Einer der größten deutschen Kultfilme wurde neu aufgelegt: So gut ist das Mädchen, Mädchen-Remake

23.06.2025 - 12:00 Uhr
Mädchen Mädchen
Constantin Film
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Mädchen, Mädchen avancierte 2001 zu einem der größten deutschen Kultfilme. 24 Jahre später kommt die Neuauflage für die aktuelle Generation ins Kino. Doch lohnt sich die Teenie-Komödie?

Teenie-Komödien gab es um die Jahrtausendwende wie Sand am Meer: Titel wie American Pie, Eiskalte Engel oder Clueless fluteten die weltweiten Kinos und versammelten darin ein Millionenpublikum. Mit Mädchen, Mädchen folgte 2001 die deutsche Antwort auf die internationalen Vorbilder und reihte sich mit heutigen Stars wie Karoline Herfurth und Max Riemelt ins hiesige Kulturgut ein.

24 Jahre später wird der Stoff für eine neue Generation aufgewärmt – mit neuem Kreativteam um Achtsam Morden-Regisseurin Martina Plura und brandneuem Cast. Doch lohnt sich Mädchen Mädchen?

Mädchen Mädchen 24 Jahre später: Alte Story, neuer Anstrich

Mädchen Mädchen dreht sich um die 17-jährigen Freundinnen Inken (Kya-Celina Barucki), Lena (Nhung Hong) und Vicky (Julia Novohradsky), die diesen Sommer ein ganz besonderes Ziel verfolgen: Sie wollen zum ersten Mal einen Orgasmus erleben. Dafür werden alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt.

Während es zwischen Inken und ihrem Freund Tim (Jason Klare) nicht so richtig klappen will, fasst Lena all ihren Mut zusammen und spricht endlich ihren Schwarm Nick (Jamie Lee Williams) an. Vicky holt sich dagegen erstmal Vaginalpilz und hat eine unerwartete Begegnung mit der fiesen Cheyenne (Zoë Pastelle Holthuizen) in der Apotheke, die Inken sonst das Leben schwer macht. Dass Inkens bester Freund Flin (Yoran Leicher) aus der Friendzone ausbrechen will, scheint das Chaos endgültig perfekt zu machen.

Schaut hier einen Trailer zu Mädchen Mädchen:

Mädchen Mädchen - Trailer (Deutsch) HD
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Kenner:innen des Originals werden bei dieser Inhaltsbeschreibung sicherlich wissentlich mit dem Kopf nicken und annehmen, dass wir es hier womöglich mit einem ziemlich originalgetreuen Remake zu tun haben. Tatsächlich hangelt sich Mädchen Mädchen zunächst eng an der Vorlage entlang und wartet dabei vor allem mit Aktualisierungen auf, die das Geschehen offensichtlich ins Jahr 2025 verfrachten. Das beginnt bei Themen wie Social Media und TikTok, dem Einfluss aktueller Jugendsprache sowie Postern von AnnenMayKantereit.

Was zuerst nur wenig Hoffnung macht, denn der 2001er-Film war ein schwer zu übersehenes Produkt seiner Zeit, das aus heutiger Sicht vor allem auf der Humorebene nur noch quälend zu ertragen ist. Je mehr die Neuauflage voranschreitet, desto mehr wird jedoch klar: Martina Plura und ihr Team haben sich über diesen Punkt ausführlich Gedanken gemacht und die Frage gestellt, wie man einen deutschen Film über Sex und weibliche Sexualität zeitgemäß erzählen kann. Und das, ohne in jeder Szene Menschen auf die Füße zu treten oder an Humor, Ehrlichkeit und Authentizität zu verlieren.

Mädchen Mädchen nimmt ihre Hauptfiguren ernst, ohne an Witz zu verlieren

Dass das tatsächlich gelingt, hätten wohl nur die Wenigsten für möglich gehalten. Umso überraschender und erfrischender ist es, hier nicht die erwartete Proll-Komödie voller Fremdscham serviert zu bekommen. Sondern einen Film mit Substanz, der seine weiblichen Hauptfiguren mit all ihren Facetten und Problemen ernst nimmt, anstatt sie als Stereotype und Zielscheiben sexistischer Witze vorzuführen.

So erhält die weibliche Sexualität hier eine umfangreiche Entdeckungsreise, die man so nur selten in einer deutschen Mainstream-Komödie gesehen hat. Über Menstruation bis Masturbation, Audiopornos und Spicy Romances in Online-Foren, Satisfyer bis Fahrradsattel bleibt nichts unausgesprochen und -ausprobiert, was nicht so auch in einer Staffel von Netflix-Hit Sex Education hätte ergründet werden können.

Statt sich jedoch nur auf das Ziel des großen Orgasmus zu fokussieren, erhält auch die Freundschaft der Hauptfiguren mehr Unterbau, die von ihren drei Darstellerinnen Kya-Celina Barucki, Nhung Hong und Julia Novohradsky mit überstrahlender Spielfreude verkörpert werden. Sie tragen den Film mit so einer Authentizität auf den Schultern, dass es Spaß macht, ihnen beim Lieben und Leiden zuzusehen. Und schließlich zu der Erkenntnis zu gelangen, dass Liebe und Sex gegenüber wahrer Freundschaft häufig zweitrangig ist.

Dass auf diesem Weg nicht jeder Gag als Treffer landet, bestimmte Gesprächsthemen auch mal erzwungen wirken oder nicht so viel Raum bekommen, wie es vielleicht nötig gewesen wäre, ist eine verschmerzbare Fußnote. Denn unterm Strich macht Mädchen Mädchen im Rahmen seiner Möglichkeiten als großer deutscher Mainstream-Film deutlich mehr richtig als falsch – und noch dazu überraschend viel Spaß. Hätte es diese Version schon 2001 gegeben, wäre die Welt heute sicherlich eine bessere.

Mädchen Mädchen läuft ab dem 3. Juli 2025 im Kino.

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