Es gibt den deutschen Film und es gibt den deutschen Event-Film. Während ersterer sich am Deutschsein der Deutschen abarbeitet und sich im “realistischen” Erzählen übt, um Alltag und Wesen des Bürgers von heute oder aus der jüngeren Vergangenheit zu seziereren, ahmt der Event-Film mit den Finanzmitteln des Privatfernsehen die Blockbuster-Spektakel Hollywoods nach. Zuletzt unterhielt uns zum Tag der deutschen Einheit das neueste Machwerk von Produzent Stefan Raiser, der Schmalspur – Roland Emmerich aus München, über drei Stunden auf RTL unter anderem mit Hannes Jaenicke und Yvonne Catterfeld in den Hauptrollen von Helden – Wenn dein Land dich braucht. Ein Film der Handlungslogik und Schauspielerführung klar der ganz großen Gefühlsinszenierung unterordnete.
Aber auch Sat. 1 liefert regelmäßig einen Event-Film ab. In fast schon hysterischen Freudenjubel gerieten die Sat. 1 -Senderchefs als 2010 Die Wanderhure mit Alexandra Neldel in der Hauptrolle die deutschen Fernsehzuschauer zu Millionen einschalten ließ. Zum Glück lieferte Iny Lorentz (das Pseudosym eines Autorenduos) eine ganze Buchreihe zu den Erlebnissen einer Prostituierten aus dem 15. Jahrhundert. So folgten 2012 die vielversprechenden Titel Die Rache der Wanderhure und Das Vermächtnis der Wanderhure.
Am kommenden Donnerstag können sich die Zuschauer nun auf einen neuen Event-Film zur besten Sendezeit freuen: In einem wilden Land ist die Actionversion von Gold – der Western-Meditation von Thomas Arslan. Die Story geht in etwas so. Vor dem Hintergrund des schlesischen Weberaufstands 1844 siedelt die junge Arbeiterin Mila (Emilia Schüle) nach Amerika über, um sich auf Wunsch ihres während des Aufstands tödlich verletzten Gatten dort ein neues Leben aufzubauen. In Texas will sie sich mit einer Landurkunde in der Tasche ein schönes Fleckchen Land herrichten. Doch es kommt anders: sie hilft der Gräfin Cecilie von Hohenberg (Nadja Uhl) als diese von ihrem gewalttätigen Ehemann Arnim (Benno Fürmann) angegriffen wird und flieht mit ihr in die Wildnis, ins Land der Kommantschen. Dem Häuptling (DDR-Winnetou Gojko Mitic) kommen die Frauen recht gelegen, er könnte sie als Faustpfand bei Friedensverhandlungen mit den Texanern einsetzen. Hier könnt ihr euch schon mal den Trailer ansehen.
Was wird der geneigte Zuschauer zu erwarten haben? Einen deutschen Beitrag zum us-amerikanischen Westerngenre, in dem der Indianer als Feind des weißen Mannes erscheint? Oder ein Sinn-des-Lebens-Film vor historischer Kulisse, gefühlig und schmerzfrei aufbereitet? Dienstagsabend werden wir mehr wissen. Bis dahin vertröstet die eigens eingereichtete Themenseite von Sat. 1 mit interessanten Informationen. Unter anderem erfahren wir hier, dass für die Indianer ein eigener Kampfstil entwickelt wurde: mit Tomahawks, Messern und Speeren!
Was haltet ihr von deutschen Event-Filmen?