Durch diese Nacht heißt der Fernsehfilm der Woche, den das ZDF heute Abend um 20.15 Uhr ausstrahlt. Rolf Silber schrieb in dem Drehbuch seine eigenen Erfahrungen nach einer Gehirnblutung nieder und führte auch Regie. In dem Genremix aus Krimi und Krankenhausfilm, Drama und Melodram, Yuppieporträt und Liebesfilm spielt Oliver Stokowski einen in sich selbst eingesperrten Mann, der verzweifelt versucht, sich aus seiner Innenwelt heraus zu kämpfen.
Für Konzertmanager Jan (Oliver Stokowski) heißt es “reinen Tisch machen”: Zum einen will er sich von seinem betrügerischen Geschäftspartner und “Freund” Tom (Tim Bergmann) trennen, zum anderen muss er seiner Lebensgefährtin Karla (Katharina Böhm) gestehen, dass er ein Verhältnis mit seiner Mitarbeiterin Tina (Bernadette Heerwagen) hatte. Doch dazu kommt es nicht mehr: Jan erleidet eine Gehirnblutung und ist von jetzt auf gleich unfähig, vernünftig zu kommunizieren, ist in seinem Körper gefangen. Tom spielt den sorgenvollen Freund, ergreift aber hinterrücks die Chance und versucht, Jan die Frau und das Geschäft wegzunehmen. Noch dazu schiebt er dem hilflosen Jan die Schuld an seinen eigenen Betrügereien zu. Und Karla ist ein dankbares Opfer, seit sie dahinter gekommen ist, dass Jan ein Verhältnis mit Tina hatte. Jan muss um Karla und um seine Existenz kämpfen. Ein ungleicher Kampf, in dem er eigentlich keine Chance hätte – es sei denn, es gelingt ihm, aus seinem Gefängnis heraus gleichzeitig Karlas Vertrauen zurück zu gewinnen und seinen Widersacher Tom zu enttarnen …
Der Hauptdarsteller wird von Andre Mielke in der Welt besonders gelobt. “Er liegt da, die Augen weit aufgerissen. Dann durchfahren ihn wie Schauer Halluzinationen oder Erinnerungsfetzen. Seine Lider zucken. Er ächzt und brummt, will sich und seine Gefühle mitteilen, auf seine tatsächliche oder vermeintliche Umwelt reagieren. Aber es funktioniert nicht. Dieses plastische Krankheitsbild ist zum einen Oliver Stokowski s präziser Mikro-Mimik zu verdanken. Hinzu kommen Videoschnipsel aus dem Computer als faszinierende Illustrationen einer inneren Hölle.”
Auch für Susanne Manasterni im Westen "besticht die vielschichtige Produktion durch ihre ungewöhnliche visuelle Umsetzung mit Erinnerungsblitzen und traumartigen Sequenzen. Oliver Stokowski spielt den vom Schicksal so schwer Getroffenen beachtlich, authentisch – und mit großem Gänsehautfaktor. Ein bewegendes Drama also, dessen hin und wieder eingestreute Situationskomik dem (Tabu-)Thema die Schwere nimmt.
Marianne Kolarik im Kölner Stadtanzeiger bringt es auf den Punkt: “Entstanden ist ein außergewöhnlicher Fernsehfilm, dessen stärkste Momente eben jene Szenen sind, in denen der Kameramann Stephan Wagner die komplexen Innenansichten des Patienten zeigt, Bilder von alptraumartiger Intensität.” Wogegen Thilo Wydra vom Tagesspiegel es gut findet, dass der Film nicht primär nur auf die Tränendrüse drückt. “Dicht wird das Erzählte, wenn Karla und Jan sich begegnen, wenn es darum geht, authentisch zu sein. Wenn etwas Unverfälschtes mitschwingt, der Mut zur Schwäche erkennbar ist. Wie schmal der Grat ist zwischen Wahrhaftigkeit und Sich-etwas-Vormachen, das zeigt Durch diese Nacht auf nachvollziehbare Art und Weise.”
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