Francis Ford Coppola: Mein liebster Film

07.04.2009 - 11:35 Uhr
Gene Hackman in Der Dialog
American Zoetrope
Gene Hackman in Der Dialog
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Nicht Der Pate, nicht Apokalypse Now, nicht Rumble Fish – Ich liebe Der Dialog.

Heute feiert der große Francis Ford Coppola seinen 70. Geburtstag. Was wünscht sich ein Regisseur mehr, als dass seine Filme gesehen, besprochen, begutachtet werden? Ihr liebt Der Pate: Ohne Frage ist das für die User von moviepilot der Film! Die opulente Familienchronik um einen italienischen Mafiosi Corleone zählt zu den größten Erfolgen der 1970er Jahre, wird für 11 Oscars nominiert und erhält 3 davon. Es folgen zwei weitere Teile, die 1974 und 1990 in die Kinos kommen und den Erfolg – seitens der Kritiker, des Publikums und der Auszeichnungen – fortsetzen. So gut, so schön, aber mein Lieblingsfilm ist es nicht!

Es ist der etwas unscheinbarere Der Dialog (1974). Hier erzählt der Regisseur die Geschichte des Überwachungsexperte, Abhörspezialist und Hobbysaxophonist Harry Gaul (Gene Hackman), dessen goldene Regel seines Berufsstandes er ziemlich ernst nimmt: Keine Einmischung in die Angelegenheiten der Klienten. Wer will weiß, weiß zu viel! Aber durch seinen Job ist er in einen Mord involviert und so gerät er mit seinem Gewissen in Konflikt, seine Skrupel führen letztlich zu seiner Selbstzerstörung. Francis Ford Coppola erzählt hier brilliant die Geschichte eines großen Einzelgängers, der sich nicht offenbart. Ein beunruhigender Film, der minuziös den Einbruch der Technik in die Intimsphäre des Menschen und die damit verbundene Paranoia beschreibt. Überaus aktuell! Heute zählt Der Dialog zu den Höhepunkten des New Hollywood, damals gewann er bei den Filmfest in Cannes die Goldene Palme.

Leider war das damalige Publikum nicht begeistert: Ein richtiger Thriller sah in den 1970er Jahren anders aus. Heute ist er ein Klassiker. Ein Film – wie Ekkehard Knörer auf jump cut schreibt – “ohne Totale, es gibt keinen privilegierten Blick, der das Bild und den Ton in eindeutig entzifferbarer Weise zusammensetzte. Gene Hackman spielt in einer seiner besten Rollen die Figur, an der dieses radikale Prinzip der Verunsicherung als Psychologie zusammenläuft. Der totale Wahn aber ist hier nicht das Drama eines Individuums, sondern die Struktur des Films.”

An viele Szenen erinnere ich mich immer wieder: Wenn Harry Gaul seine Opfer abhört, dann entsteht eine wunderbare Symphonie von Bildern, Musik und Sprachfetzen, die einzigartig ist. Der Cutter Walter Murch hat sie zu verantworten und beweist bei diesem Film, dass er zu den größten seiner Zunft gehört. Leider zeigt weder das öffentlich-Rechtliche noch das private Fernsehen einen Film zu Ehren des Meisters und so kann ich Euch nur den Gang in eine gute Videothek empfehlen.

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