landesverwaltung. Als eben diese Verwaltung aber reformiert werden soll, muss sich Checco entscheiden: Kündigung oder Versetzung. Doch Checco denkt gar nicht daran, seinen Job aufzugeben und wird daraufhin an die wildesten Orte versetzt. Der Vollposten läuft seit gestern in den deutschen Kinos. Im Film übernahm Comedian Checco Zalone die Hauptrolle, in der deutschen Fassung wird der sture Italiener von Bastian Pastewka gesprochen. Wir haben Pastewka deshalb einige Fragen im E-Mail-Interview gestellt.

Findest du es schwieriger, einem Charakter nur die Stimme zu leihen, als selbst vor der Kamera zu stehen?
Mir fällt es schwerer einen Charakter zu sprechen. Man hat nur eine begrenzte Zeit, die Figur gibt mit ihrem Mund und ihrer Körperbewegung etwas vor, und das muss ich stimmlich nachvollziehen. Es gibt Synchronsprecherinnen und Synchronsprecher, die das tagtäglich machen und für die das ein Klacks ist; die das sofort sehen können und auch den Blick für das Timing haben. Da merke ich, dass ich in dieser Hinsicht noch viel zu lernen habe.

Wie hast du dich darauf vorbereitet, um dich trotzdem in den Charakter einzufühlen?
Ich habe mir den gesamten Film zunächst sehr genau angeschaut, um zu wissen, wie Checco Zalone spricht, oder wo der Charakter gerade steht, was gerade los ist. Es hat mir nicht geholfen, dass meine Eltern beide Beamte waren oder ich selbst einen Ordnungsfimmel besitze.

In welches Land würdest du gerne "versetzt" werden?
Ich durfte mit dem Kollegen Christoph Maria Herbst vor vielen Jahren schon in Nord-Schweden drehen und das war sehr schön und sah auch ungefähr so aus wie die norwegischen Passagen in "Der Vollposten". Man darf mich immer gern in fremde Länder versetzen, wenn ich da nur anständig arbeiten kann.

Checco Zalone spielt in Der Vollposten eine Art Ich-Selbst-Charakter. Gibt es auch Parallelen zwischen Checco und dir?
Rein äußerlich weniger, denke ich. Aber rein formell spiele ich natürlich auch meistens Varianten von mir selber. Richtige Schauspieler sagen oft: "Ich bin eine Vase, der Charakter muss in mich kommen." Als Komiker und nicht ausgebildeter Schauspieler habe ich eine andere Herangehensweise an Figuren und Rollen. In meiner Serie Pastewka z.B. spiele ich ebenfalls verschiedene Alternativversionen von mir selbst. Daher fällt es mir vielleicht auch leichter, andere Komiker zu synchronisieren, wie hier Checco Zalone.

Was hat dir bei der Synchronisation von Checco am meisten Spaß gemacht?
Wenn Checco Zalone schließlich in Norwegen ankommt und sich allmählich als temperamentvoller, kleinwüchsiger Italiener in dieses Land voller robuster, Wollpullover tragender, blonder Hünen reinversetzen muss, beginnt die lustigste Phase des Films. Und beim Synchronisieren war es natürlich besonders aufregend, einen Italiener auf Deutsch zu sprechen, der einen leichten norwegischen Akzent hat.

Was wolltest du eigentlich werden, als du klein warst?
Ich wollte immer auf der Bühne stehen. Am Anfang habe ich gedacht, ich werde ein guter Musiker. Man ist so wahnsinnig hemmungslos als heranwachsender Teenager. Man denkt "Ich kann doch alles." Das war ein Irrtum, weil ich in Wahrheit ein sehr schlechter Musiker bin. Ich war damals ganz berauscht von Popgruppen wie Kraftwerk, The Art of Noise oder Human League und wollte ebenfalls elektronische Musik machen. Ich hatte eine Band, habe gesungen und Keyboard gespielt. Irgendwann merkte ich dann, dass meine Überleitungen zwischen den einzelnen Liedern besser oder lustiger waren als die Lieder selbst. Als dann die erste Möglichkeit bestand, zusammen mit Freunden eine Comedy-Show auf der Bühne zu machen - vor 10 zahlenden Zuschauern, von denen drei meine Mutter waren - habe ich schnell gemerkt: Das ist es. Nicht die Musik.

Hast du auch schon mal einen richtigen Culture Clash erlebt?
Ich habe mal eine Reisesendung für RTL gemacht. Dort wurde ich an Orte geschickt, die möglichst weit entfernt von meinem gemütlichen deutschen Leben sein sollten. Wir waren in Russland, Indien, Japan, der Südsee und Mexiko. Es war schon seltsam, in Indien Elefantenpolo zu spielen oder in Russland einen Parabelflug wie Kosmonauten zu machen, bei welchem man minutenlange Schwerelosigkeit erlebt. In der Südsee haben wir mit den Eingeborenen Kava geraucht, seltene Pflanzen ausgedrückt und die Flüssigkeit auf unseren Körpern verteilt. Weiter weg als in dieser Zeit war ich von meinem wirklichen Leben nie.

Worauf, denkst du, lässt sich der Erfolg von Der Vollposten in Italien zurückführen?
Erst einmal ist der Film unheimlich komisch. Man merkt, dass sich die Begeisterung der Macher auf das Publikum überträgt. Das ist bei einer Komödie schon mehr als die halbe Miete. Viele Filme nennen sich Komödien, aber man merkt, dass die Darsteller nur darin agieren, damit sie danach mal bei einem Tatort vorsprechen dürfen. Das ist hier nicht so.

Man sieht Schauspieler, die hemmungslos miteinander spielen, alte wie junge. Man merkt, wie integrativ und lebensbejahend der Humor ist. Dieser Film sagt: "Hey, wir sind Italien und so ist es nun mal. Wir lassen Al Bano und Romina Power wieder singen, wir zeigen alle bekannten Nudelsorten und nehmen uns selbst nicht zu ernst. Wir haben Kinder dabei, wir haben Tiere dabei. Es geht uns doch gut, seit Berlusconi weg ist, was wollt ihr eigentlich?" Und ich glaube, dass es das war, was 10 Millionen Italiener in die Kinos getrieben hat.

Auf welchen Kinofilm freust du dich noch dieses Jahr?
Ich bin sehr gespannt auf den neuen Film von Karoline Herfurth, SMS für dich. Ich habe nur Gutes von diesem Film gehört und finde die Besetzung toll und spannend. Den schau ich mir an.

Schaut ihr euch Der Vollposten im Kino an?

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