Elfmeter im Kino - Fußballer auf der Leinwand

26.06.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
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Gib dem Kaninchen eine Möhre extra, sprach Berti Vogts auf seine unnachahmlich hölzerne Art einst im Tatort. Dass Fußballer aber auch echte Schauspieler werden können, zeigt etwa Vinnie Jones. Hier ist der dritte Text der Reihe Fußball und Film.

Thomas Müller hat mit seinem Dreierpack gegen Portugal für einen gelungenen Einstand der deutschen Nationalmannschaft in die laufende Weltmeisterschaft gesorgt. Doch auch abseits des Platzes ist der stets etwas schelmisch wirkende Bayer omnipräsent. Ob für einen Grill, Rasierer oder Salami, der Stürmer ist derzeit in zahlreichen Werbespots auf der Kinoleinwand oder im Fernsehen zu bewundern. Der Flirt mit der Kamera ist auch seinen Kollegen nicht fremd und sogar der Bundestrainer ist sich nicht zu schade, dem geneigten Fußballfan die optimale Gesichtscreme zu empfehlen.

Fußballer als Werbestars haben eine lange Tradition, die bis in die 1960er Jahre zurückgeht, wo kein geringerer als Franz Beckenbauer kraftbringende Tütensuppen im Fernsehen anpries. Der Kaiser ging bei seiner medialen Entdeckungsreise sogar noch weiter und veröffentlichte 1966 als Sänger die Single Gute Freunde kann niemand trennen, die immerhin Platz 31 in den Charts erreichte. 1971 spielte er dann eine kleine Rolle in der TV-Komödie Olympia – Olympia neben Stars wie Joachim Fuchsberger oder Maria Schell. Seinen größten Auftritt auf der Leinwand hatte Franz Beckenbauer schließlich zwei Jahre später im semi-dokumentarischen Libero, in dem er sich selbst spielte. Das Starvehikel orientiert sich visuell an den Schlagerklamotten seiner Zeit und wirkt daher aus heutiger Sicht bisweilen wie eine recht groteske Lobhudelei eines zugegebenermaßen einzigartigen Fußballers.

Neben Franz Beckenbauer zog es auch andere Legenden des deutschen Fußballs immer wieder vor die Kamera, wobei es sich meist um kleinere Gastrollen handelte. Uwe Seeler tauchte beispielsweise 1972 am Ende der Komödie Willi wird das Kind schon schaukeln auf und spielte sich selbst. Das behäbige Lustspiel war zugleich der letzte Leinwandauftritt des Komikers Heinz Erhardt, der in seiner Rolle als Präsident eines kleinen Fußballvereins beim obligatorischen Happy End die mehrjährige Verpflichtung des Hamburger Stürmers und Ehrenspielführers verkünden durfte. Über zwanzig Jahre nach diesem eher folkloristischen als fußballerisch relevanten Intermezzo vor der Kamera ersetzte Uwe Seeler dann für eine Folge von Dittsche – Das wirklich wahre Leben den stoischen Franz Jarnach, besser bekannt als Schildkröte und forderte Olli Dittrich auf, endlich mal die Klappe zu halten.

Ebenfalls zweifach vor der Kamera zu Gast war der als Terrier bekannte Verteidiger Berti Vogts. 1977 informierte er den Torwart wider Willen Dieter Hallervorden in einem Sketch der Comedyreihe Nonstop Nonsens, dass es auf dem Fußballplatz kein Bier gibt. 1998 sorgte der damalige Bundestrainer dann eher unfreiwillig für Lacher als er im Tatort: Habgier an der Seite von Manfred Krug und Charles Brauer auf seine oft als bieder und hölzern belächelte Art einem kleinen Jungen dessen ausgesetztes Kaninchen zurückbrachte.

Mehr: Die schönste Nebensache der Welt – Fußball im Film

Einen Schritt weiter als seine deutschen Rivalen ging der wohl immer noch als beste Fußballer aller Zeiten angesehene Brasilianer Pelé. Im Kriegsabenteuer Flucht oder Sieg aus dem Jahr 1981 übernahm er eine Hauptrolle neben Sylvester Stallone und spielte den Kriegsgefangenen Luis Fernandez, dessen Talent am Ball in einem Spiel um Leben und Tod gegen eine deutsche Wehrmachtsmannschaft für die entscheidende Wende zum Guten sorgt. Der eher bizarre Film von John Huston gehört sicher nicht zu dessen besten Leistungen hinter der Kamera und auch Pelé beweist, dass er bei seiner ursprünglichen Berufswahl den richtigen Riecher hatte. Es gibt aber auch andere Beispiele, die zeigen, dass es für Fußballer nicht unmöglich ist, eine erfolgreiche Karriere als Schauspieler nach der aktiven Zeit dranzuhängen. Mehr dazu auf der nächsten Seite.

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