Fabrice Luchini verliebt sich in Das Mädchen aus Monaco

02.07.2009 - 09:00 Uhr
Das Mädchen von Monaco
MFA+
Das Mädchen von Monaco
Fabrice Luchini ist intelligent, geistreich, eloquent und nie um Worte verlegen. Nur mit Frauen hat er so seine Probleme, denn sie wollen leider nicht nur reden. Was er davon hält, erklärt er im Interview.

Sie kennen Anne Fontaine seit Anfang der 1980er Jahre?
Ja, und schon seit langem sage ich ihr, dass mich Filme, die sich auf Frauen und Paare beziehen, interessieren.
Als sie mir dieses Projekt vorschlug, war ich zunächst ziemlich verwirrt, sogar eher ablehnend eingestellt. Aber ihre Entschlossenheit und ihre starke Persönlichkeit haben es geschafft, mich zu überzeugen.

Welche Person in dieser Geschichte hat Sie besonders angesprochen?
Bertrand, meine Rolle, ist ein Mann der nicht viel mit Frauen zu tun haben möchte. Ich brauche wenig psychologische Hintergrundinformationen über die Charaktere, die ich spiele, und diese Anfangsbedingung hat ausgereicht, um mich für diese Rolle zu interessieren.

Und als Schauspieler – haben Sie gewisse Affinitäten zum Anwaltsberuf verspürt, wie es auch Ihre Rolle vorgibt?
Es war nicht der Wunsch von Anne Fontaine, dass ich einen theatralischen Anwalt verkörpere. Meist ist er gezügelt und verhalten.

Wie sehen Sie Bertrand?
Er ist ein Mann, der von der strahlenden Persönlichkeit der Louise Bourgoin völlig eingenommen und überwältigt ist, so dass er sein Selbstwertgefühl fast verliert. Was mich an dieser Rolle am meisten interessierte, war die Selbstaufgabe eines Mannes, der zwar als Rechtsanwalt gewandt argumentieren kann, aber einer Frau, die nicht den gleichen Gesetzescode wie er verwendet, völlig ausgeliefert ist.

Wie kommt es, dass sich ein gebildeter Mann wie Bertrand in eine junge Frau wie Audrey so verliebt?
Vielleicht könnte man diese Anziehungskraft mit jener von Odette de Crecys vergleichen, von der sich Swann in Prousts bekanntestem Werk “Eine Liebe Swanns” angezogen fühlt.
Ich bin davon überzeugt, dass eine Person, die einen aus dem persönlichen Gleichgewicht bringt ohne Halt zu geben, keine sexuelle Ausstrahlung ohne intellektuelle Resonanz auslösen kann.

Zwischen Bertrand und Christophe, seinem Bodyguard, gibt es beinahe eine sadomasochistische Faszination, die die beiden miteinander verbindet …
Ich frage mich, was die anderen darstellen. Da ich nicht immer ihre Rollen verstehe, kann ich mit Hilfe des Films, das Rätsel, das meine Spielpartner verkörpern, lösen.
Plötzlich fällt es mir leicht, von einer Person wie Roschdy Zem fasziniert zu sein, weil ich die Person nicht vom Individuum trennen kann.

Und Louise Bourgoin?
Sie ist eine außergewöhnliche Person! Ein junges Mädchen, von den Göttern gesegnet, das die Liebe zelebriert. Sie jeden Tag zu sehen, war allein schon Vorfreude und Versprechen genug. Obwohl sie noch Vieles lernen muss, fühlt man, dass sie schon Vieles weiß. Wenn man mit ihr spielt, wird man von ihrer eigenen Welt, die sie umgibt, erfasst.

Man merkt, dass Sie viel Spaß beim Filmdreh hatten.
Was ich besonders am Kino schätze, ist die Beziehung zwischen den Schauspielern. Das ist die einzige Freiheit, auf die der Regisseur keinen Zugriff hat. Gleichzeitig entwickeln sich auf und außerhalb des Drehortes Beziehungen und Freundschaften zwischen den Schauspielern. Eine intelligente Regisseurin wie Anne Fontaine benutzt diese freundschaftlichen Beziehungen für ihre Filmprojekte.

Wie gibt Anne Fontaine ihren Darstellern Anweisungen?
Sie gibt genaue und strenge Anweisungen beim Dreh. Es ist schon beeindruckend, wie wir Schauspieler uns ihrer meisterlichen Hand völlig ergeben können und wollen. Die Schauspieler schlagen ihr ihre eigenen Ideen für die Charaktere vor und die Regisseurin wählt sie dann je nach dem aus oder auch nicht. Genau das passiert mit Anne Fontaine. Die Rollenfreiheit ist somit eingeschränkt.

Quelle: Interview mit Fabrice Luchini zu seinem Film Das Mädchen aus Monaco; mit Material von MFA+

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