Die immerwährende Instanz – Der Butler im Film

11.10.2013 - 08:53 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Der Butler im Film
Prokino
Der Butler im Film
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Er ist der wahre Chef im Haus. Er kennt jede Person und jedes Geheimnis, er ist alt und weise und extremst pingelig. So sieht in etwa das Bild des Butlers in unseren Köpfen aus. Doch beim Thema Butler im Film geht es um mehr. Eine Filmfigur in Phasen.

Der Butler ist ein Berufsbild, dessen genaues Entstehungsdatum kaum festzumachen ist. Doch wir alle haben ein Bild zum Butler im Kopf. Wie vielseitig dies allerdings von Filmen beeinflusst und ausgeprägt wurde und welche Wandlung der Butler in den Jahren erfuhr, haben wir teilweise gar nicht auf dem Schirm. Zum Kinostart von Der Butler von Lee Daniels nehmen wir diese Figur mal ein wenig unter die Lupe und zeigen euch ihre unterschiedlichsten Facetten.

Das Stereotyp Butler und die heutige Rolle
Im Videospiel Tomb Raider II ist es dem Spieler erlaubt, im Trainingslevel das Anwesen von Lara Croft zu erkunden. Das lustige Gimmick ist dabei der Butler, der der Spielfigur überall hin folgt, nur aufgrund seines langsamen Schritts sehr viel länger braucht. Das Bild des Dieners ist dabei so klischeebeladen wie nur eben möglich: alt und buckelig schleicht die Figur mit einem Tablett und zwei Teetassen im Haus herum und gibt dabei ächzende Geräusche von sich. Er wirkt wie eine Antiquität aus längst vergangenen Tagen und so sehen auch unsere Vorstellungen aus. Im Frack dient ein älterer Herr einer adeligen Familie, die er über Generationen bis zu seinem Tod betreut. Dabei ist er in die verschiedenen Geschicke seiner Vorgesetzten direkt, in Form von lebenslanger Verbundenheit als Diener, und indirekt, als Sprachrohr zwischen Bediensteten und Arbeitgebern, involviert. Dass der Beruf des Butlers nie ausgestorben ist, zeigen Abwandlungen wie die des Concierge, wie ihn Michael J. Fox in Ein Concierge zum Verlieben verkörpert. Heute existieren verschiedene elitäre Butler-Schulen, die den Bedarf an Majordormi (Verwalter des Hauses), der überraschenderweise noch beachtlich ist, decken.

Dinner for James
Denken wir uns selbst einen Namen für einen Butler aus, kommen wir schnell auf James oder Alfred. Tatsächlich stammen diese Gedankenblitze aus unserem filmisch vorgeprägten Bewusstsein. Ob Alfred und James überhaupt gängige Namen in diesem Berufsbild waren, ließe sich sicherlich untersuchen. Fest steht jedoch, dass mit Alfred aus dem Batman-Universum und James, dem betrunkenen Diener aus Der 90. Geburtstag oder Dinner for One, zwei berühmte Beispiele Einzug in unser Gedächtnis hielten und fortan prägten. James (Freddie Frinton), der der Witwe Miss Sophie (May Warden) als einziger Hinterbliebener auch zu ihrem 90. Geburtstag dient, beansprucht regelmäßig an Silvester unsere Lachmuskeln. Doch provoziert er auch weiterhin die schablonenartige Darstellung der Figur des Butlers und verwehrt sich jeglicher tiefer greifenden Auseinandersetzung. Indem er als angetrunkene Person agiert, zieht er den Beruf mit fortlaufender Spielzeit ins Lächerliche. Den Höhepunkt dieses Groteske bildet der Abschluss des Kurzfilms, der sexuelle Triebbefriedigung impliziert. Dass der Rolle des Butlers im Film ein solch aktiver Part eigentlich nicht immer zugeschrieben ist, zeigt eine andere Reihe.

Wer ist hier der Herr im Haus?
Die meisten Butler zählten die Haushalte im viktorianischen England zur Zeit der Industrialisierung. Die berühmte Autorin Jane Austen lebte zu eben jener Zeit, sodass es nur allzu logisch ist, dass Butler, Haushälterinnen und andere Bedienstete in ihren Werken vorkommen. Sowohl die literarischen Vorlagen als auch die Filme, auf die ich mich hier ausschließlich beziehe, vermitteln uns ein Bild, das die Belegschaft dorthin rückt, wo sie auch agiert – im Hintergrund. So gesehen in Stolz und Vorurteil, Jane Austens Emma oder Northanger Abbey. Der Butler nimmt hierbei seine traditionellste Rolle im Film ein. Er ist der passive Mann im Hintergrund. Er leitet die Geschicke des Hauses, ist jedoch zu keiner Sekunde der Herr im Haus. Während es mit Liebesdramen, Zwangsehen und Familienstreitereien in Austens Werken turbulent genug zugeht, verhält es sich absolut ruhig im dienstlichen Hintergrund. Nicht immer handelt es sich dabei um die höchste Vollendung eines Butlers, sondern wird hier im verarmten Landadel mit einfachen Kammerdienern Vorlieb genommen. Rangordnung hin oder her, eine größere Bedeutung als zu dienen und gelegentlich durch die Szenerie zu wandeln, ist dem Butler in diesen Filmen nicht beschieden. Doch aus einem ähnlichen Umfeld entsprang auch die aktivere Rollenzuschreibung, die allerdings einem anderen Genre als dem Drama zuzuordnen ist.

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