Endlich Witwe, der zweite Film der Regisseurin Isabelle Mergault, erzählt von positiven Gefühle, die allerdings verheerende Folgen haben können. Jeder kennt ähnliche Geschichte, wenn Fürsorge und Anteilnahme einfach Überhand nehmen und sich in ihr Gegenteil verkehren, überaus nervig und anstrengend sind. Aus dieser Grundkonstellation hat die Regisseurin einen Film gemacht. Wie sie darauf gekommen ist, erzählt sie hier:
“Im Wesentlichen lasse ich mich durch Gefühle zu einer Geschichte inspirieren. Ich lasse ich mich durch Empfindungen leiten und sehe dann, wohin mich das führt. Im vorliegenden Fall ging es um positive Gefühle, die allerdings verheerende Folgen haben: Eine Frau verliert ihren Ehemann; ihr Sohn möchte in ihrer Nähe bleiben, weil er annimmt, dass sie großen Kummer leidet – und genau das wird schließlich zur reinsten Hölle!
Von solchen Gefühlslagen ausgehend, habe ich die Geschichte von Anne-Marie konstruiert, einer bürgerlichen Frau durch und durch, die ihren Mann verliert. Anstatt aber betroffen zu sein, ist sie erleichtert, da sich ihr nun mit einem Schlag die Chance bietet, endlich vielleicht doch ihr Glück an der Seite des Mannes ihres Lebens zu finden – demjenigen nämlich, mit dem sie sich bereits seit zwei Jahren regelmäßig heimlich trifft. Zu ihrem Unglück beschließt ihre Familie jedoch, sie in dieser schweren Zeit nicht im Stich zu lassen. Alle befürchten einen Zusammenbruch, oder – schlimmer noch – dass sie sich in ihrer Trauer etwas antun könnte. So wird sie unversehens bald noch mehr zur Gefangenen als sie es je in ihrer Ehe gewesen ist.
In dem Film geht es auch um den Einfluss der Erziehung. Meiner Ansicht nach wird die Sorge darum, was für ein Bild man abgibt und was die Leute reden, insbesondere in den bürgerlichen Kreisen völlig übertrieben. Statt der Familie einfach die Wahrheit zu sagen, auch wenn dies zu Zerwürfnissen führt, zieht man es vor, den Schein zu wahren. Ich habe oft genug solche Milieus frequentiert, um zu wissen, dass dies wirklich ein sehr bürgerliches Phänomen ist.
Es stimmt durchaus, dass es sich bei der Hauptfigur von Sie sind ein schöner Mann um einen Typen handelte, der seine Frau verliert. Und jetzt dies: Eine Frau, die ihren Mann verliert! Mir war diese Übereinstimmung erst gar nicht bewusst, bevor man mich darauf aufmerksam gemacht hat. Irgendwie muss ich wohl eine Affinität zu Partnerschaften oder zu Ehen haben, in denen man stecken bleibt, ohne zu etwas anderem übergehen zu können. Ich habe keine Erklärung dafür, aber für meinen dritten Film verspreche ich eines: Es wird keinen Toten geben!"
Quellen: Mit Material von Alamode