Eigentlich startete Staffel 11 von Die Bachelorette vielversprechend. Ein neues Konzept sollte frischen Wind in die etwas in die Jahre gekommene Datingshow bringen. Mit Stella Stegmann ging die erste Bachelorette an den Start, die bisexuell ist. Stella suchte demnach zwischen Männern und Frauen ihre große Liebe. Die Produktion erhoffte sich wohl besonders viel Drama, Liebe, Sex und Offenheit. Doch es sollte anders kommen: Die Staffel ist so langweilig wie nie zuvor.
Die Bachelorette 2024: RTL macht von Anfang an einiges falsch
Schon von Beginn an schien die Staffel nicht ganz durchdacht zu sein. Unter den Kandidat:innen wurde die Geschlechterverteilung alles andere als fair verteilt. Ganz oder gar nicht? Nicht bei RTL: 15 Männer wurden gecastet und nur 5 Frauen. Staffel 11 scheint nur darauf ausgelegt zu sein, dass sich Stella am Ende für einen Mann entscheidet. Das Thema "Diversity" wirkt vorgeschoben, um zu zeigen, dass sich das Format weiterentwickelt. Doch letztendlich will man nur einen "normalen" Ausgang der Show, bei dem Frau und Mann als Paar hervorgehen. Bei 15 männlichen Singles und 5 weiblichen ist die Chance natürlich größer, dass sich eher ein passender Mann unter den Kandidaten versteckt.
Neben der sexuellen Ausrichtung der Bachelorette sollen weitere Neuerungen Schwung in das angestaubte Format bringen. Für die Singles wird es nämlich besonders spannend: Nicht nur in der Nacht der Rosen werden die beliebten Schnittblumen verteilt. Auch während der Dates kann es zu einem Rauswurf kommen. Das setzt die Kandidat:innen zunehmend unter Druck, denn sie laufen ständig Gefahr, aus der Show zu fliegen.
Schlechte Wahl der Kandidat:innen: Kann die Bachelorette gar nicht funktionieren?
Die Singles scheinen jedes Klischee zu bedienen, das es gibt. Von toxischer Männlichkeit bis hin zu Fake-Vorwürfen und dem Schrei nach Gleichberechtigung, bieten die Kandidat:innen jede Menge Stoff zum Diskutieren. Vor allem das Casting der männlichen Singles scheint laut der anhaltenden Kritik ein riesiger Griff ins Klo zu sein – oder ist genau das die Taktik? Denn die Männer fallen gnadenlos durch. Immer wieder wird ihnen "Frauenfeindlichkeit" vorgeworfen. Die männlichen Singles bekleckern sich mit ihrer Darbietung wirklich nicht mit Ruhm. Denn neben Lästereien fallen auch wiederholt beleidigende Äußerungen in Richtung der Frauen. Was ein absolutes No-Go ist.
Fest steht allerdings, dass es in jeder Staffel von Die Bachelorette oder Der Bachelor unter den Kandidat:innen zu Streitigkeiten und Beleidigungen kommt. Im Reality-TV ist so ein Verhalten sowieso Alltag und meistens sogar gewünscht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich auch in diesem Jahr die Kandidat:innen gegenseitig an den Kragen gehen - und das hat wahrscheinlich eher nichts mit der Geschlechterfrage zu tun. Die Männer schaffen es nämlich, sich auch untereinander immer wieder in die Pfanne zu hauen. So gehen beispielsweise Ferry, Martin und (der mittlerweile ausgeschiedene) Markus auf Devin los. Der ist nämlich einer von Stellas Favoriten und das schmeckt den anderen gar nicht. Devin ist optisch ein ganz anderer Typ und eben keine muskelbepackte Sportskanone. Doch genau so jemanden sucht Stella, oder? Davon scheinen Martin & Co. jedenfalls überzeugt zu sein.
Bei der Auswahl und Verteilung der Kandidat:innen wirkt es so, als wäre genau das der Plan gewesen. Zwei Welten prallen aufeinander, bei denen eine Seite nur verlieren kann.
Gespräche zum Einschlafen: Die Lust an der Show geht verloren
Das hört sich nach einer spannenden Staffel an, oder? Weit gefehlt. Mitreißendes Drama macht sich in den insgesamt zwölf Folgen so rar, dass man sich dann fragt: Warum das Ganze? Klar, nicht nur Drama kann unterhalten. Doch auch von allem anderen fehlt es in dieser Staffel. Große Gefühle oder spannende Entscheidungen bleiben aus. Schon nach Folge 2 ist für den Zuschauenden klar, wer es in Stellas Herz und somit – zu hoher Wahrscheinlichkeit – ins Finale schaffen wird.
Wirklich verliebt wirkt Stella aber bislang nicht. Viel mehr geht es in jeder Folge um Themen wie Sex und neue Beziehungsmuster, die über eine Mann-Frau, Frau-Frau oder Mann-Mann-Paarung hinausgehen. Tiefer kennenlernen will sich anscheinend niemand. Offenheit ist zwar etwas Positives. Nach dem fünften Mal weiß auch der Letzte, dass Stella schon einen Dreier hatte und eine offene Beziehung nicht ausschlagen würde. Ständig wiederholen sich die Gespräche – und zerstören die Lust an der Show.
Sogar die beliebten Übernachtungsdates bleiben bislang komplett aus. Das wird sich voll und ganz für das Finale aufgehoben. Was schade ist, denn eine Übernachtung bei der Bachelorette während der Show hat unter den Singles in der Vergangenheit für eine besondere Spannung gesorgt.
Hier kommt die Rettung - doch ist das wirklich die Lösung?
Wie injiziert der Sender dann doch noch ein Fünkchen Spannung in die Angelegenheit? Die Antwort liegt auf der Hand: Cliffhanger. Und davon nicht genug. Seit der ersten Folge endet jede mit einem Cliffhanger. Stella hat nur noch eine Rose. Drei Kandidat:innen stehen zur Auswahl – Cliffhanger. In der gesamten Episode wird ein riesiger Streit zwischen Frauen und Männern angedeutet, bevor etwas passiert – Cliffhanger.
So viele offene Enden gab es in der Geschichte der Datingshow nie, und im Publikum fragt man sich, warum eigentlich? Der Plan wirkt ganz einfach: Die Staffel allein scheint nicht zu reichen, um genug Menschen an die Bildschirme zu fesseln, deswegen muss das erneute Einschalten anders erzwungen werden. Die Lösung sind jede Menge offener Enden. Wer möchte nicht wissen, wer die letzte Rose bekommt oder warum der Streit wirklich eskaliert? Nach wenigen Folgen übersättigen die ständigen Cliffhanger so sehr, dass sie auch das letzte Unterhaltungspotenzial der neuen Bachelorette im Keim ersticken.