Fatih Akin lässt am Montag Sektkorken knallen

23.08.2008 - 09:30 Uhr
Fatih Akin
Berlinale
Fatih Akin
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Der deutsch-türkische Regisseur aus Hamburg feiert seinen 35. Geburtstag

Er hat – außer den Oscar – schon alle großen Preise gewonnen: Den Goldenen Bären, den Deutschen Filmpreis, den Europäischen Filmpreis, eine Palme in Cannes. Das alles vor seinem 35. Geburtstag. Fatih Akin ist einer der erfolgreichsten Regisseure der Zeit. Der Türke aus Hamburger erzählt junges und unkonventionelles Kino mit seinen Geschichten, die als Gangsterfilm, Familiensaga, Roadmovie und Liebesgeschichte daherkommen.

Schon während seiner Schulzeit dreht er kurze Filme mit der Videokamera, schreibt Drehbücher und so geht er auch sofort nach der Schule zum Fernsehen zunächst als Schauspieler. Eine Hamburger Produktionsfirma vertraut ihm: Zwei Kurzfilme entstehen, die für Aufmerksamkeit sorgen. Ein Studium schließt sich an und noch als Student geht seine Filmkarriere steil bergauf. Sein erster Kinofilm wird Kurz und schmerzlos über drei Hamburger Freunde, Kleingangster aus dem Migrantenmilieu. Auf einmal sehen Millionen Einwanderer, die in Deutschland zu hause sind, eine Stimme. Folgerichtig gewinnt Fatih Akin Bayrischen Filmpreis als Bester Nachwuchsregisseur.

Mit Im Juli dreht er Sommerfilm, Komödie, Liebesfilm und Road Movie zugleich. Der junge Regisseur will sich austesten im Genrefilm, der in der heimischen Produktion nicht gerade angesagt ist. Solino ist die Chronik einer italienischen “Gastarbeiter”-Familie. Beiden Filmen gemein ist ihr explizit filmisches Erzählen – selten geworden im deutschen Kino. Und obwohl nicht alle Kritiker von den zwei Werken begeistert sind, die Art des Erzählens lässt ein großes Talent aufscheinen.

Der Durchbruch – national wie international – kommt mit Gegen die Wand. Dies ist ein rauer, wilder und kompromissloser Film, der Publikum, Kritiker und Juroren gleichermaßen überzeugt. Der Regisseur inszeniert vitales, körperliches Kino, das sich zwischen Tragikomödie und Melodram bewegt. Dabei verlässt er sich ganz auf seine Intuition, inszeniert dramaturgisch risikobewusst, aber mit einem Gespür für emotionale Wucht, die den Zuschauer packt. Zunächst war Gegen die Wand gar nicht für die 54. Internationalen Filmfestspiele in Berlin vorgesehen, in einem Nebenprogramm sollte er laufen. Aber dann rutschte er als letzter Beitrag gerade noch in den Wettbewerb und wird prompt mit dem Goldenen Bären als Bester Film ausgezeichnet. Der Erfolg, ein Preis nach dem anderen, bricht regelrecht auf den Filmemacher ein.

Fatih Akin macht danach genau das Richtige: Er dreht den Dokumentarfilm Crossing the Bridge – The Sound of Istanbul über die Istanbuler Musikszene. Der Film dokumentiert eine Odyssee auf den Spuren der musikalischen und kulturellen Ursprünge, Einflüsse und Perspektiven Istanbuls. Der Regisseur begleitet die Straßenmusiker hautnah mit der Handkamera. Zudem arbeitet er als Produzent, entdeckt junge Filmtalente, schreibt Drehbücher für seine Kollegen und spielt auch gern in Filmen seiner Freunde mit. So arbeitet er an den Filmen Kebab Connection, Takva und Chiko mit.

Drei Jahre nach dem Erfolg von Gegen die Wand erscheint Auf der anderen Seite. Es ist der zweite Teil seiner Trilogie “Liebe, Tod und Teufel”. Erzählt wird von sechs Menschen zwischen Istanbul, Bremen und Hamburg, die über zwei tragische Todesfälle miteinander verwoben werden. Wieder gibt es Preise über Preise. Aber etwas von der leidenschaftlichen Wucht des ersten Film fehlt.

Vielleicht bietet uns das ja der neue Film, an dem der Regisseur aktuell arbeitet. Soul Kittchen dreht sich um einen griechischen Restaurantbesitzer. Moritz Bleibtreu wird eine Rolle übernehmen, ab Oktober wird gedreht. Hoffentlich findet Fatih Akin auch Zeit zum Feiern: Einmal anstoßen auf den 35. und viele weitere, interessante Filme!

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