Der leichtlebige Italiener Checco liebt nichts mehr als die ihm sichere Festanstellung in der Landesverwaltung. Als eben diese Verwaltung aber reformiert werden soll, muss sich Checco entscheiden: Kündigung oder Versetzung. Doch Checco denkt gar nicht daran, seinen Job aufzugeben und wird daraufhin an die wildesten Orte versetzt. Der Vollposten läuft seit gestern in den deutschen Kinos. Im Film übernahm Comedian Checco Zalone die Hauptrolle, in der deutschen Fassung wird der sture Italiener von Bastian Pastewka gesprochen. Wir haben Pastewka deshalb einige Fragen im E-Mail-Interview gestellt.
Findest du es schwieriger, einem Charakter nur die Stimme zu leihen, als selbst vor der Kamera zu stehen?
Mir
fällt es schwerer einen Charakter zu sprechen. Man hat nur eine
begrenzte Zeit, die Figur gibt mit ihrem Mund und ihrer
Körperbewegung etwas vor, und das muss ich stimmlich nachvollziehen.
Es gibt Synchronsprecherinnen und Synchronsprecher, die das
tagtäglich machen und für die das ein Klacks ist; die das sofort
sehen können und auch den Blick für das Timing haben. Da merke ich,
dass ich in dieser Hinsicht noch viel zu lernen habe.
Wie hast du dich darauf vorbereitet, um dich trotzdem in den Charakter einzufühlen?
Ich
habe mir den gesamten Film zunächst sehr genau angeschaut, um zu
wissen, wie Checco Zalone spricht, oder wo der Charakter gerade
steht, was gerade los ist. Es hat mir nicht geholfen, dass meine
Eltern beide Beamte waren oder ich selbst einen Ordnungsfimmel
besitze.
In welches Land würdest du gerne "versetzt" werden?
Ich
durfte mit dem Kollegen Christoph Maria Herbst vor vielen Jahren
schon in Nord-Schweden drehen und das war sehr schön und sah auch
ungefähr so aus wie die norwegischen Passagen in "Der
Vollposten". Man darf mich immer gern in fremde Länder
versetzen, wenn ich da nur anständig arbeiten kann.
Checco Zalone spielt in Der Vollposten eine Art Ich-Selbst-Charakter. Gibt es auch Parallelen zwischen Checco und dir?
Rein
äußerlich weniger, denke ich. Aber rein formell spiele ich
natürlich auch meistens Varianten von mir selber. Richtige
Schauspieler sagen oft: "Ich bin eine Vase, der Charakter muss
in mich kommen." Als Komiker und nicht ausgebildeter
Schauspieler habe ich eine andere Herangehensweise an Figuren und
Rollen. In meiner Serie Pastewka z.B. spiele ich
ebenfalls verschiedene Alternativversionen von mir selbst. Daher
fällt es mir vielleicht auch leichter, andere Komiker zu
synchronisieren, wie hier Checco Zalone.
Was hat dir bei der Synchronisation von Checco am meisten Spaß gemacht?
Wenn
Checco Zalone schließlich in Norwegen ankommt und sich allmählich
als temperamentvoller, kleinwüchsiger Italiener in dieses Land
voller robuster, Wollpullover tragender, blonder Hünen reinversetzen
muss, beginnt die lustigste Phase des Films. Und beim Synchronisieren
war es natürlich besonders aufregend, einen Italiener auf Deutsch zu
sprechen, der einen leichten norwegischen Akzent hat.
Was wolltest du eigentlich werden, als du klein warst?
Ich
wollte immer auf der Bühne stehen. Am Anfang habe ich gedacht, ich
werde ein guter Musiker. Man ist so wahnsinnig hemmungslos als
heranwachsender Teenager. Man denkt "Ich kann doch alles."
Das war ein Irrtum, weil ich in Wahrheit ein sehr schlechter Musiker
bin. Ich war damals ganz berauscht von Popgruppen wie Kraftwerk,
The
Art of Noise
oder Human
League
und wollte ebenfalls elektronische Musik machen. Ich hatte eine Band,
habe gesungen und Keyboard gespielt. Irgendwann merkte ich dann, dass
meine Überleitungen zwischen den einzelnen Liedern besser oder
lustiger waren als die Lieder selbst. Als dann die erste Möglichkeit
bestand, zusammen mit Freunden eine Comedy-Show auf der Bühne zu
machen - vor 10 zahlenden Zuschauern, von denen drei meine Mutter
waren - habe ich schnell gemerkt: Das ist es. Nicht die Musik.
Hast du auch schon mal einen richtigen Culture Clash erlebt?
Ich
habe mal eine Reisesendung für RTL gemacht. Dort wurde ich an Orte
geschickt, die möglichst weit entfernt von meinem gemütlichen
deutschen Leben sein sollten. Wir waren in Russland, Indien, Japan,
der Südsee und Mexiko. Es war schon seltsam, in Indien Elefantenpolo
zu spielen oder in Russland einen Parabelflug wie Kosmonauten zu
machen, bei welchem man minutenlange Schwerelosigkeit erlebt. In der
Südsee haben wir mit den Eingeborenen Kava geraucht, seltene
Pflanzen ausgedrückt und die Flüssigkeit auf unseren Körpern
verteilt. Weiter weg als in dieser Zeit war ich von meinem wirklichen
Leben nie.
Worauf, denkst du, lässt sich der Erfolg von Der Vollposten in Italien zurückführen?
Erst
einmal ist der Film unheimlich komisch. Man merkt, dass sich die
Begeisterung der Macher auf das Publikum überträgt. Das ist bei
einer Komödie schon mehr als die halbe Miete. Viele Filme nennen
sich Komödien, aber man merkt, dass die Darsteller nur darin
agieren, damit sie danach mal bei einem Tatort vorsprechen
dürfen. Das ist hier nicht so.
Man sieht Schauspieler, die hemmungslos miteinander spielen, alte wie junge. Man merkt, wie integrativ und lebensbejahend der Humor ist. Dieser Film sagt: "Hey, wir sind Italien und so ist es nun mal. Wir lassen Al Bano und Romina Power wieder singen, wir zeigen alle bekannten Nudelsorten und nehmen uns selbst nicht zu ernst. Wir haben Kinder dabei, wir haben Tiere dabei. Es geht uns doch gut, seit Berlusconi weg ist, was wollt ihr eigentlich?" Und ich glaube, dass es das war, was 10 Millionen Italiener in die Kinos getrieben hat.
Auf welchen Kinofilm freust du dich noch dieses Jahr?
Ich
bin sehr gespannt auf den neuen Film von Karoline Herfurth, SMS für dich. Ich habe nur Gutes von diesem Film gehört und finde
die Besetzung toll und spannend. Den schau ich mir an.
Schaut ihr euch Der Vollposten im Kino an?