Wer denkt, der Gewinn von Filmen wird im Kino gemacht, weil Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt artig ihre Kinokarten kaufen, der irrt gewaltig bzw. ist etwas auf dem Stand der 1980er. Damals war die Kinowelt noch heil und die Geld-Maschinerie noch klar strukturiert. Heute sieht es etwas anders aus: Das Kino ist nur noch pure Vorbereitung, denn der Geldregen beginnt erst richtig, wenn der Film aus den Kinos verschwunden ist. Dann regnet es wirklich Dollars und zwar über Jahre hinweg. Besonders Avatar – Aufbruch nach Pandora wird, nachdem er in den Kinos ausgelaufen ist, richtig Kasse machen.
Seit gestern steht Avatar – Aufbruch nach Pandora von James Cameron auf Position 1 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten mit 1,85 Milliarden Dollar. Der Betrag speist sich aus dem weltweiten Kinokarten-Verkauf. Wahrscheinlich ist, dass der Öko-Thriller auf den Leinwänden noch einige Millionen mehr machen wird. Wahrscheinlich ist ebenso, dass Avatar – Aufbruch nach Pandora beim DVD- und BluRay-Start an die dortige Chart-Spitze springen dürfte und zahlreiche Fans wieder tief in die Tasche greifen werden. Dieses Mal wandert ihr Geld für Special Editions, für Gold Editions, für Limited Collector’s Boxen, für Limited Steelbooks, für Collector’s Edition im Steelbook usw. usf. über den Ladentisch – erst in der Videothek, dann im Supermarkt ihrer Wahl.
Daneben gibt es Kooperationen mit anderen Märkten, bei denen viel Geld seinen Standort wechselt. Panasonic und McDonald’s sind die großen Partner bei Avatar – Aufbruch nach Pandora. So wird mit dem Film für neue Flachbildschirme geworben oder Big Macs verkauft. Hier heißt es in einer Pressemitteilung “McDonald’s hat meine Vision von Pandora von der Kinoleinwand auf den Computerbildschirm und mehr übertragen”, so James Cameron. “Ich habe 14 Jahre lang von Avatar – Aufbruch nach Pandora geträumt und freue mich nun sehr darüber, wie McDonald’s diesen Traum in seinen Restaurants und im Internet lebendig werden lässt.” (Unternehmensbericht)
Natürlich gibt es auch noch das klassische Buch zum Film, der Soundtrack ist ebenfalls ein Verkaufsschlager und auf den Schulhöfen dürften Avatar-Klingeltöne und Handy-Spiele der Bringer sein. T-Shirts, Puppen usw. usf. werden in den nächsten Monaten und Jahren ebenfalls auf den Gabentischen der Kids und Teenies zu finden sein. Nicht zu vergessen ist die Verwandlung des Films in ein Videospiel eines der großen Erfolgsrezepte, um den Gewinn für Produzenten, Regisseur und Studio zu erhöhen. Nicht nur bei Avatar – Aufbruch nach Pandora wurde die Spiele-Version von Anfang an mitgedacht.
Alles in allem gehen Analysten davon aus, dass im Kino nur noch ein Drittel des Geldes gemacht wird. Der Rest ergibt sich durch Zusatzgeschäfte rund um den Film. Wenn also Avatar – Aufbruch nach Pandora im Kino knapp 1,9 Milliarden einspielt, dann dürften nochmals 3,8 Milliarden für all die anderen Geschäfte dazukommen. Zusammengerechnet ist das eine Summe, über die sich so mancher Staatshaushalt freuen würde.
Wenn wir unserer kulturpessimistischen Stimme trauen, dann könnte sich dieses Geschäftskonzept in der Zukunft auch über negativ auf die Kinos auswirken. Vielleicht reicht es bald aus, nur noch den Roten Teppich ausfahren zu lassen und die Star am Premiere-Abend über ihn laufen zu sehen. Dann beginnt die Verwertungsmaschinerie für die anderen Märkte zu arbeiten. Der Film läuft vielleicht eine Woche in den Kinos. Alles andere passiert nicht mehr an dem sozialen Ort, wo beim Abblenden des Lichts die Stille beginnt und das Träumen anfängt. Welch ein Horror-Szenario?!