Es ist 1:45 und mein Wecker ruppt mich völlig unerwartet aus dem gemütlichen Nachtschlaf. Fast hätte ich vergessen, dass heute Nacht die Verleihung der Golden Globes ist. Mein Kollege Tim hat mir derweil seit 1:10 Uhr schon etliche Sprachnachrichten hinterlassen, unter anderem nur um mir zu sagen, dass seine angehimmelte Emma Stone ein Kleid trägt und ich sie mittlerweile schon gefühlte Sechstausendmal verpasst habe. Also schwinge ich mich aus dem Bett und muss vorerst jegliche vorhandene Technikkompetenz anwenden, um die Show auf dem großen Bildschirm geniessen zu können, da die Verleihung eine großen Filmpreises wohl nur noch für Pay-Tv Anhänger ist. Fix einen Livestream gesucht und das HDMI-Kabel an den Fernseher gehängt nur um mitzubekommen, dass ich bereits die Eröffnungsrede von Tina Fey und Amy Poehler sowie Verleihung der Best Supporting Actors verpasst habe. J.K Simmons bekam den Globe für seine Rolle in Whiplash und somit hatte ich einen richtigen Tipp nach einer Verleihung. Ein Trend, der sich leider nicht fortsetzen konnte. Zumindest hat mir Tim bisher alles gesagt und mich bisher sehr gut unterhalten.
Da es zumindest für mich keine große Relevanz zu den etlichen
Fernsehpreisen gibt, überrascht mich der erste Preis dieser Sparte, denn
ich hätte klar damit gerechnet, dass True Detective (großartig!) das
Ding mit nach Hause nimmt, aber weit verfehlt! Fargo heißt der Gewinner
und ist zumindest jetzt ein Ansporn darauf, dass ich mein Netflix-Abo
sinnvoll nutze und mir Fargo auf die Merkliste setze. Danach zerhaut es
mich völlig als Billy Bob Thornton den Preis für Best Actor in a
Miniseries bekommt! True Detective wird bisher eiskalt ignoriert, aber
es freut mich für Herrn Thornton. Als die Werbepause einsetzt bemerke
ich bereits, dass Werbung wohl heute Nacht den Großteil übernehmen wird,
aber immerhin kann man die Pausen für ein neues Getränk verwenden.
Danach herrscht erstmal Flaute bei mir und ich warte mit Tim auf die
nächsten Kategorien, die uns interessieren. Plötzlich geht es um den
Best Score, bei dem unser Favorit klar auf Hans Zimmer liegt, der einen
beeindruckenden Soundtrack für Interstellar ablieferte, jedoch nicht mit
einem Preis gehuldigt wird. Der erste Moment bei dem Tim bereits
wutentbrannt zum Telefon greift und seine Aggression bei mir auslässt.
Als der beste Filmsong glücklicherweise nicht an Lorde geht, sind wir
beide erleichtert und er ist zumindest wieder etwas glücklicher
bestimmt. Mittlerweile amüsiert er mich indem er in die Witzkiste im
untersten Niveauregal greift und einige Sachen rausschmettert, die mich
sehr amüsieren. Ablenkung brauchte ich, denn ich hatte trotzdem vieler
Vergaben nur einen Tipp richtig.
Um circa viertel Vier kam dann der Moment, der die gesamte Nacht auf den
Kopf stellte. Zuerst bekommt nicht The Lego Movie sondern How to train
your Dragon 2 den Globe für Best Animated Feature und dann kam Tim´s
Moment. Beste Nebendarstellerin, wo der Grund seiner schlaflosen Nächte
nominiert war, Emma Stone. Doch nicht sie bekommt ihn, sondern Patricia
Arquette (die ich auch niemals getippt hätte) und entläd sich wie eine
wahre Furie über diese Entscheidung und beginnt in seiner Wut über
Boyhood zu reden. Nicht einmal meine zarte, beruhigende Stimme kann ihn
besänftigen und es hängen mittlerweile schwarze Flaggen in Österreich.
Nun können ihn nicht einmal mehr Witze besänftigen und ich bemerke einen
weinerlichen Anteil in seiner Stimme. Bei mir dudelt derweile fröhlich
der Grand Budapest Hotel Soundtrack im Hintergrund, während wieder
einmal eine kommerzielle Pause eingeleitet wird. Nach der Pause bekommt
dann endlich der Favorit des Abends “Birdman” den Preis für das beste
Drehbuch und ich kann mittlerweile 2 Tipps als korrekt einstufen! Es
scheint aufwärts zu gehen! Merkwürdig, auch bei bester fremdsprachiger
Film habe ich richtig getippt, obwohl ich leider keinen filmischen
Beitrag vorher sichten konnte. Auch Kevin Spacey bekommt den Globe als
Beste Seriendarsteller / Drama und kann es sich nicht nehmen lassen, ein
gepflegtes FUCK auszusprechen. Francis Underwood hat zumindest die
Macht über seine Kategorie bekommen und wird ruhig schlafen können.
Apropos, es wird Zeit für Staffel 3 von House of Cards. Der Award für
das Lebenswerk geht an George Clooney, jedoch zeigt man seine coolste
Rolle nur kurz im seinem Biografiefilm. Ein weiterer Grund für Tim an
die Decke zu gehen, dennoch “Be Cool”. Nach 10 Minuten kommt dieser
Auftritt mittlerweile überstrapaziert vor aber schön, dass Herr Clooney
nochmal an Robin Williams erinnert!