Die Harry Potter-Serie ist eine schreckliche Idee – aus diesen 3 Gründen

27.06.2025 - 17:02 Uhr
Die Harry Potter-Serie kündigt sich an.
HBO
Die Harry Potter-Serie kündigt sich an.
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Die Harry Potter-Serie von HBO macht sich daran, die für viele nostalgische Fantasy-Saga über den Jungen, der überlebte, neu zu verfilmen. Warum das nicht sein sollte, erfahrt ihr hier.

Mit der kommenden Harry Potter-Serie schickt HBO sein Publikum demnächst zurück aufs Fantasy-Internat Hogwarts. Das zentrale Trio für Harry, Hermine und Ron wurde bereits gefunden und immer mehr Casting-Entscheidungen machen die Runde. Insbesondere Fans der Filmreihe und jene, die vielleicht etwas zu sehr an den Buchbeschreibungen von Charakteren hängen, haben starke Meinungen dazu.

Vor allem die Besetzung von Paapa Essiedu als Snape sorgt bei den üblichen Verdächtigen für Ärger und wie in manchen Ecken des Netzes über die ethnische Herkunft und Hautfarbe der elfjährigen Hermine-Darstellerin Arabella Stanton diskutiert wird, ist ganz schön widerlich. Allerdings sprechen drei ganz andere Gründe dafür, dass das neue Potter-Projekt eine absolut miese Muggel-Idee ist.

Grund 1: Die Harry Potter-Filmreihe ist noch keine 15 Jahre her

Mit Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2 wurde die Fantasy-Filmreihe 2011 abgeschlossen. Vor gerade mal 14 Jahren. Millennial-Fans, die heute selbst Eltern sind, werden kaum der neuen Serie den Vorzug geben, um sie ihren Kindern zu zeigen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die neue Adaption wie so oft zum freudlosen Abhaken oder Ankreiden wird, je nachdem, wie nah oder unnah man an der für viele so heiligen Vorlage bleibt. Das musste sich schon Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht gefallen lassen, obwohl die Serie (Qualität hin oder her) nicht einmal eine im Detail gesetzte Story umsetzt.

Welche Chance soll dann eine Geschichte haben, deren populäre Hit-Filmreihe keine 15 Jahre her ist? "Es fehlten aber Elemente aus den Büchern!", hört man Potterheads jetzt murmeln. Mag sein, aber wollen wir wirklich sehen, wie eine Hermine, die als Person of Color besetzt wurde, sich gegen das Konzept der Sklaverei ausspricht, nur um von allen anderen in Hogwarts als übereifriger Gutmensch verspottet zu werden?

Adaptionsangelegenheiten und Fan-Rezeptionen sind aber nicht der Hauptgrund für die Harry Potter-Serie als unnötiges Übel, das zwar die Taschen von Warner Bros. füllt, die Welt aber ein Stück schlechter macht ...

Grund 2: Mit der Unterstützung von J.K. Rowling richtet man nachweislichen Schaden an

Harry Potter-Autorin J.K. Rowling ist nicht nur jemand mit unschönen, regressiven Ansichten. Sie ist die international prominenteste Anti-Trans-Aktivistin, die sich mit ihrem Geld aktiv und aggressiv gegen die Rechte von trans Menschen einsetzt. Das war vor Jahren schon der Fall, als einige Fans diesen Fakt vor der Veröffentlichung des Videospiels Hogwarts Legacy kleinreden wollten, um ihren Konsum zu rechtfertigen. (Wer noch immer nicht im Bilde bezüglich der offensichtlichen Transfeindlichkeit von JKR ist, kann sich diesen ausführlichen RND -Artikel oder die Contrapoints -Videos zum Thema geben.)

Seitdem ist viel passiert. Unter anderem, dass Wladimir Putin (!) sich auf die Seite von Rowling stellte (via Reuters ) und der britische Supreme Court dieses Jahr die Rechte von trans Menschen harsch beschnitten hat (via HRW ). Auch dank des Einsatzes der Harry Potter-Autorin. Die verglich queere Aktivist:innen einer der marginalisiertesten Gruppen überhaupt in einer perversen Umkehr mit den faschistoiden Todessern aus ihren Büchern. Fans, die das mittlerweile nicht mehr verteidigen können, weichen zum Teil auf die "Tod des Autors"-Argumentation aus, die eine Trennung von Werk und Schöpfer:in vertritt. Das geht hier aber nicht.

Dies ist kein Fall wie H.P. Lovecraft. Der war unter anderem Antisemit, lebt aber schon lange nicht mehr und wirkt nicht länger in der Welt. Es geht auch nicht darum, Kreative mit problematischen Ansichten einem progressiven Reinheitstest zu unterziehen, sondern um konkreten Schaden. J.K. Rowling ist Executive Producer der Harry Potter-Serie, die sie noch viel reicher und einflussreicher machen wird. Und wir wissen mittlerweile ganz genau, für welche Art Einfluss sie diese Mittel verwendet. Bildet euch nicht ein, der Kauf von Hogwarts Legacy hätte nichts ausgemacht: Die hohen Verkaufszahlen beflügelten Warner erst dazu, jetzt schon ein neues Potter-Projekt auf die Beine zu stellen (via Variety ).

Ehemalige Stars haben sich längst von Rowling distanziert. Viele Fans scheinen aber trotz allem partout nicht ohne ihre nostalgische Jugendobsession leben zu können. Doch verliert man wirklich so viel, wenn man den Zauberlehrling aus der Fantasy-Diät streicht? Denn seien wir mal ganz ehrlich:

Grund 3: Harry Potter war noch nie originell

Von der fragwürdigen literarischen Qualität von Harry Potter mal abgesehen: Der Stoff von einem auserwählten Very Special Boy und einer Zauberschule mit Teams war noch nie originell oder einzigartig. Zumindest nicht so sehr, dass man dafür Gegner:innen von Menschenrechten finanziell unterstützen müsste. Die mittlerweile verstorbene, tatsächlich talentierte Fantasy-Autorin Ursula K. Le Guin (Die Chroniken von Erdsee) schrieb dazu folgendes auf ihrer Website :

Ich habe die Idee einer Schule für Zauberer nicht erfunden – wenn überhaupt, dann war es T.H. White, obwohl er es in einem einzigen beiläufigen Satz tat und es nicht weiterentwickelte. Ich war die erste, die das tat. Jahre später nahm Rowling die Idee und entwickelte sie in andere Richtungen weiter. Sie hat nicht plagiiert. Sie hat nichts kopiert. Ihr Buch könnte in Stil, Geist und allem anderen kaum anders sein als meins.

Le Guin erzählte bereits in ihrem Fantasy-Roman Der Magier der Erdsee von 1969 von einer Zauberschule. Dem Mainstream-Publikum ist das aber kaum bekannt, da Verfilmungen ihrer Werke bisher leider in Anzahl und vor allem Qualität zu wünschen übrig lassen. Die Autorin ging im Weiteren mit J.K. Rowling ins Gericht:

Das einzige, was mich stört, ist ihre offensichtliche Abneigung, zuzugeben, dass sie jemals etwas von anderen Autor:innen gelernt hat. Als ignorante Kritiker ihr wunderbare Originalität bei der Erfindung der Idee einer Zauberschule lobten und einige von ihnen sogar zu glauben schienen, dass sie Fantasy erfunden hätte, ließ sie sie gewähren. Das, denke ich, war ungalant und auf lange Sicht unklug.

Noch viel offensichtlicher sind die Parallelen zwischen Harry Potter und der 1974 gestarteten Buchreihe Eine lausige Hexe von Jill Murphy. Zu der gibt es bereits mehrere Adaptionen, zuletzt in Form einer Netflix-Serie mit The Last of Us-Star Bella Ramsey in der Hexen-Hauptrolle. Was nicht heißen soll, dass man auf dieses Franchise ausweichen muss.

Weiterführende Links:

Als Fantasy-Fan gibt es einfach so viel mehr zu entdecken, als Jugendgeschichten über Zauberschulen. So viel sogar, dass man auf eine weitere Version einer Geschichte aus dem qualitativen Mittelfeld verzichten können müsste. Harry Potter war lediglich der am leichtesten zu findende, offensichtlichste Titel mit dem meisten Merch. Sich als Medienkonsument:innen weiterzuentwickeln bedeutet auch, einen eigenen Geschmack zu kultivieren, der sich nicht nur um den größten Mainstream-Kram mit der größten Maschinerie dahinter dreht.

Expecto Liberatio!

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