Flaked - Die neue Serie von Will Arnett und Netflix im Pilot-Check

13.03.2016 - 09:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Will Arnett und Co. in FlakedNetflix
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Nach Arrested Development und BoJack Horseman ist Flaked die nächste gemeinsame Serie von Will Arnett und VoD-Anbieter Netflix. Wir haben uns den Piloten zur Dramedy angeschaut und uns einen ersten Eindruck verschafft.

Netflix erwies sich als rettender Hafen, nachdem der Sender FOX den Kritikerliebling Arrested Development nach drei Staffeln einstampfte. Die Comedy-Serie steht noch immer in der Gunst einer eingeschworenen Fan-Gemeinde, doch die niedrigen Quoten erfüllten nicht die hohen Erwartungen des Senders. Sieben Jahre dauerte es, bis Netflix 15 weitere Episoden produzierte. Will Arnett spielte die Rolle des George Oscar "G.O.B." Bluth II, einen Möchtegern-Magier, dessen größte Illusion daraus bestand, sich und seiner Familie vorzugaukeln, er würde einer sinnvollen Tätigkeit nachkommen. Seit 2014 leiht Arnett BoJack Horseman seine Stimme. Die Geschichte um den gescheiterten Gaul, der nach seiner beendeten Serien-Karriere einen Tiefschlag nach dem anderen wahlweise erlebt oder verteilt, ist ebenfalls eine Produktion aus dem Hause Netflix. Der dritte Streich folgt mit Flaked.

In Flaked spielt Will Arnett nicht nur den Protagonisten Chip, sondern schrieb auch das Drehbuch zu der achtteiligen Dramödie. Mitchell Hurwitz, der als Schöpfer hinter Arrested Development stand, ist als ausführender Produzent mit von der Partie. Bei der Gestaltung des Konzeptes half Mark Chappell (The Increasingly Poor Decisions of Todd Margaret). Eines sei vorweg gesagt: Trotz der Ankündung als Comedy-Serie stimmt Flaked ernstere Töne an als Arrested Development und trotz aller Tragik sorgt das versoffene, menschliche Pferd Bojack für deutlich mehr Lacher als der strauchelnde Held Chip.

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins?

Chip ist ein selbsternannter Guru, der anderen Menschen Lebensweisheiten erteilt. Dabei blickt er selbst auf eine zweifelhafte Vergangenheit zurück. Ein schlimmes Ereignis (das der Protagonist im ersten Satz des Piloten mit dem Titel Westminster verrät) führte ihn zehn Jahre zuvor ins sonnige Venice. Der Stadtteil des kalifornischen Los Angeles scheint ausschließlich aus hippen Coffee-Shops, angesagten Restaurants und schmalen Gassen zu bestehen. An diesen Orten verbringen Chip und sein bester Freund Dennis (David Sullivan) den lieben langen Tag mit süßem Nichtstun oder beim Paddle-Tennis, einer Trendsportart, die der hippe Venice-Bewohner spielt. Die Anspielungen und Witze über den Stadtteil, der vor allem für seinen Strand bekannt ist, und den angrenzenden Bezirk Mar Vista sind für den unwissenden Zuschauer hierzulande nur schwer zu verstehen. Bevor ihr euch die Mühe macht, im Urban Dictionary nach dem titelgebenden "Flaked" zu blättern, lasst euch gesagt sein, dass Chip ein Flake durch und durch ist - ein Mensch, der euch am verabredeten Treffpunkt warten lässt, leere Versprechungen macht, jemand, auf den keinerlei Verlass ist. Er mogelt sich mit kleinen Lügen und Halbwahrheiten durch die Freundschaft zu seinem Nachbarn Dennis, die hauptsächlich daraus besteht, dass dieser Frauen kennenlernt, die ihm Chip ausspannt.

Trotz der sonnigen Kulisse und der gutgelaunten Longboard-Fahrer scheint keine der Figuren glücklich zu sein. Chip lässt sich halbherzig auf Frauen ein, die beim Liebesakt ihre Whatsapp-Nachrichten checken und auch außerhalb des Bettes nicht besonders interessiert an dem älteren Mann an ihrer Seite sind. Anstelle fermentierter Pilze schwimmen vergorene Weintrauben in Chips Kombucha-Flasche, Dennis ist trockener Alkoholiker, der als Wein-Vertreter arbeitet. Ohne Genussdrogen scheint auch das Leben in Venice nicht zu funktionieren.

Blasse Figuren im Sonnenschein

Keiner der Figuren, die in der ersten Episode vorgestellt werden, geht einer bedeutsamen Tätigkeit nach. Neben seiner Funktion als Lebensberater stellt Chip Stühle her, doch an der Werkbank sehen wir ihn nie. Wo nicht gehobelt wird, fallen auch keine Späne, und so bleibt die Kundschaft aus. Cooler (George Basil), der dritte Kumpel im Bunde, ist ein Stand-up-Comedian, der sich selbst als unlustig beschreibt. Das ironische Potenzial, das in der verfehlten Berufswahl der Männer angedeutet wird, wird allerdings nicht ausgeschöpft. Besonders die weiblichen Figuren bleiben blass. Über London (Ruth Kearney) erfährt der Zuschauer lediglich, dass sie frisch in Venice eingetroffen ist und als Kellnerin in einem Restaurant arbeitet, das sich auf das Servieren von Wein spezialisiert. Und dass sie wahnsinnig hübsch ist. Genau das ist der Grund, der sie zum Liebes- und Streitobjekt der Freunde Dennis und Chip macht. Zwar wird mehrmals angesprochen, dass allein Chips Anblick die Schönheit elektrisiert, doch die Dame bestätigt die steile These nicht. Aber wie auch - sie kommt ja nicht zu Wort.

Am Ende des Piloten zu Flaked stehen die Zeichen für den Helden nicht gut. Die ersten Fäden des Lügengeflechtes sind gesponnen und es zeichnet sich ab, dass es im Folgenden weder für Chip, noch für den Zuschauer viel zu Lachen geben wird. Der Grundkonflikt "Zwei Männer lieben die selbe Frau" ist gelegt, doch ob das wenig innovative Thema den Zuschauer noch weitere sieben Episoden bei der Stange halten kann, ist fraglich.

Habt ihr die acht Episoden Flaked schon geschaut?

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